Den Ruf erhört: Der veterinärmediziner Wolfgang Müller und der Erziehungswissenschaftler Richard Münchmaier


Das liebe Vieh und der Mist

Wolfgang Müller befürwortet ein interdiszipliniertes Studium


Wolfgang Müller ist mit Begeisterung nach Berlin gekommen: "Hier findet nicht nur Zeitgeschichte, sondern Geschichte überhaupt statt." Es reizt ihn, "nur einen Steinwurf vom Deutschen Theater entfernt" zu arbeiten. Müller ist jedoch nicht Historiker, sondern seit dem 1. Oktober Leiter des Instituts für Tier- und Umwelthygiene der FU in der Luisenstraße in Berlin-Mitte.

Müller, der bis vor kurzem noch an der Universität Hohenheim unterrichtete, beschäftigte sich dort vor allem mit dem Einsatz molekularbiologischer Methoden bei hygienischen Untersuchungen der Stalluft, der Luft in Kliniken und Tierarztpraxen. Zudem entwickelte er Systeme zur Beseitigung von Abprodukten der Tierhaltung wie Gülle und Jauche. Über viele Jahre begleitete Müller internationale Tiertransporte im Flugzeug und auf See. Er fand nicht nur heraus, daß Geschwüre im Dünndarm der Tiere durch Clostridien hervorgerufen werden; durch Impfungen gelang es ihm auch, solcherart Erkrankungen zu bekämpfen.

Müller sieht neue Anforderungen auf den tierärztlichen Berufsstand und sein Wissenschaftsgebiet zukommen: "Die Tier- und Umwelthygiene ist ein interdisziplinäres Fach. Wir müssen es so ausfüllen, daß es seinem Namen gerecht wird." Tierärzte seien auch "Fachleute für Abprodukte aus dem kommunalen Bereich wie Kompost oder Klärschlämme". Müllers Ziel ist es, den StudentInnen den Zusammenhang des Fachs mit dem Umweltschutz zu vermitteln.

Müller ist kein Befürworter einer Spezialisierung während des Studiums. Er hält ein breites Spektrum der universitären Ausbildung für die günstigste Form, das Studium zu gestalten. Als Ergänzung dazu stellt er sich eine nachfolgende Spezialisierung durch Promotionsarbeiten und Aufbaustudien vor.

Anett Szab—


Liebe allein ist nicht genug

Richard Münchmaier freut sich auf die Kür im Sommersemester


"Love is not enough" schrieb 1950 der amerikanische Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Bruno Bettelheim. Der junge Theo-loge Richard Münchmeier hat die simple Wahrheit 20 Jahre später während seiner Vikariatszeit in der Württem-bergischen Landeskirche erfahren. Zur Betreuung jugendlicher Straftäter reichte das Bibelwissen nicht aus.

Münchmeier setzte sich noch einmal auf die Universitätsbänke und lernte Erziehungswissenschaft. Doch auch das Zweitstudium ließ viele Wünsche offen, und allmählich begriff der wissensdurstige Student, daß sich "Sozialpädagogik nicht wie ein Handwerk erlernen läßt", sondern daß tatsächlich erst die Praxis den Meister macht.

Dieser widmet sich Münchmeier hinfort mit großem Engagement, ob am Deutschen Jugendinstitut in München, an der Universität in Leipzig oder jetzt an der FU.

Im Rahmen der sozialpädagogischen Familienberatungsstelle der FU in Schöneberg kann Münchmeier die Wirksamkeit verschiedener Methoden unmittelbar studieren. Münchmeier geht es dabei vor allem um die sogenannte sozialpädagogische Klientenforschung. Während bislang in den verschiedenen Beratungsstellen der Mensch nur als Klient begriffen wird, dessen Schwächen in den Mittelpunkt rücken, will er mehr auf die Stärken jedes einzelnen setzen.

Für StudentInnen im Grundstudium bietet Münchmeier eine Vorlesung und ein Seminar an. "Das ist Pflichtprogramm", räumt er ein, "denn zuerst müssen die Lücken im Angebot geschlossen werden". Schon im Sommersemester aber steht die Kür an: Ein Forschungs-kolloquium wird sich mit der sozialpädagogischen Klientenforschung beschäftigen.

h.h.


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