Fontane Preis für den Psychologiestudenten Fabian Fabian Schwarz

"Hinter'm Berg wohnen auch noch Leute"


Theodor Fontane - da denken viele zuerst an Effi Briest oder an die Mark Brandenburg. Doch nicht junge literarische Hoffnungen werden mit dem von der Studienstiftung des deutschen Volkes verliehenen Preis geehrt, sondern Studentinnen und Studenten, die sic h um Integrationsarbeit und Völkerverständigung verdient gemacht haben.

Denn der Name Theodor Fontane steht ebenso für die kulturvermittelnden Beiträge eines Journalisten, dessen Vorfahren Religionsflüchtlinge waren und der Zeit seines Lebens die ethnische Vielfalt seines Landes ins Bewußtsein gerufen hat. Der Preis wird seit 1996 einmal jährlich an fünf ausländische und fünf deutsche Stipendiaten der Studienstiftung verliehen und ist mit jeweils 5.000 DM dotiert.

Fabian Schwarz: Völkerverständigung findet im Kleinen statt

Einer, der einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet hat, ist der FU-Student Fabian Schwarz. Den Fontane-Preis erhielt er im Mai '97 sowohl für sein langjähriges Engagement für den Verein "Berliner Austauschschüler e.V.", dessen Vorsitzender er von J anuar '95 bis Januar '97 war, als auch für die Organisation einer Ausstellung über das deutsche Konzentrationslager Majdanek in Polen. Für den 24jährigen ist Völkerverständigung eigentlich ein viel zu großes Wort für seine Arbeit -Völkerverständigung findet für ih n "im Kleinen statt und ganz konkret". Ihn interessiert die Psychologie der kulturellen Unterschiede und das "kulturell Andere", worauf er auch den Schwerpunkt in seinem 1994 begonnenen Psychologie-Studium legen möchte. Daher organisierte er während seiner Vereinstätigkeit nicht nur die weltweiten Austauschprogramme für Berliner Schüler, sondern leitete auch Vorbereitungs-Seminare.

"Wo komme ich her? Wer bin ich? Wie nehme ich mich wahr als Deutscher?" Das sind die Fragen, mit denen Fabian Schwarz die von ihm betreuten Schüler durch Rollen- und Simulationsspiele in der Seminargruppe konfrontierte.

Das ehemalige Konzentrationslager Majdanek in Ostpolen war Ziel einer Reise, die er noch als Gymnasiast 1993 mit Schülern und Lehrern seiner damaligen Schule unternahm.

Die Gruppe durchforschte Archivmaterial und fand heraus, daß mehrere Berliner Juden, die bis dahin als verschollen gegolten hatten, in Majdanek umgebracht worden waren. Damit aber endete das Engagement nicht: Zurück in Berlin, entstand eine Ausstellung übe r das Lager, die an der Schule und im Rathaus Neukölln zu sehen war. Alte Aufzeichnungen und Fotografien dokumentieren die Geschichte des Lagers und seiner Opfer. Zugleich aber werden die Biographien der größtenteils aus der Ukraine stammenden Täter beleuc htet.

Eine japanisch-deutsche Friedensinitiative lud Schüler und Lehrer zu einer vierwöchigen Reise nach Japan ein, in deren Verlauf die Ausstellung in mehreren japanischen Städten gezeigt wurde.

Der Fontane-Preis bedeutet für Fabian Schwarz die Anerkennung seiner langjährigen Arbeit, denn er konnte "eine ganze Menge bewegen - aber natürlich nur gemeinsam mit anderen", wie er hinzufügt.

Stefanie Lehnart

Der FU-Medizin-Student Tobias Reindl erhielt in Würdigung seiner Tätigkeit für Kriegsopfer in Mazedonien ebenfalls den Theodor-Fontane-Preis. Leider konnten wir Tobias Reindl bis Redaktionsschluß nicht erreichen.


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