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FU-N 1-2/2000
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Vortragsreihe "Strategisches Dreieck Deutschland - Israel - USA"

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Vortragsreihe "Strategisches Dreieck Deutschland – Israel – USA"
Wie tragfähig sind die Brücken?


VON CATARINA PIETSCHMANN

Provokante Fragen eröffneten die Podiumsdiskussion im Henry-Ford-Bau: Wäre das akademische Leben in den USA anders verlaufen, wenn es in Deutschland die 30-er und 40-er Jahre nicht gegeben hätte? Warum gehen Nobelpreise fast ausschließlich an amerikanische Wissenschaftler? Welchen Einfluss hatten die emigrierten Juden damals und heute auf die amerikanischen Universitäten? Zur dritten Veranstaltung der Vortragsreihe "Strategisches Dreieck Deutschland – Israel – USA" am 11. Januar 2000 kamen als Gäste Prof. Dr. Michael Blumenthal, derzeit Fulbright-Professor für amerikanische Literatur an der FU, Prof. Dr. Michael Brenner von der Ludwig-Maximilians-Universität München (Jüdische Geschichte und Kultur) und Tom Freudenheim, Kunsthistoriker und stellvertretender Leiter des Jüdischen Museums in Berlin. Thema des Abends: "Amerikanische Universitäten als kulturelle Brücke zwischen Deutschen und Juden".

Das Deutschlandbild in den USA ist auch heute noch stark geprägt durch den Holocaust und seine Folgen. Nur zögernd kommen amerikanische Juden nach Deutschland zurück, so Freudenheim. Nach Ansicht von Blumenthal sind auch mehr als 50 Jahre nach Ende des Holocaust die Wunden noch zu frisch. "Tragischerweise wird es erst möglich sein das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen mit Abstand zu betrachten, wenn niemand aus der Generation der Opfer und Täter mehr lebt", so Blumenthal. Jewish Studies haben sich erst in den vergangenen 30 Jahren an amerikanischen Universitäten etabliert. Der Schwerpunkt von Forschung und Lehre liege im Wesentlichen auf der Zeit der Verfolgung in Deutschland. Im wenig geschichtsbewussten Amerika gibt es nach wie vor Ressentiments gegen die Deutschen, sowohl bei jüdischen wie bei nicht-jüdischen Amerikanern. Brenner betonte, es sei problematisch, dass amerikanische Juden der 2. und 3. Generation auf der Suche nach ihren Wurzeln in Deutschland meist nur die Orte der Vernichtung aufsuchten, nicht aber die Orte ihrer Herkunft.

Nach Brenners Auffassung gab es in der Kriegs- und Nachkriegszeit durch die emigrierten Juden eine wirkliche Brücke zwischen Deutschland und den USA, aber nicht zwischen Deutschen und Ju-den. Bei allen Diskussionsteilnehmern bestand Einigkeit darüber, dass der Austausch zwischen deutschen und amerikanischen Universitäten sowohl auf studentischer als auch auf akademischer Ebene stark intensiviert werden sollte, um die Tragfähigkeit der kulturellen Brücke für die Zukunft zu verstärken.

Die Vortragsreihe wird von der FU im WS 99/00 in Kooperation mit dem TAGESSPIEGEL durchgeführt.

Info


Nächste Veranstaltung:
8. Februar 2000, um 18 Uhr im Henry-Ford-Bau.
Thema: "Deutschland und Israel im Spiegel amerikanischer Publizistik".