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Baugeschichte

Ein sehr schwieriges Kapitel bei der Beschreibung der mittelalterlichen Dorfkirchen im Teltow ist die Baugeschichte. Sie kann aufgrund der mangelnden Datierungshilfen oft nur relativ, d.h. in der Reihenfolge der Veränderungen erschlossen werden. Es liegen nur für ganz wenige Orte Urkunden aus dem 13. oder 14. Jahrhundert vor, die auch die Kirche betreffen. Und auch die in diesen frühen Urkunden genannten Kirchen müssen nicht unbedingt mit den heute noch erhaltenen Feldsteinkirchen identisch sein. Viele der mittelalterlichen Kirchen des Teltow dürften hölzerne Vorgängerbauten gehabt haben, und in den Urkunden ist nicht ausgeführt, ob es sich um eine hölzerne oder steinerne Kirche gehandelt hat. Schriftliche Urkunden zur weiteren Baugeschichte (Umbauten, Erweiterungen, Restaurierungen etc.) liegen meist, wenn überhaupt, nur etwa ab dem 17. Jahrhundert vor. Die Kirchen müssen also überwiegend mit absoluten Altersbestimmungen und nach kunsthistorischen Erwägungen datiert werden (siehe Kapitel Datierung). In die folgenden Kapitel flossen auch unsere Untersuchungen von mittlerweile über 500 mittelalterlichen Dorfkirchen (meist Feldsteinkirchen) des Hohen und Niederen Fläming, der Niederlausitz, der Prignitz, des Barnim und des Havellandes mit ein. Gelegentlich werden auch Beobachtungen aus Kirchen von Baden-Württemberg, Thüringen und Kärnten miteinbezogen.

Bewegliche Ausstattungsstücke der Kirchen (z.B. Glocken) eignen sich ebenfalls nicht stichhaltig für die Datierung der Kirche selber, auch wenn der bewegliche Gegenstand, z.B. Glocke, selber durch Inschriften sicher zu datieren ist. Sie könnten von Vorgängerbauten oder anderen Kirchenbauten stammen.

Allerdings ist in den letzten Jahren eine neue Methode zur Datierung angewendet worden, die Dendrochronologie. Sie untersucht originale Bauhölzer und kann diese im Idealfall bis auf das Fälljahr des Baumes genau datieren. In der Regel werden, da die Hölzer meist bearbeitet sind und die Rinde fehlt, Ergebnisse erzielt, die etwa um plus/minus 10 Jahre um das Fälldatum herum liegen. Die Methode hat vor allem bei der Datierung von Kirchen in der Lausitz zu neuen und z. T. sehr überraschenden Ergebnissen geführt.

Das Baumaterial der mittelalterlichen Kirchen des Teltow sind überwiegend Feldsteine. Mittelalterliche, reine oder überwiegende Backsteinbauten sind aus dem Teltow nicht bekannt. Zwei aus Backsteinen erbaute spätromanische Dorfkirchen stehen aber nicht allzuweit entfernt in Pechüle und Bardenitz bei Treuenbrietzen. Ein Mischbau von Ziegeln und Feldsteinen ist die (Stadt-)Kirche St. Marien in Treuenbrietzen. Bei etlichen Kirchen wurden Ziegel für Portalleibungen und in späteren Bauphasen verwendet.

Es ist jedoch damit zu rechnen, daß die mittelalterlichen Kirchen des Teltow auch hölzerne Vorgängerbauten gehabt haben. Für die Dorfkirche Marienfelde (Berlin) ist dies inzwischen durch eine Grabung im Kircheninneren nachgewiesen. Aus der Lausitz werden Kirchen beschrieben, deren Holzturm älter als die angebaute Steinkirche ist (z.B. Wolkenberg). Es ist durchaus denkbar, daß an einen hölzernen Chor ein steinernes Schiff angebaut worden ist. Häufiger dürfte der Fall sein, daß ein steinerner Chor (mit Apsis) mit einem hölzernen Schiff verbunden war. Etliche Kirchen des Teltow zeigen eine deutliche, nach Westen abtreppende Baunaht im östlichen Schiffsbereich, d.h. daß Chor und Apsis älter sind als das Schiff. Chor und Apsis könnten zunächst an eine Holzkirche angebaut worden sein, bevor diese dann abgerissen wurde und durch einen Steinbau ersetzt worden ist. In Thyrow schneiden die Fundamente der Steinkirche ältere Bestattungen. Eine Holzkirche als Vorgängerbau der Steinkirche in Thyrow wurde bisher zwar nicht gefunden, ist jedoch anzunehmen.

Als Fazit ist zu sagen, daß die kategorische Behauptung von Pomplun (1962) "Alle Kirchenbauten unserer Gegend sind sofort in Stein errichtet worden und haben keine Vorgänger in Holz gehabt" sicherlich falsch ist. Die Baugeschichte mancher Teltow-Kirche ist wesentlich besser zu erklären, wenn eine hölzerne Vorgängerkirche angenommen wird. Grundsätzlich muß daher die Baugeschichte der mittelalterlichen Dorfkirchen des Teltow neu überdacht werden.


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2003