Feierliche Verabschiedung von FU-Kanzler Kurt Hammer

"Es war eine herrliche Zeit - aufregend, anregend!"


Auf die Frage, warum er 1973 von der Universität Konstanz zur FU nach Berlin gewechselt sei, soll Kurt Hammer einmal geantwortet haben: "In der einen Hälfte des Jahres gibt es am Bodensee zwar viel Sonne, aber noch mehr Mücken, und in der anderen Hälfte nur Nebel". Aber wohl weniger diese klimatischen Verhältnisse als die besondere Herausforderung in Berlin und an der FU bewogen Kurt Hammer damals zum Umzug mit seiner Familie in die "Frontstadt" Berlin. Daß es ausgerechnet die FU, das "Tollhaus an der Spree ", wie die ZEIT sie damals nannte, sein mußte, konnten viele nicht verstehen. In Konstanz hatte er gerade die neu gegründete Universität mit aufgebaut, und eine Karriere als Ministerialbeamter schien schon vorbestimmt.

Doch Kurt Hammer entschied sich anders. Er wollte dorthin gehen, wo die gesellschaftlichen Aufgaben der Universität und ihrer Reform neu definiert wurden. Kein Ort und keine Universität schienen dafür besser geeignet als die FU, und zwar trotz zeitweiser i deologischer Kämpfe. Der Unruhezustand der FU wurde für den gelernten Volkswirt Kurt Hammer zum Normalzustand.

FU-Präsident Johann W. Gerlach eröffnete den Reigen der zahlreichen Würdigungen. Kurt Hammer sei ein umsichtiger Haushälter und Planer, der sich für die FU aufgerieben und an ihr gerieben habe, und ein akademischer Kanzler gewesen, der mit viel Empfindsamk eit und Wissen Haushalt und Haushaltsgerechtigkeit gesteuert habe. Mit ausstrahlendem Vertrauen und Verständnis für Ausgleich habe er innerhalb der FU wie im Verhältnis zu den anderen Hochschulen und zu der Staatsseite Anerkennung und Sympathie erlangt. Di ese breite Wertschätzung reiche von seiner einstimmigen Wahl als Kanzler der FU unter der Leitung des damaligen Präsidenten Heckelmann bis heute uneingeschränkt.

Zur Würdigung der Verdienste um die FU verlieh Präsident Gerlach Kurt Hammer die Medaille der FU in Silber.

Staatssekretär Erich Thies überbrachte den Dank des Senats von Berlin und betonte die besondere Fähigkeit von Kurt Hammer, in schwierigen Situationen zu vermitteln. Mit seiner ruhigen Beharrlichkeit und Sachlichkeit habe er dazu beigetragen, daß das Verhäl tnis der FU zu den anderen Berliner Universitäten, auch der HU, und zur Wissenschaftsverwaltung sich konstruktiv gestaltet habe.

Die besondere Sensibilität von Kurt Hammer im Umgang mit dem strukturell schwierigen Verhältnis zwischen Medizin und Nichtmedizin betonte Peter Gaehtgens als Dekan des Fachbereichs Humanmedizin und früherer medizinischer Vizepräsident: "Dies ist ein Kanzler der ganzen Universität".

Helmut Gabriel, früherer Vizepräsident für Naturwissenschaften, erinnerte vor allem an Hammers haushälterische Leistung beim Neubau für den naturwissenschaftlichen Campus. Sein großes sachliches Verständnis und seine einfühlsame Unterstützung hob der frühe re Vizepräsident Hans Nissen, Repräsentant der sog. kleinen Fächer hervor, für die Kurt Hammer immer ein großes Herz gehabt habe. Vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit attestierte ihm gleichfalls Hans Westmeyer, Erster Vizepräsident im früheren Tea m von Präsident Heckelmann.

Besonders viel Beifall erhielt Petra Botschafter, Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, für ihre menschliche Charakterstudie. Trotz der gegensätzlichen Interessenlage zwischen Kanzler und Personalrat, die die Grundbeziehung bestimme, sei das Verhältnis mit d em Kanzler Hammer gut gewesen, weil sich beide Seiten um gemeinsame Lösungen bemüht hätten und der Kanzler "andere Meinungen achtet und respektiert". Botschafter: "Wir haben voneinander gelernt".

Ausgeprägten Sinn für Fairness und Gerechtigkeit lobte auch Traugott Klose aus der Sicht der Zentralen Universitätsverwaltung. Im Blick auf den Berufsweg von Kurt Hammer an der FU ließ er ein Vierteljahrhundert FU-Geschichte ð von Rolf Kreibich bis heute ð Revue passieren. Er erinnerte daran, wie Kurt Hammer in den 70er Jahren dabei geholfen hat, die von Krisen geschüttelte FU funktionsfähig zu erhalten, auch welche schwierige Position er damals als stellvertretender Kanzler zwischen dem Präsidenten Lämmert und dessen Planungsstab auf der einen Seite und dem starken Kanzler Borrmann auf der anderen Seite hatte. Dabei gab Klose auch persönliche Erfahrungen mit seinem Vorgesetzten preis: Oft sei er grummelig und knauserig gewesen "als ob er es aus seiner eigen en Tasche bezahlen müßte", was aber nur von Verantwortungsbewußtsein gegenüber dem Steuerzahler und nicht von Geiz zeuge.

Großes Lob kam auch vom Amtskollegen Ulrich Podewils, dem Kanzler der TU, für den Kreis der Kanzler der Hochschulen in Berlin und Brandenburg. Kurt Hammer habe sich nie als bürokratischer Buchhalter, sondern im Sinne der preußischen Definition eines Kurato rs verstanden. Podewils: "Ein Kurator kümmert sich um seine Einrichtung."

Kurt Hammer wird sich auch im Ruhestand um "seine FU" kümmern, der er sich als "Kanzler mit Leib und Seele" verschrieben hat: Ende letzten Jahres wurde er in den Vorstand der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde und Förderer der FU gewählt, um als Geschäftsführer für ordentliche Buchhaltung und Finanzen zu sorgen. Aber auch am Bodensee wird er sich wieder öfter aufhalten, trotz der Mücken und des Nebels.

Uwe Nef


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