Förderkreise an der FU sind dankbar für Spenden

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft


Ein paar Münzen fallen klimpernd in die bunte Blechbüchse, dann wird sie an Nachbarn oder Nachbarin weitergereicht. Nein, es handelt sich nicht darum, einem Obdachlosen aus der Misere zu helfen und Schauplatz der Kollekte ist auch nicht der Berliner Dom. Der Klingelbeutel wird im Hörsaal 1b in der "Rostlaube" der FU herumgereicht und die zahlungsbereiten GermanistikstudentInnen unterstützen ihre eigene Bibliothek.

Die Szene konnte man im Sommersemester dieses Jahres beobachten. Studenten hatten gerade den "Förderkreis Bibliothek Germanistik" gegründet. Er soll den vom Berliner Haushaltssparkurs diktierten starken Einbußen im Erwerbungsetat der Bibliothek etwas entgegenwirken und den befürchteten Qualitätsverlust der Einrichtung in Grenzen halten. Inzwischen hat man mit privaten Spenden und einem großen Bücherbasar schon an die 11.000 DM eingenommen. Und ein weiterer Basar, der am 20.11. stattfand, wird den Spendenstand, über den auf einer Stellwand in der Bibliothek Deutsche Philologie informiert wird, noch einmal deutlich angehoben haben.


Keine Berührungsängste

Nicht allen Studenten ist der Versuch, die Auswirkungen der Sparzwänge durch Spendeneinnahmen zu mildern, ganz geheuer. "Ihr habt doch 'ne Macke, Radunski & Co soo auf den Leim zu gehen!", hat eine Studentin ihrem Unmut im Vorschlagsbüchlein, das ebenfalls an der Stellwand des Förderkreises angebracht ist, Luft gemacht. Die meisten allerdings sind von den schnellen positiven Wirkungen baren Geldes überzeugter als von den langfristigen Versprechungen radikaler Theorie. "An amerikanischen Universitäten ist es üblich, frühere Studenten um Spenden zu bitten, besonders dann, wenn sie finanzkräftig sind", bemerkt ein anderer Student und weist auf den Nachholbedarf hin, den deutsche Hochschuleinrichtungen immer noch haben, wenn es darum geht, private Gelder zu mobilisieren. Lange Zeit galt es hierzulande für den reinen Geist der Wissenschaft als etwas unsauber, allzu direkt um nichtstaatliche finanzielle Unterstützung zu werben. Die rigiden Einschnitte in die Uni-Etats haben solche Berührungsängste endgültig beseitigt.


Paten der Wissenschaft

Spender und Sponsoren sind inzwischen allerorten willkommen. Der "Förderkreis Bibliothek Germanistik" ist nur ein Beispiel, wie auf Fachbereichs- oder Institutsebene gezielt um Unterstützung geworben wird. Auch bei den Juristen versucht man, den Standard der Bibliothek mit Hilfe der "Freunde und Förderer des Fachbereiches Rechtswissenschaft" durch Spenden und Mitgliedsbeiträge (Mindestbeitrag: 50 DM) zu halten. Geworben wird auch um Patenschaften für einzelne juristische Bücher und Zeitschriften. Man bemüht sich, potentiellen Geldgebern möglichst konkrete Ansatzpunkte für ein Engagement zu bieten und damit auch eine maximale Wirksamkeit der Spenden zu sichern. Gerade diese hohe Transparenz ist das Charakteristikum der "kleinen" Förderkreise auf Instituts- oder Fachbereichsebene. Wer etwa dem Förderverein der Abguß-Sammlung antiker Plastik spendet, macht sich um die Lehre und Forschung des Seminars für klassische Archäologie verdient: Geld wird zu Gips, genauer zum Gipsabdruck eines Kunstwerks. Auch die Freunde des Botanischen Gartens und Botanischen Museums der FU, verfolgen gezielt Projekte und ermöglichten beispielsweise die Anlage des Arzneipflanzengartens.

Name des Vereins
Telefonnr.
Gemeinnüt-
zigkeit
Kontonr. Bankleitzahl
Ernst-Reuter Gesellschaft
838 30 77
ja 1010010111
(Berliner Sparkasse)
100 500 00
380-108
(Postbank Berlin)
100 100 10
Freunde und Förderer
der Abguß-Sammlung
antiker Plastik e.V.

813 75 38
ja 2065050
(Deutsche Bank)
100 700 00
486 905-105
(Postbank Berlin)
100 100 10
Freunde und Förderer
der Zahnheilkunde
an der Freien
Universität e.V.

829 02 44
beantragt 4236866
(Deutsche Apotheker- und ärztebank eG)
100 906 03
Econet
838 42 29
nein 8105200 600
(Berliner Bank)
100 200 00
Verein der Freundinnen
und Freunde des
Otto-Suhr-Instituts e.V.

391 11 46
ja 1220003251
(Berliner Bank)
100 500 00
Gesellschaft der Freunde
und Förderer der
Veterinärmedizin an
der Freien Universität
Berlin e.V.

826 34 54
ja 146700-109
(Postbank Berlin)
100 100 10
390 2070 300
(Berliner Bank)
100 200 00
Freunde und Förderer
des Fachbereichs
Rechtswissenschaft der
Freien Universität e.V.

838 21 85
ja 950038083
(Berliner Sparkasse)
100 500 00
Verein der Freunde
des Botanischen Gartens
und Botanischen Museums
Berlin-Dahlem e.V.

830 06 135
ja 08085455
(Berliner Volksbank)
100 900 00
Förderkreis
Bibliothek Germanistik

838 22 20
beantragt 19044890
(Berliner Volksbank)
100 900 00
Freunde der Publizistik e.V.
779 28 45
ja 990060233
(Berliner Sparkasse)
100 500 00
Förderkreis
Arbeitsbereich Informationswissenschaft
an der FU Berlin e.V.

779 28 54
ja 17071718
(Berliner Volksbank)
100 900 00

Spenden ist dabei nicht immer ein ganz selbstloser Akt. Die Mitglieder der Freundeskreise sind oft Studenten und Professoren, die mit ihrem finanziellen Beitrag für die Erhaltung ihres speziellen Wissenschaftsbereichs sorgen. Aber auch ehemalige Studenten sind vor allem an "ihrem" Fachbereich interessiert. Wirtschaftswissenschaftler können sich im "Econet", Publizisten bei den "Freunden der Publizistik e.V." engagieren, Zahnmediziner, Politikwissenschaftler und Informationswissenschaftler haben bereits ihre eigenen Vereine, und einige andere Fachbereiche denken an eine Nachahmung dieser Beispiele. Während die Freundeskreise an den Fachbereichen meist noch relativ jung sind, besteht die Ernst-Reuter-Gesellschaft, die sich für die Förderung der gesamten Universität einsetzt, schon seit über vierzig Jahren. 1954 gegründet, vergibt sie jährlich den Ernst-Reuter-Preis für herausragende Dissertationen (siehe dazu den aktuellen Artikel) und bemüht sich mit verschiedenen Aktivitäten (Druckkostenzuschüsse für wissenschaftliche Arbeiten, Unterstützung von Symposien und Kongressen etc.) um Forschung und Lehre an der FU. Wie die meisten "kleinen" Förderkreise auch ist die Ernst-Reuter-Gesellschaft als gemeinnützig anerkannt. FU-Mäzenaten können ihre Spenden also steuerlich absetzen. Zwar lebt die Wissenschaft nicht nur vom Geld allein ö aber rein ideelle Unterstützung reicht auch nicht aus. Die Wissenschaft ist auf der Suche nach ihren Förderern. Und man weiß ja: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

Hanno Ehrlicher


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