Prof. Jerold C. Frakes

Vom Eigenen und vom Anderen


Jerold C. Frakes ist Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Southern California. Doch ist er an der Freien Universität und in Berlin mittlerweile beinahe genauso heimisch wie im Südwesten der USA. Ein wenig Wehmut schwingt mit in Frakes Stimme, wenn er sagt: "Berlin ist ganz normal für mich, kein Abenteuer mehr, obwohl ich doch um die halbe Erdkugel gereist bin."

Vor vier Jahren kam Frakes schon einmal für ein Jahr als Humboldtstipendiat an die FU. Sein großes Thema damals wie heute heißt: Eurozentrismus. Frakes interessiert, wie in Europa seit mehr als zweieinhalb Jahrtausenden literarische Texte politisch angewan dt werden, um den außerhalb der europäischen Kultur Lebenden mindestens als anders darzustellen, oft aber auch als minderwertig und böse zu charakterisieren. Dabei ist klar, daß alte Texte den Lesegewohnheiten der zeitgnössischen Rezipienten angepaßt werde n mußten, nicht selten indes geriet diese Anpassung zum Umbau des gesamten Textes.

Im letzten Kapitel seines Buches zum Eurozentrismus will Frakes zeigen, wie christliche Texte von jüdischen Autoren im Mittelalter rezipiert und umgearbeitet wurden. Ende des Jahres hofft Frakes fertig zu sein. Aber spätestens während seiner Studien ist ihm klargeworden: "Das Thema ist ein schwarzes Loch - da kann man ein Leben dran arbeiten."

Das Jahr an der FU bedeutet für Frakes in erster Linie Zeit für sein Thema zu haben. Denn in den USA bleibt oft nur das Wochenende für seine Forschungen, die Arbeit mit den Studenten steht dort im Vordergund.

Am Institut für Judaistik kann Frakes sein Programm dagegen selbst bestimmen. Neben der Arbeit an seinem Buch widmet er sich in einem Seminar dem bedeutenden jüdischen Wissenschaftler, Humanisten und Schriftsteller der Renaissance, Elias Levita.

h.h.


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