FU-Theaterwissenschaften bauen "centres of excellence"

Aufbruch ins nächste Jahrtausend


Die gegenwärtig sich dramatisch verändernde Wissenschafts- und Kulturlandschaft wird künftig völlig neue Anforderungen auch an das Fach Theaterwissenschaft stellen. Um ihnen gerecht werden zu können, haben wir im Institut für Theaterwissenschaft die Aufgaben in Lehre und Forschung ebenso wie im Dienstleistungsbereich sorgfältig überdacht und teilweise neu definiert.

Dabei sind wir von einer Rückbesinnung auf die Eigenart von Theater ausgegangen, dem Gegenstand unseres Faches. Zum einen gilt es zu bedenken, daß an Theater die verschiedensten Künste, Medien und Technologien beteiligt sind und sich in ihm die unterschiedlichsten kulturellen Bereiche überkreuzen und überlagern. Theaterwissenschaft stellt daher als Fach ein interdisziplinäres Feld par excellence dar. Daraus ergeben sich bestimmte Konsequenzen für die Lehre, die sich in einer neuen Studienordnung niedergeschlagen haben. Im Hinblick auf die Forschung weist dieser Sachverhalt unser Fach als besonders geeignete Basis für interdisziplinäre Forschungsprogramme aus, wie sie im Rahmen eines Graduiertenkollegs, eine s Schwerpunktprogramms und eines Sonderforschungsbereichs verwirklicht werden können.


Wir sind von einer Rückbesinnung auf die Eigenart von Theater ausgegangen, dem Gegenstand unseres Faches. Zum einen gilt es zu bedenken, daß an Theater die verschiedensten Künste, Medien und Technologien bet eiligt sind und sich in ihm die unterschiedlichsten kulturellen Bereiche überkreuzen und überlagern. Theaterwissenschaft stellt daher als Fach ein interdisziplinäres Feld par excellence dar.

Zum anderen darf nicht aus dem Blickfeld verschwinden, daß Theater einen wesentlichen Bestandteil des heutigen kulturellen Lebens bildet. Eine Kooperation zwischen dem Institut für Theaterwissenschaft und den Berliner Theatern, wie sie seit Beginn des letzten Wintersemesters in Gang gekommen ist, erscheint daher dringend geboten. Um sie für beide Seiten effektiv und produktiv gestalten zu können, wurde ein künstlerischer Beirat für die Theaterwissenschaft ins Leben gerufe n, dem die Intendanten der wichtigsten Berliner Bühnen angehören.

Keine Angst vor neuen Anforderungen

Die neue Studienordnung, die Ende des letzten Wintersemesters vom Institutsrat verabschiedet wurde, vollzieht die längst überfällige Trennung von Theater- und Filmwissenschaft. Sie gilt entsprechend ausschließlich für das Stud ium der Theaterwissenschaft. Eine Studienordnung für einen selbständigen Studiengang Filmwissenschaft wird nach Besetzung der C4-Professur für Filmwissenschaft konzipiert werden, die voraussichtlich ebenso wie die vakante C4-Professur f&uum l;r Theaterwissenschaft gegen Ende des Sommersemesters ausgeschrieben wird. Die neue Studienordnung für Theaterwissenschaft sieht klar unterschiedene Anforderungsprofile für die einzelnen Studienphasen vor, eine Reihe praxisbezogener Veranstaltu ngen, die in enger Zusammenarbeit mit Mitgliedern der verschiedenen Berliner Bühnen durchgeführt werden sollen, und im Hauptstudium u.a. eine Einführung in Formen interdisziplinären Arbeitens, wie sie zukünftig in der kulturellen Praxis sowie in den Kulturwissenschaften immer wichtiger werden. Damit sollen unsere Studierenden sowohl für unterschiedliche Anforderungen in der Praxis als auch für eine weitere wissenschaftliche Arbeit bestmöglich qualifiziert werden.

Um den Studierenden ein Studium an ausländischen Partner-Instituten zu ermöglichen, beteiligt sich das Institut am ERASMUS- bzw. am SOKRATES-Programm. Darüber hinaus gibt es bilaterale Austauschprogramme mit der Graduate School der City University of New York und mit der Theaterwissenschaftlichen Abteilung der Theaterakademie in St. Petersburg. Eine längerfristige Zusammenarbeit mit der Theaterakademie St. Petersburg wird von der Stiftung Volkswagenwerk im Rahmen ihres Schwerpunkts "Gemeinsame Wege nach Europa" gefördert. Ein erstes gemeinsames Kolloquium über "Problems of Teaching Performance Analysis" fand vom 16. bis 21. Februar diesen Jahres in Berlin statt.

Zum Wintersemester 1997/98 wird das im letzten Herbst beantragte und inzwischen bewilligte Graduiertenkolleg "Körper-Inszenierungen" seine Arbeit aufnehmen. Plätze für 16 Doktoranden und 3 Postdoktoranden werden in den näc hsten Wochen ausgeschrieben werden. Am Kolleg sind 15 Hochschullehrer aus 12 Fächern beteiligt. Seinen Gegenstand bilden Körper-Inszenierungen, die in unterschiedlichen Epochen der europäischen Kultur seit der Antike sowie in ausgewähl ten außereuropäischen Kulturen untersucht werden sollen. Das Kolleg soll in enger Zusammenarbeit mit bzw. als Bestandteil des geplanten Sonderforschungsbereichs "Kulturen des Performativen" durchgeführt werden. An diesem Sfb woll en sich ca. 25 Wissenschaftler beteiligen, darunter auch einige von der Humboldt-Universität und von der Universität Potsdam. Die Vorbereitungen sind bereits weit gediehen. Seit dem letzten Wintersemester läuft eine Ringvorlesung gleichen T itels.

Darüber hinaus wird vom Institut das DFG-Schwerpunktprogramm "Theatralität" koordiniert, an dem gegenwärtig Wissenschaftler von fünfzehn verschiedenen deutschen Hochschulen beteiligt sind. Seine Jahreskolloquien finden in Berlin statt - das nächste mit dem Titel "Inszenierung von Authentizität" vom 6.-8. Juni 1997.


Erika Fischer-Lichte ist Professorin am Institut für Theaterwissenschaft und Geschäftsführende Direktorin des Instituts

Mit derartigen Kolloquien wollen wir auch eine breitere interessierten Öffentlichkeit ansprechen und in die Stadt hineinwirken. Im September 1998 wollen wir gemeinsam mit dem Deutschen Theater ein Kolloquium und eine Ausstellung zu Max Reinhardts 125. Geburtstag veranstalten. Für November 1998 organisieren wir zusammen mit dem Institut für Theaterwissenschaft der Humboldt-Universität den 4. Kongreß der Gesellschaft für Theaterwissenschaft. Damit soll das 75jährige Ju biläum der weltweit ersten Gründung eines theaterwissenschaftlichen Instituts gefeiert werden, die Max Herrmann 1923 in Berlin vorgenommen hat. Wir hoffen, daß der Kongreß bereits in unseren neuen Räumen stattfinden wird.

In diesen neuen Räumen wollen wir auch Ausstellungen zeigen, die einer interessierten Öffentlichkeit die Schätze unserer theatergeschichtlichen Sammlungen zugänglich machen sollen, die gegenwärtig mit Mitteln aus dem DFG-Nachla ßprogramm katalogisiert und aufgearbeitet werden. Auch für die Stadt soll das Institut in seinen neuen Räumen zu einem markanten Anziehungspunkt werden. Alle reden von centres of excellence - wir arbeiten daran.

Erika Fischer-Lichte


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