Martina Huber - zweite Habilitierte am Fachbereich Chemie

Leben im Labor


Grafik1Martina Huber: "Irgendwann merkt man, daß es läuft."

Zwanzig Jahre ist es her, daß sich eine Frau am Fachbereich Chemie habilitierte. Martina Huber ist nun die zweite. "Krieg ich's raus oder krieg ich's nicht raus?", diese Frage motiviert Martina Huber dazu, einen Großteil ih res Lebens im Labor zu verbringen und herauszufinden, wie Pflanzen und Bakterien Licht in elektrische Energie umwandeln. Sie erforscht die allerersten Schritte der Photosynthese, die sogenannten Primärprozesse, in denen die elektrische Ladungstrennung erfolgt. Mit Hilfe eines Hochfe ld-Ele ktronenspin-Resonanzspektrometers, das am Fachbereich Physik von Prof. Klaus Möbius entwickelt wurde, versucht sie, diesen in den ersten Millisekunden ablaufenden Prozessen auf die Spur zu kommen. Als Proben verwendet sie Proteine photosynthetischer Bakter ien, die sie im Labor am Fachbereich Chemie mit Hilfe eines speziellen Verfahrens isoliert und kristallisiert.

Es ist charakteristisch für ihr Wissenschaftsverständnis, daß sie ständig zwischen den beiden Fachbereichen hin- und herpendelt: "Ich glaube, daß die traditionellen Fächerbegrenzungen nicht weiterbringen: Heute kann m an gerade an biologischen Systemen nu r etwas lernen, wenn man ausgereifte physikalische und biochemische Methoden anwendet."

Indem sie die Einkristalle im Magnetfeld drehte, konnte Huber die Richtungsabhängigkeit der Meßgröße, des g-Tensors, analysieren. Wie man die Richtungsinformation in die elektronische Struktur übersetzen kann, wird nun mit Hilf e quantenmechanischer Berech nungen untersucht.

"Die Vorstellung ist natürlich, daß man ein vollständiges Bild von dem System bekommt", erklärt Huber ihr Ziel. Das tägliche wissenschaftliche Puzzlespiel erfordert Geduld, denn Messungen kosten Zeit. Oft genug wird es abends "acht, neun, zehn". Und auch s o manches Wochenende verbringt die 35jährige im Labor. Daß eine wissenschaftliche Karriere in der Chemie Arbeit bedeutet, wußte sie schon, als sie mit 18 ihr Studium an der FU begann. Freunde in anderen Studienrichtungen fragten sie entge istert: "Was, du b ist jeden Tag an der Uni?" Nicht nur mit diesem Unverständnis sah sich Huber konfrontiert. Für manche scheint es auch weniger selbstverständlich, daß eine Frau das Chemiestudium abschließt. Ihr Interesse am Fach hat sie let ztlich gegen solche Einwände immu n gemacht: "Irgendwann merkt man, daß es läuft, und dann steht die Forschung im Vordergrund. Die Frage, ob sich der Rest der Welt darüber wundert, wird dann weniger interessant."

Brenda Strohmaier


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