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Wie bei Heppels unter'm Sofa - Szenen einer Zählung (April 1999)

Das Unheil nahm seinen Anfang als Annette Heppel in den studentischen Wahlvorstand gewählt wurde... Freilich war dies noch nicht abzusehen, es ist vielmehr eine Erkenntnis, die man nach der Auszählung der Stimmen zu den studentischen Wahlen gewann.

Zunächst beginnt die angekündigte Auszählung der StuPa-Wahlen verspätet, weil Annette nach eigenen Angaben die Nächte zuvor so gut wie gar nicht geschlafen hat und sowieso völlig allein verantwortlich dem totalen Wahlstreß ausgesetzt gewesen ist. Da kann man wirklich nicht erwarten, daß die paar Grundsätze der Demokratie bei der Auszählung beachtet werden. Das Schlimme daran ist, daß Annette selbst den Grundstein zu ihrem Streß gelegt hat. Ihr Verhalten im Ausschuß und die AStA-Taktik, die Oppositionsvertreter im Ausschuß systematisch auszugrenzen, indem man zum Beispiel Termine so legt, daß diese keine Zeit haben und nicht teilnehmen können, hat dazu beigetragen, den Kreis derjenigen, die sich mitverantwortlich engagieren, auf ein Minimum zu reduzieren. Als Birgit dann mit einer Gehirnerschütterung ausfällt (das war Pech), bleibt praktisch nur Annette übrig. Klar das diese dann hoffnungslos überfordert ist. Doch dank einer überragenden Selbstüberschätzung hält Annette es nicht für nötig, sich in irgendeiner Form Tips geben zu lassen oder auf ein weiteres (oppositionelles) Mitglied des studentischen Wahlvorstandes zu warten.

Annettes erste Bemerkung an diesem Morgen: "Ach, da ist ja meine Urne von gesteren abend wieder!" Abgesehen davon, daß die Formulierung "meine Urne" schon lustig genug ist, läßt diese Bemerkung tief blicken, Annette war sich über Nacht wohl über den Verbleib einer Wahlurne nicht im Klaren.

Schon kurz nach Beginn der Auszählung wird Annette und ihren Wahlhelfern (eigentlich fast durchweg AStA-Ideologie-Freunde) ihre antibürokratische und lockere Einstellung zum Verhängnis - Organisation ist schließlich ein Druckmittel des Klassenfeindes - und so beginnt man damit, sämtliche Urnen (ohne sich darum zu scheren, daß diverse Siegel über den Einwurfschlitzen erbrochen sind) auszuschütten, die Wahlumschläge in Pappkartons zu stapeln und diese Kartons dann überall im Raum zu verteilen. Dabei kann eigentlich kein Wahlzettel verloren gehen, es ist doch niemand hier, der wirklich die Wahl fälschen will. Angesichts der vielen geschmacklosen Witze über die Jura-Urne, die gegenständliche Personifizierung des Bösen, ist diese Ansicht eher skeptisch zu betrachten. Dann werden die Wahlumschläge aufgerissen, freilich ohne sie vorher zu zählen, wozu auch? Die Zahl der abgegebenen Stimmen kann man ja errechnen in dem man die Stimmen für die einzelnen Gruppen addiert. Wie, Gegenkontrolle? Wozu soll denn eine Gegenkontrolle gut sein?

Da der dafür vorgesehene Tisch nicht groß genug ist, um die Stimmen alle auszuzählen, wird dies zum großen Teil auf der Erde erledigt. Spätestens jetzt ist für den Beobachter absolut nicht mehr erkennbar, was eigentlich mit den Stimmzetteln passiert; das Chaos kennt keine Grenzen. Unsere Hinweise ob der Unorthodoxie dieser Methode (schließlich finden sich in unseren Reihen Veteranen diverser Bundestagswahlauszählungen, die mit ihrem Know-how für kleine Tips und Hinweise zur Verfügung gestanden hätten) werden allesamt in den Wind geschlagen. Weder will man auf die Hinweise der"rechten und faschistischen" Oppositionsmitglieder hören, noch darüber nachdenken geschweige denn offen zuzugestehen, daß man erstens keine Ahnung hat, wie so eine Wahl auszuzählen ist und zweitens sich auch nie ernsthaft darüber den Kopf zerbrochen hat.

Diverse Ungereimtheiten bei den Ergebnissen werden einfach übergangen. Wer Fehler bemerkt und auf diese aufmerksam macht, wird von Annette böse angeblafft. Sie wolle jetzt nichts mehr hören, was irgendwie ihrer Gesundheit schade, oder die Auszählung in die Länge ziehe oder sonst die Wahl gefährde. Schön, daß es ihre eigene Inkompetenz ist, die genau dieses provoziert.

Nachmittagliches High-Light ist dann die Auszählung der Briefwahlstimmen. Zunächst einmal soll die Abgleichung der Briefwahlunterlagen mit dem Wählerverzeichnis nichtöffentlich geschehen - was natürlich unzulässig ist. (Klar, der Datenschutz in allen Ehren, aber die Transparenz der Demokratie geht tatsächlich vor, auch wenn Annette es nicht wahrhaben will.) Deshalb werden also die geöffneten Wahlurnen unbeaufsichtigt von einzelnen Helfern quer durch die Rostlaube, in der zu dieser Zeit starker Betrieb herrscht, getragen. Keiner kann danach noch garantieren, daß sich der Inhalt der Urnen nicht doch verändert hat. Es wird schließlich klar, daß wohl 60% der Briefwahlstimmen ungültig sind, da der aus Wahlhelfern bestehende örtliche Wahlvorstand die entsprechenden Formulare nicht ausgefüllt hat. Aber wen kümmert schon ein Formular. Formulare stehen für Bürokratie und Bürokratie ist einfach Scheiße im Quadrat und alles was damit zusammenhängt von vornherein abzulehnen. Offensichtlich war die durch den studentischen Wahlvorstand (hallo Annette!) durchgeführte Schulung der Wahlhelfer alles andere als zureichend.

Mehrfach wird im Laufe der inzwischen fortgeschrittenen Auszählung (es herrscht bereits dunkle Nacht) der Raum von allen Auszählern inkl. Wahlvorstand verlassen und verschlossen - ohne einen Hinweis darauf wann es mit der Auszählung weitergeht. Dies wäre wichtig gewesen, schließlich ist der Wahlvorstand verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die Öffentlichkeit der Auszählung gewährleistet ist. Wenn man dringend eine Pause braucht, ist es doch wirklich nicht zu viel verlangt, einen Zettel an die Tür zu hängen, oder doch?

Nach etwa 24 Stunden Wahlauszählung sind wir alle erschöpft und um die Erfahrung reicher, daß diejenigen, die die studentischen Wahlen zu organisieren hatten, nicht die geringste Ahnung haben, wie so etwas funktioniert und es ihnen an jeglichem Verständnis von Demokratie oder der besonders delikaten Veranstaltung einer Wahl mangelt. Tja, mit einer undemokratischen Einstellung läßt sich Demokratie nicht praktizieren.

Ergo: Die ganze Auszählung war ein einfaches Chaos, kurz: Es ging zu wie bei Heppels unter'm Sofa.

René Richardt

P.S.: Wenn Annette wirklich meint, sie werde nächstes Jahr wieder die Verantwortung für die Wahl übertragen bekommen, dann wird es im StuPa noch ein mal heiß hergehen. Nach diesen Erfahrungen kommt das jedenfalls für mich nicht einmal ansatzweise in Frage.

(erschienen im DEFO-Info Nr. 39 vom SS 1999)



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