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[Studierende sichern traditionsreiche Wetterbeobachtung]


Studieren kann so schön sein! Auf dem Wasserturm der FU-Meteorologen beobachten die Studentinnen Christina Endler, Sabrina Schmidt und Claudia Voß (von links nach rechts) das Wetter.

Dem tatkräftigen Einsatz von Studierenden des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin ist es zu verdanken, dass die ganztägige Wetterobservation auf dem Dahlemer Wasserturm vorerst aufrecht erhalten werden kann. Damit ist zunächst die Gefahr gebannt, dass die Messreihe unterbrochen und somit wissenschaftlich bedeutungslos wird.

Systematische, ganztägige Wetterbeobachtung findet an der FU Berlin seit 1950 statt. Finanziert wird sie damals vom RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor), sowie von einigen Zeitungen im Westteil Berlins. Nur zwei Jahre später wird die erste Wetterkarte vom Instititut herausgegeben und in den Zeitungen abgedruckt, woraus sich ein regelmäßiger Wetterdienst entwickelt. Ein zusätzlicher Telefondienst zur Abfrage der aktuellen Wetterlage wird eingerichtet. Die Erlöse aus der Wetterbeobachtung, der Wetterkarte und dem telefonischem Wetterdienst, bilden sehr bald die größte Einnahmequelle des Instituts. Erste finanzielle Schwierigkeiten treten nach der Wende auf: Die FU-Meteorologen müssen ihre Wettervorhersagen für die Öffentlichkeit einstellen, da diese nun vom Deutschen Wetterdienst (DWD) übernommen werden. Mit dem Verlust eines Teils der Kundschaft schwinden sukzessive auch die Einnahmen. Im Zuge des wachsenden Konkurrenzdrucks wird 1998 der Verein „Berliner Wetterkarte“ von Angehörigen des Instituts für Meteorologie ins Leben gerufen. Der Verein, finanziert durch private Abnehmer, ermöglicht vorerst den Fortbestand der ganztägigen Wetterbeobachtung und der Wetterkarte. Aber auch hier spielt der Fortschritt Schicksal. So lässt der schnelle Zugriff auf Daten im Internet das Interesse an alt hergebrachten Methoden wie den Telefondienst und den Versand von Wetterkarten rapide sinken. Hinzu kommen steigende Papier- und Versandkosten. Fehlende Gelder führten am 28. Februar diesen Jahres zum vorläufigen Ende der ganztägigen Wetterbeobachtung. Der bezahlte Beobachtungsdienst sollte auf die Vormittage beschränkt werden.

Der Ausfall einer einzigen Beobachtung hätte genügt, die ganze Reihe wissenschaftlich bedeutungslos werden zu lassen. „Der beobachtende Mensch lässt sich nicht ohne weiteres durch automatisierte Messungen ersetzen, weil der Computer wichtige Feinheiten, die zur Bewertung der Wetterlage notwendig sind, nicht oder nur undifferenziert erkennt“, sagt der Dipl.-Met. Thomas Dümmel. So könne der Computer z.B. nicht zwischen Sprüh- oder Platzregen und zwischen Schnee oder Regen unterscheiden und er erkenne auch nicht, wie groß Hagelkörner seien. Des weiteren würden Niederschlagsmessungen durch Blätter und Staub, die in die Geräte gelangen, verfälscht.

Um die Klimareihe zu retten, haben Studierende freiwillig und größtenteils unentgeltlich die komplette Spät- und Nachtbeobachtungen von 15 Uhr nachmittags bis 7 Uhr morgens übernommen. Christoph Gatzen, einer der leidenschaftlichen Wetterbeobachter, ist zuversichtlich, dass sich der Einsatz lohnt. „Wir haben inzwischen genügend Spendengelder zusammen bekommen, um zunächst auf niedriger Lohnbasis bis Juli 2002 weiter zu arbeiten“, erklärt er stolz. Ein längerfristiges Finanzierungsprogramm muss nun erarbeitet werden.

Die Dahlemer Synoptik bietet Berliner Studierenden bundesweit die einzigartige Chance einer praxisnahen Ausbildung. „An anderen Universitäten wird Wetterkunde im Keller betrieben, wir haben hier die Möglichkeit, live zu erleben, was andere nur aus Büchern kennen“, meint ein Student. Aus diesem Grund haben sich in diesem und im vergangenen Semester zusammen fast 100 neue Studierende im Fach Meteorologie an der FU eingeschrieben, ein Rekord. Der Verlust der Dahlemer Synoptik bedeute auch den Verlust dieser einmaligen Chance, „live zu lernen“. Auch in Berlin würde man dann „zum Lernen in den Keller gehen“.

Susanne Lettau

Foto: Dümmel


Die Studierenden des Instituts für Meteorologie der Freien Universität bitten auch weiterhin um Spenden für ihre Arbeit, Spendenquittungen werden ausgestellt.

Spendenkonto:
FU-Hauptkasse, Berliner Bank, BLZ 100 200 00, Konto-Nr.: 3901 999303,
als Verwendungszweck angeben: „Unterkonto 24032730 Stichwort: Klima“

Informationsseite:
http://prognose.met.fu-berlin.de/hilferuf.html

Informationen:

Christoph Gatzen, Tel.: 030/ 80 40 47 61 und Institut für Meteorologie der FU-Berlin,
Tel.: 030/ 838 538 27


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