Ende März starb die Philosophin Margherita von Brentano

Liebenswürdig und erfrischend streitbar


Ihr Fach war die Philosophie, und sie hat stets die Theorie mit praktischer Verantwortung verbunden. Sie nahm Partei für die Studenten wie für die Friedensbewegung, beteiligte sich an Ostermärschen und Sitzblockaden, aber auch die akademische Selbstverwaltung war ihr nicht fremd. Von 1970 bis zu ihrem Rücktritt 72 war sie Vizepräsidentin der FU. Sie war ein Energiebündel, konnte - wie ihr Kollege Schmidt-Biggemann in einem Nachruf schrieb - "schroff und liebenswürdig, streng und jovial" sein. Es war wohl auch das Unbedingte in ihrer Person, das sie gelegentlich resignieren ließ - nicht zuletzt eben auch an der Schwerfälligkeit der Universität. Ihr Rücktritt am 23.Februar 1972 allerdings galt der Entscheidung des Senats, den Trotzkisten Ernest Mandel nicht an die FU zu berufen.

Als sie 1922 geboren wurde, war ihr Vater gerade deutscher Botschafter beim Vatikan. Ihr Onkel war Bundesaußenminister bei Adenauer, als sie im Anschluß an das Studium der Anglistik, Germanistik und Geschichte in Berlin und Freiburg sowie die Promotion bei Heidegger als Leiterin des Schulfunks zum noch jungen Südwestfunk ging. 1956 kam sie dann - von Heidegger empfohlen - als Assistentin des Philosophieprofessors Wilhelm Weischedel an die FU, wo sie sich habilitierte und 1971 von der Akademischen Rätin zur Professorin aufstieg.

"Sie war", erinnert sich FU-Präsident Gerlach "erfrischend streitbar. Und sie ist dabei erfrischend jung geblieben. "

Am 21. März ist sie in Berlin gestorben.

-ther


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