Online-Wege bei der Stellensuche


Sonntags, halb zehn in Deutschland. Wer Arbeit sucht, kauft sich eine Zeitung, um den Stellenmarkt nach passenden oder wenigstens passablen Angeboten zu durchsuchen. Im sogenannten Informationszeitalter, in dem"Multimedia" Wort des Jahres werden konnte, fragt es sich jedoch, ob moderne Kommunikationsmittel wie das Internet nicht noch andere Möglichkeiten der Jobsuche bieten.

Sie tun es. Zahlreiche Stellenangebote und -gesuche warten in Newsgruppen sowie im World Wide Web (WWW) und ergänzen die Printmedien als Anzeigenforum. Und weil sie überregional sind, kann der Arbeitsplatz eine Straße oder auch einen Kontinent weiter liegen.

Bietet Arbeitssuchenden vorbildliche Hilfestellung: DIE ZEIT im Internet

Bei den Newsgruppen sind es vor allem drei, die bei der Suche nach Arbeit helfen können. Mehr als 600 Stellenangebote gibt es in de.markt.arbeit.angebote, von denen mehr als 50 noch keine Woche alt sind. Hier dominieren - wie übrigens auch im WWW - EDV-Berufe, aber auch Kaufleute werden gesucht.

Vielfältiger sind dagegen die Stellengesuche in de.markt.arbeit.gesuche. Knapp 400 Pferdewirtinnen, promovierte Diplom-Chemiker, Umweltmanager, Informatiker und andere haben in den letzten Wochen per e-mail ihr Stellengesuch an die Newsgruppe geschickt. Wer das Thema Arbeit erst einmal im Netz diskutieren möchte, kann dies in de.markt.arbeit.d tun.

Und was bietet das World Wide Web - jenes bunte Aushängeschild des Internet? Staatlicherseits vermittelt die Bundesanstalt für Arbeit Stellen. Die Anzahl der privaten (deutschsprachigen) Jobbörsen ist wegen der verzweigten Struktur des WWW nicht präzise zu bestimmen, es dürften aber einige hundert sein. Darunter befinden sich circa ein Dutzend größere Anbieter. Dankenswerterweise gibt es im WWW aber schon Listen mit Stellenbörsen, von denen aus man eine systematische Suche starten sollte.

Die WWW-Suchmaschine Yahoo! bietet eine solche Zusammenstellung mit über zwanzig Einträgen und darüber hinaus eine eigene Jobbörse mit Angeboten von rund zwanzig Firmen aller Branchen. Sehr übersichtlich sind auch der Job-Index von Netscout und die Rubrik Arbeitsvermittlung der Suchmaschine WEB.DE.

Besonderes Lob verdient DIE ZEIT für ihr Internet-Angebot. Sie listet nicht nur knapp 80 allgemeine Stellenmärkte im Internet auf, sondern auch solche, die speziell auf Akademiker zugeschnitten sind. Außerdem bietet sie den ZEIT-Robot, eine Stichwortsuche nach Stellenanzeigen, die alle der ZEIT bekannten Stellenbörsen umfaßt und das Suchergebnis nach Aktualität sortiert ausgibt. Last but not least kann man sich auf eine Mailingliste der ZEIT setzen lassen und bekommt dann jede Woche per e-mail Stellenangebote aus der ZEIT, die nach den eigenen Berufs-Wünschen zusammengestellt wurden.

Das Abrufen der Stellenanzeigen im WWW ist fast immer kostenlos, also frei zugänglich. Auch Stellengesuche sind - wenn überhaupt möglich - in der Regel umsonst oder kosten 10,- bis 90,- DM. Jobbörsen, die kostenlos Stellengesuche akzeptieren, sind zum Beispiel die Job- und Lehrstellenbörse des WDR, die Stellenbörse von ConServ, der Arbeitsmarkt Online von mamas GmbH und der IQ-Anzeigenmarkt von TV-Today. Bei letzterem kann man zudem ein eingescanntes Photo als GIF- oder JPEG-Datei mitsenden - direkt übers Netz.

Stellengesuche werden in der Regel mit einem WWW-Formular unmittelbar ins Internet eingegeben. Der Anbieter CareerNet läßt sich die Daten der Arbeitssuchenden dagegen per Post schicken - allerdings können sie dann auch eine komplette Bewerbung ins Netz stellen und darüber entscheiden, welchen interessierten Firmen sie zugänglich gemacht wird.

Weitere große Jobbörsen sind DV-Job, die Jobworld von Channel-One, Jobs&Adverts oder auch das Stellenmagazin.

Zur "schnellen Kontaktaufnahme" zwischen Absolventen und Personalverantwortlichen bietet der Karriereführer Online einen Chat-Raum im WWW. Bei zwei Versuchen war der Autor dort jedoch jedesmal vollkommen allein mit sich.

Auf "elektronischen Kontakt" sollte man auch verzichten, wenn man sich auf ein Internet-Stellenangebot bewirbt. Nach Auskunft verschiedener Betreiber von Jobbörsen bevorzugen die meisten Unternehmen konventionelle, schriftliche Bewerbungen, weil nur sie den üblichen Formvorschriften genügen. E-mail ist also lediglich für einen ersten Kontakt, vor allem bei Firmen im Ausland, eine Alternative.

Und die Erfolgsaussichten? Ein kleiner Test mit eigenen Stellengesuchen ergab absolut keine Reaktion. Allerdings kann das bei Printmedien auch passieren. Eine Erfolgsquote für Bewerbungen auf Anzeigen hin konnte kein Betreiber nennen. Aber wer sich auf eine Internet-Annonce schriftlich bewirbt, hat sicher keinen Nachteil daraus und zeigt sich zudem neuen Medien gewachsen.

Joachim Liebers


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