Neue Honorarprofessuren am Seminar für Semitistik und Arabistik für Gotthard Strohmaier und Miri Kubovy

Eine Brücke schlagen


Vizepräsident Prof. Klaus Dietz gratuliert Miry Kubovy und Gotthard Strohmaier


Gotthard Strohmaier liebt Sprachen und hat neben der deutschen Muttersprache deren gleich acht gelernt. Während sich andere Oberschüler mit dem Latein quälten, war es für den damals 16jährigen Strohmaier der Beginn einer Leidenschaft. Sprachverwirrung herrsche nicht in seinem Kopf, schmunzelt er, denn die Vokabeln sind alle "in verschiedenen Fächern abgespeichert". Strohmaiers Beruf ist es, sich der Fächer mit den arabischen, hebräischen, griechischen und lateinischen Worten zu bedienen, alte Texte ins Deutsche zu übersetzen und zu kommentieren. Seit 1958 ist er als Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften an der Edition der Schriften antiker Ärzte beteiligt. Strohmaier widmet sich vor allem der arabischen Nebenüberlieferung der griechischen Medizin, denn viele der ursprünglichen griechischen Schriften sind nur noch in der arabischen Übersetzung erhalten. Um die arabischen Texte ganz zu verstehen, sei es notwendig, diese ins Griechische zurückzuverfolgen, meint Strohmaier.

Seit zweieinhalb Jahren unterrichtet Strohmaier am Fachbereich Altertumswissenschaften, um sein Wissen an Jüngere weitergeben und so zugleich etwas für das Überleben des Faches tun. In einer Vorlesung spürt der neu ernannte Honorarprofessor den arabischen Kultureinflüssen auf das europäische Mittelalter nach.

Strohmaier ist beeindruckt von der "ungeheuren geistigen Aktivität der Araber", die zur Rezeption der griechischen Wissenschaft führte, "während in Mitteleuropa finsterstes Mittelalter herrschte". Doch glücklicherweise sorgten die Araber später auch in Europa für Erleuchtung. In seiner Vorlesung will der neu ernannte Honorarprofessor nun etwas für die Erleuchtung der Studentinnen und Studenten tun.

h.h.


Miri Kubovy lehrt Neuhebräische Literaturwissenschaft, eine junge Disziplin, die an deutschen Universitäten bisher kaum vertreten ist. Die neuernannte Honorarprofessorin am Fachbereich Altertumswissenschaften ist in Tel Aviv geboren und hat in Israel und in den USA studiert. Nach langjähriger Lehrtätigkeit an der Univerität Yale wurde sie 1991 auf eine Professur für Hebräische Sprache und Literatur nach Harvard berufen. Ihre ungewöhnlichen Lehrerfolge haben ihr in Yale und Harvard die angesehenen Teaching Awards eingetragen, Auszeichnungen für hervorragende Leistungen in der Wissensvermittlung.

In ihren Arbeiten hat sich Miri Kubovy vor allem dem Werk des Nobelpreisträgers von 1966, Samuel Josef Agnon, und der Lyrik israelischer Dichterinnen gewidmet. Zur Zeit arbeitet sie mit anderen Forschern an einem Projekt Flugbahnen durch die zeitgenössische israelische Literatur, das die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte behandeln soll, insbesondere die Refelxion von Unterdrückung und Gewalt auf dem Hintergrund des Konflikts mit der arabischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten und der arabischen Minorität in Israel. Damit schlägt sie eine Brücke von der Judaistik zur Arabistik.

Seit 1993, jeweils im Sommersemester, lehrt Miri Kubovy an der FU, und wie in Yale und Harvard begeistert sie auch hier die Studentinnen und Studenten durch ihren lebendigen, unkonventionellen Unterricht. Das gesprochene Wort ist ihr Medium, ihr Engagement teilt sich den Hörern mit, und so wird sie ihr Ziel sicherlich erreichen, immer mehr Studierende mit der neuhebräischen Literatur vertraut zu machen.

Renate Jacobi


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