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Dorfkirche Mahlow
(Landkreis Teltow-Fläming)

Die Dorfkirche in Mahlow liegt an der viel befahrenen Straße von Teltow/Potsdam nach Schönefeld; ein sehr unruhiger Platz. Aber die üppige Vegetation schirmt die Kirche doch etwas vom Verkehr ab. Die Kirche ist im Laufe der Jahrhunderte stark verändert worden und hat nur noch eine ursprüngliche (?) Öffnung, das spitzbogige, einmal abgetreppte Westportal mit einem inneren Bogen aus großformatigen Ziegeln. Die Innenausstattung ist recht einheitlich und stammt aus der Zeit des Umbaus von 1755/8.

Lage: Mahlow liegt südlich von Berlin. Die Kirche liegt auf dem Dorfanger, im alten Zentrum von Mahlow und ist umgeben vom ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Mahlow war ursprünglich ein ungefähr Ost-West orientiertes Angerdorf mit der Kirche etwa in der Mitte der Ost-West-Erstreckung (vgl. Historisches Ortslexikon für Brandenburg). Schlimpert (1972) leitet den Namen von einem slawischen Personennamen Mal her, also Ort eines Mal. 
Im Jahre 1287 schenkten Jacob v. Vorlant (Fahrland in Riedel CDB) und seine Tochter zwei Hufen in Mahlow dem Nonnen-Kloster Spandau. Der Markgraf bestätigte diese Schenkung. 1375 hatte das Dorf 53 Hufen, davon waren drei Pfarrhufen und eine Kirchenhufe. Jede zinspflichtige Hufe mußte 8 Scheffel Roggen und 6 Scheffel Hafer an Pacht bezahlen; 18 Hufen zusätzlich noch 4 Scheffel Gerste. Der Zins pro Hufe betrug 2 Schillinge, die Bede 4 Schillinge. Im Ort waren 9 Kossäten ansässig, von denen jeder 1 Schilling und 1 Huhn bezahlte. Der Krug mußte eine Abgabe von 15 Schillingen aufbringen. Die Windmühle mußte an die Aschersleven (Aschersleben) 14 Scheffel Roggen und 5 Schillinge abliefern. Die Abgaben verteilten sich auf eine ganze Reihe Berliner und Cöllner Bürger. Die Gerichtsbarkeit war im Besitz eines v. Aschersleben. Der Markgraf hatte das Recht, die Wagendienste der Bauern in Anspruch zu nehmen und die Bede (Sondersteuer) einzuziehen. Im 15. Jahrhundert war Hans Hebicher Lehensinhaber, 1440 der Küchenmeister Ulrich Zeuschel. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts war das Dorf im Besitz der v. Flanß. Im 17. Jahrhundert kam eine Hälfte an Graf Lynar, die andere Hälfte an Conrad v. Burgsdorff, dann diese Hälfte an die v. Schlabrendorff. Die erste Hälfte wurde 1677 von Kurprinz Friedrich gekauft, die andere Hälfte von König Friedrich Wilhelm I. 1729 wurde das Dorf dann zum Amt Köpenick gelegt.

Baustruktur: Der Bau ist eine einfache Rechteckkirche (17,30 m x 9,85 m). Die Kirche ist vermutlich nachträglich nach Osten verlängert worden (oder ein eingezogener Chor wurde beseitigt und das Schiff geringfügig nach Osten verlängert). Der veränderte Ostteil ist durch eine deutlich dünnere Wandstärke gekennzeichnet. Die ursprüngliche Länge des Kirchenschiffs betrug vermutlich nur 12,40 m. Die Westwand ist etwas dicker als die Seitenwände. Ein barocker Fachwerkdachturm sitzt auf der Westseite des Dachs. Die Kirche wirkt im Verhältnis zur (geringen) Länge und Breite sehr hoch.

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk ist lagig mit mäßig gut gequaderten Feldsteinen und regelmäßigen Zwischenschichten. Die durchschnittliche Lagenhöhe beträgt 22 bis 23 cm. Etwa ab der 12. Lage werden die Steine deutlich kleiner (Nordseite) und sind fast unbehauen. Auf der Südseite werden sie eher etwas größer, aber auch hier läßt der Grad der Quaderung nach. Die Ortsteine sind gut behauen und verzahnt. Die Westseite hat etwas größere Feldsteine, aber die Quader sind nur mäßig gut behauen. 
Die Friedhofsmauer ist mit großformatigen Ziegeln gemauert, allerdings sind die Ziegel sicher unterschiedlichen Alters; z.B. ist der Nordeingang mit neuen, großformatigen und unverwitterten Ziegeln gemauert, dagegen scheint der Westeingang zum Friedhof älteren Datums zu sein. Die Ziegel sind bereits stark angewittert. Die Ziegel haben dort das Format 28,5-29,5 x 13,5-14 x 9-10 cm.

Mörtel und Putze: Die Kirche ist mit einem steinsichtigen Putz mit Doppelfugenritzung versehen. Dieser ist jedoch neueren Datums, und daher können vorerst keine Angaben zu älteren Putzen gemacht werden.

Portale und Fenster: Das barocke Südportal hat eine Leibung aus Backsteinen mit dem ungewöhnlich kleinen Format von 23 x 11 x 5 cm. Über dem Portal befindet sich ein Rundfenster. Die Südseite hat zwei große, rundbogige Fenster mit ursprünglich verputztem Ziegelgewände; der Putz blättert großflächig ab. Zwischen dem Südportal und dem westlichen Fenster ist das Mauerwerk unregelmäßig und besteht aus kleineren, kaum behauenen Feldsteinen. Vermutlich befand sich hier ursprünglich ein Gemeindeportal.
In der Ostseite sind zwei Fenster, die in Form und Größe denen der Südseite entsprechen. Die Ziegel der Sohlbank der östlichen Fensterblenden messen 28,5 x 13,5 x 9,5 cm. Die Ziegel sind kaum verwittert und eindeutig neueren Datums.
Das Westportal ist spitzbogig und einmal abgetreppt. Die Leibung des äußeren Bogens besteht aus mäßig gut behauenen Feldsteinen, die relativ schlecht passen. Die Stärke beträgt ungefähr 27 cm, die Abtreppung 26 cm. Der innere Bogen besteht aus Ziegeln - stehende Binder - mit einem Format von 28,5 x 14 x 9 cm. Das Gewände ist mit dem Lagengefüge der Mauer schlecht verzahnt. 
In der Nordseite sind drei Fenster, die in der Form und Größe mit den Fenstern der Südwand übereinstimmen. 

Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen.

Turm: Der Dachturm sitzt auf dem westlichen Drittel des Gebäudes. Er ist verbrettert und hat je zwei kleine, rechteckige Schallöffnungen auf der Ost- und Westseite, je eine Schallöffnung auf der Nord- und Südseite. 

Dächer: Das Satteldach des Schiffs ist nach Osten abgewalmt, so daß kein Ostgiebel vorhanden ist. Im Dach ist eine Fledermausgaube. Der Turm hat ein Zeltdach mit kleiner Dachreiter-ähnlicher Spitze. Diese Spitze schließt mit Kugel, Windfahne und Stern.

Decke: Die Kirche  ist flachgedeckt mit einer weiß getünchten Putzdecke.

Innenausstattung: Der Altar ist ein barocker Kanzelaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er hat einen gebauchten Kanzelkorb mit fünfseitigem Schalldeckel und Strahlensonne. Die Seitenwangen sind ausgesägt. Auf der Süd-, West- und Nordseite hat die Kirche Emporen auf toskanischen Säulen. Die Brüstungen sind mit Ornamenten und frommen Sprüchen bemalt. Die Westempore ist ausgebaucht und trägt die Orgel. Eine Glocke ist inschriftlich datiert mit 1408 ("Kreisinventar"; dagegen 1508 im "Ortslexikon" und den "Bau- und Kunstdenkmalen in der DDR"). Der Taufstein ist neueren Datums. Auf der Nordseite steht das Patronatsgestühl, auf der Südseite der einfache Priesterstuhl. Auch das Gemeindegestühl dürfte aus der Umbauzeit (M. 18. Jh.) stammen. 

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
2. Hälfte 13. Jahrhundert: Aufgrund der Mauerwerksausführung (gequaderte Feldsteine) in den unteren Partien ist mit einem Baubeginn in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu rechnen. Der Ursprungsbau ist aber nur schwer zu bestimmen. Zwei Modelle müssen diskutiert werden: eine einfache Rechteckkirche sowie eine zweiteilige Baustruktur mit Schiff und eingezogenem Chor. Die Maße der ursprünglichen Kirche sind mit nur 12,40 x 9,80 m für eine Rechteckkirche sehr ungewöhnlich. Es gibt allerdings eine Gruppe von kleinen Rechteckkirchen mit nur einem Mittelportal und einem Längen/Breiten-Verhältnis von 5:4 (z.B. die Kirchenruine Schleesen/Ldkr. Wittenberg, die ursprünglichen Kirchen von Zixdorf/Fläming und Neuendorf bei Niemegk).  Das jetzige Südportal der Dorfkirche Mahlow ist jedoch nicht mittig bezogen auf die ursprüngliche Länge und wahrscheinlich sekundär statt eines ursprünglich weiter westlich gelegenen Portals eingebrochen worden. Dagegen ist das Westportal wohl ursprünglich, aber das Ziegelgewände könnte auch sekundär eingefügt sein. Keine der oben genannten Kirchen hatte ein ursprüngliches Westportal. Wahrscheinlicher scheint uns, daß der Ursprungsbau ein Schiff mit eingezogenem Chor war. Das Schiff der Dorfkirche von Ruhlsdorf hat vergleichbare Proportionen, die absoluten Werte sind aber kleiner als die der Mahlower Kirche. Gegen diese Annahme spricht, daß die heutige Ostverlängerung kürzer als die mutmaßliche ursprüngliche Chorlänge ist. Dies ist ungewöhnlich, da bei Umbauten von solchen Kirchen meist die Ostwand des Chors beibehalten wurde und der Chorbereich auf Schiffsbreite gebracht wurde. Bei der Kirche in Mahlow muß daher angenommen werden, daß der ursprüngliche Chor ganz abgerissen und die Kirche im Osten verkürzt, aber schiffsbreit wieder aufgebaut worden ist. Dieser Sachverhalt müßte sich mit einer einfachen Grabung vor der Ostwand klären lassen.
Leider gibt das Ziegelformat des Westportals auch keine eindeutigen Hinweise auf die Entstehungszeit. In der näheren Umgebung hat beispielsweise der Chor der Stadtkirche St. Moritz/Mittenwalde ein ähnliches Format. Die Baugeschichte von St. Moritz ist aber schlecht dokumentiert, das genaue Alter des Chors nicht bekannt.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1755-58 "Umbau". Verlängerung der Kirche nach Osten. Einbruch des Südportals und Vergrößerung der Fenster. Der Fugenputz stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit des Umbaus.

1887: Anschaffung einer Orgel.

1935: Renovierungsarbeiten, vor allem Turmsanierung (Bauakten LABB 14/5941).

2003: Die Decke drohte einzustürzen. Die Kirche wird gesperrt. Im Juli 2003 beginnt die Sanierung. Diese wird ca. 143000 € kosten

2004 (Ostern): Wiedereinweihung der Kirche.

Vergleiche: Die Kirche ist durch die starke Veränderung der Baustruktur nur schwer mit den anderen Teltow-Kirchen vergleichbar. Vergleichbare Kirchen sind bereits oben unter der Rekonstruktion der ursprünglichen Form der Kirche diskutiert worden.

Bemerkungen: Das "Kreisinventar" und Pomplun (1960) datieren den Baubeginn der Kirche in das 13./14. Jahrhundert, die "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" und der "Dehio" setzen ihn mit 13. Jahrhundert an.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.105/6, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.171-3, Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.100, Klein (1924): Die Geschichte des Dorfes Mahlow, Teltower Kreiskalender, 1924, S.38-44, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.134/5, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.27, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR Bezirk Potsdam (1978), S.454, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.282, Schlimpert (1972): Brandenburgisches Namenbuch. Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow, S.133, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.174-7, Mehlhardt (1977): Märkische Dorfkirchen Teil 41 Mahlow, Potsdamer Kirche, 25, (v. 19.6.1977) (ohne Seitenzählung), Amt Blankenfelde-Mahlow Die Gemeinden im Wandel der Zeit, S.58-60, Fischer (1992) Aus der Geschichte Mahlows, Heimatkalender für den Kreis Zossen, 1992: 118-120, Waack (1993): Zur Geschichte des Kirchenbaus im Kreis Zossen, S.140, Bach (1995): Die Dorfkirche in Mahlow, Heimatjahrbuch Teltow-Fläming, 1995, 61-62, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.638/9, Höhne, Elke (2003), Feldsteinkirche wird Baustelle, Zossener Rundschau v.29./30.3.2003, S.13.



Außenansicht

Die Kirche von Südosten


Die Westseite mit Westportal und abgewalmten Dach.


Das Westportal mit innerem Ziegelbogen



Innenansicht

Der Altar


Westempore mit Orgel und Orgelprospekt sowie Brüstung der Westempore


Nordempore


Kanzelkorb



Grundriß

Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2004