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Was ist ein guter Kindergarten?

Von Anne Schillo

Foto: FU Pressestelle

Eltern sollen die Qualität von Kindertagesstätten künftig leichter einschätzen können. Das soll die "Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder", die das Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen hat, ermöglichen. Insgesamt neun Bundesländer, darunter auch Berlin, werden sich daran beteiligen. Ziel dieser Initiative ist die Verbesserung der Arbeit in den Tageseinrichtungen. Sechs Teilprojekte sollen einen Kriterienkatalog entwickeln sowie interne und externe Feststellungen der Qualität vornehmen. Das Gesamtvorhaben wird als Projektverbund organisiert. Drei der sechs Teilprojekte sind an der FU angesiedelt.

Die Kleinkindpädagogen Prof. Dr. Wolfgang Tietze und Dr. Susanne Viernickel betreuen die Teilprojekte I und II, die sich mit der pädagogischen Qualität von Tagesbetreuungseinrichtungen für Kinder im Alter von 0-6 Jahren befassen. Erstes Ziel der Projekte ist die Formulierung und Empfehlung eines Katalogs von innerhalb der Profession anerkannten, konzeptübergreifenden Qualitätskriterien und -standards, der unter Hinzuziehung von Experten aus Wissenschaft und Fachpraxis erarbeitet werden wird. Hierbei sollen nationale und internationale Vorarbeiten und Erfahrungen berücksichtigt werden. Das zweite Ziel ist die Entwicklung eines Konzepts zur Unterstützung von interner Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten. Hier sollen praxisorientierte Arbeitsmaterialien erstellt werden, die Erzieherinnen eine eigenständige Beurteilung pädagogischer Qualität ermöglichen und konkrete Hinweise zur Umgestaltung an die Hand geben. Regionale Arbeitskreise von LeiterInnen bzw. Qualitätsbeauftragten sollen den Prozess der Qualitätsentwicklung unterstützen. Die Entwicklung eines Feststellungsverfahrens, das auf eine externe Einschätzung gegebener Qualität abzielt, bildet den dritten Schwerpunkt der Projekte. Die Verfahren und Instrumente zur internen Qualitätsentwicklung und zur externen Qualitätsfeststellung werden in über 100 Einrichtungen erprobt und wissenschaftlich evaluiert. Durch die Einbeziehung von Kindertagesstätten aus alten und neuen Bundesländern, altershomogenen und altersgemischten Gruppen, in städtischen Ballungsräumen und ländlichen Gebieten soll die möglichst breite Anwendung gesichert werden.

Im Teilprojekt IV, das die Schulpädagogen Prof. Dr. Jürgen Zimmer und Dr. Christa Preissing betreuen, wird auf der Basis eines Situationansatzes gearbeitet. Das ist ein pädagogisches Konzept für die Arbeit mit Kindern in Kindertageseinrichtungen, das den Alltag in den Lernprozess einbezieht und das die Reform des Kindergartens in den siebziger Jahren ebenso geprägt hat wie die aktuellen Auseinandersetzungen und Reformbestrebungen in den neuen Bundesländern.

Gegenstand des Projektes wird sein, die für den Situationsansatz spezifischen Qualitätskriterien so zu explizieren, dass sie zum einen einen klaren Orientierungsrahmen für Qualitätsentwicklungen in der Praxis darstellen und zum anderen einer empirischen Prüfung durch Verfahren der internen und externen Evaluation zugänglich sind. Der großen Gruppe von Kindergärten, die vom Anspruch her nach dem Situationsansatz arbeiten wollen, bei der Umsetzung jedoch Schwierigkeiten haben, können diese Materialien konkrete Unterstützung für ihre Qualitätsentwicklung anbieten. Das Projekt verfolgt drei Hauptziele:

  • Entwicklung, Formulierung und Begründung von Qualitätskriterien für Kindertageseinrichtungen auf der Basis der Theorie des Situationsansatzes im Dialog mit profilierter Praxis;
  • Entwicklung von entsprechenden Instrumenten und Verfahren zur internen und externen Evaluation und erste Erprobung in profilierten Praxiseinrichtungen;
  • Überprüfung der Instrumente und Verfahren durch interne und externe Evaluation in nicht einschlägig profilierten Praxiseinrichtungen.

Dieses Projekt wird mit Schwerpunkten in den Ländern Berlin, Hessen, Saarland durchgeführt.

Alle Projekte haben eine Laufzeit von drei Jahren und werden voraussichtlich im Dezember beginnen.