Christian Wahlther war viereinhalb Jahre Pressesprecher der FU. Seit Jahresbeginn sieht er die Uni wieder von fern.

Mit eigenem Kopf für die Universität




Nun wird er wieder zur anderen Seite gehören. Mit dem Jahr eswechsel hat Christian Walther einen Perspektivenwandel vollzogen: von der Leitung der FU-Pressestelle zurück zum Fernsehjournalismus. Jetzt gehört er erneut zur Zunft jener, die beobachtend kommentieren, die kritisch von außen analysiere n.
Die Gedanken einer Kollegin sind beim Niederschreiben dieser Zeilen nicht ganz frei von Wehmut. Denn Christian Walther war als Pressesprecher der Freien Universität weit mehr als nur unermüdlicher Lobbyist für die Dahlemer Wissenschafts -, Forschungs- und Lehreinrichtungen. Vier Jahre lang vertrat er zwar mit Verve die Interessen der FU, suchte aber zugleich den Dialog und die kollegiale Partnerschaft mit den Pressesprecher/-innen der anderen Berliner und Brandenburger Hochschulen.
Von außen kommend, warf er sich voller Enthusiasmus und - so schien es als Beobachterin - mit geradezu penetranter Dynamik und nie versiegender Energie auf die Imageverbesserung der FU. Unentwegt fielen ihm Möglichkeiten ein, wie hier etwas zu polieren, dort etwas auf Hochglanz zu bringen oder mit Effekt zu beleuchten sei, mit sicherem Gespür, wo es Gewinne zu holen oder Verluste abzuwenden galt. Ob bei Pressekonferenzen im einstigen Senatorenamtssitz in der Bretschneiderstraße, ob antichambrierend in der Cafeteria des Abgeordnetenhauses oder mit Statements in der Berliner Lokalpresse - Walther warf sich ungeniert, manchmal provozierend ins Zeug, wenn die Belange der FU - aber auch der Hochschulpolitik zur Quantité n&eacu te;gligeable zu werden drohten. Viele seiner Unternehmungen tragen amerikanische Züge: Marketing einerseits, Campusgeist andererseits. Ganz unverblümt aber traten sie zutage, als Walther zum Motor des uniRadios wurde. Als agiler Mann der elektro nischen Medien erkannte er die Chance, die Frequenz von AFN nach Abzug der Alliierten zu beerben - und zwar als Campusradio. Die Entscheidung der Medienanstalt, die Berliner und Brandenburger Hochschulen gemeinsam als Träger dieser Idee zu verpflicht en, nahm zwar der FU die unmittelbare Vorreiterposition, wies ihr aber inmitten der daraufhin kooperativ wirkenden Hochschulen, die Rolle des Primus Inter Pares, in welcher FU-Präsident und Pressesprecher als Doppelgespann glänzten.
In die Berliner Hochschulgeschichte aber wird Walther nicht nur als Vater des uniRadios eingehen, sondern zudem als literarische Figur: In ihrem Campusroman "So96" legte die Tagesspiegel-Redakteurin Dorothee Nolte den Pressesprecher alias Pa lther jedenfalls genußvoll auf die Massagebank. Doch der Privatmensch Walther wurde nicht vollständig decouvriert, seine Leidenschaft, aus dem Plenum lange Beiträge zu Podiumsdiskussionen beizusteuern, oder seine Streifzüge durchs his torische Berlin und die neuen Bundesländer blieben unerwähnt. Möglicherweise werden letztere ihn jetzt selber inspirieren: zu Fernsehbeiträgen. Ihm und uns zu wünschen bleibt, daß wir dem Journalisten Christian Walther auf d em Bildschirm häufig mit packenden Themen begegnen.
Verena Tafel
Die Autorin ist Pressesprecherin der Hochschule der Künste

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