Repräsentationen des sozialistischen Jugoslawiens im Umbruch

Repräsentationen des sozialistischen Jugoslawien im Umbruch

(2013-2015)

Förderung: DAAD

Partnerinstitutionen: Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Südosteuropäische Geschichte; Universität Belgrad, Zentrum für Zeitgeschichte Balkans; Universität Sarajevo, Institut für Geschichte; Universität Sv. Kiril i Metodije Skopje, Institut für Nationalgeschichte; Universität Juraj Dobrila in Pula, Zentrum für kultur- und geschichtswissenschaftliche Sozialismusforschung; Universität Primorska Koper, Institut für Geschichte

Über das Projekt (von der Projekthomepage)

Das sozialistische Jugoslawien prägte in ganz besonders starker Weise die Geschichte und Entwicklung Südosteuropas in der neueren Zeit – und doch ist es nur in ungenügendem Maße als Gegenstand in den Geschichtswissenschaften der postjugoslawischen Nachfolgestaaten vertreten. Erst seit Kurzem rückt die sozialistische Periode wieder vermehrt in den Fokus, wobei die Forschung ebenso wie die Lehre zunehmend vor allem regionalen und nationalstaatlichen Aufteilungen folgen, oftmals sehr negativ konnotiert werden oder im Gegensatz verklärende „jugonostalgische“ Züge tragen.

Das Projekt „Jugoslawien-Repräsentationen im Umbruch“ geht zum einen von der Prämisse aus, dass die Geschichte des sozialistischen Jugoslawien als ein Ineinanderwirken von gesellschaftlichen, geographischen, kulturellen und natürlich auch ökonomischen und politischen Dynamiken zu untersuchen ist.(vgl. etwa Calic 2010) Die Erforschung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ – von 1945-63 Föderative Volksrepublik Jugoslawien FNRJ) dient hierbei als Kooperationsplattform, auf deren Grundlage ein partnerschaftlicher akademischer Austausch zu einem gemeinsamen geschichtlichen Erbe befördert und dadurch ein wissenschaftliches Netzwerk von Lehrenden und Studierenden innerhalb und außerhalb der Region geschaffen wird. Zudem wird die sozialistische Periode als Zeit einschneidenden Wandels und Umbruchs sozialer Ordnungen verstanden, in der Ausverhandlungsprozesse in Gang gesetzt wurden, die neue Ordnungskonzepte und Wertordnungen hervorbrachten. Diese Transformierungen und Neuverortungen, Reinterpretationen von Wahrnehmungen und Deutungsmustern werden unter dem Titel „Jugoslawien-Repräsentationen im Umbruch“ zusammengefasst und bilden den konzeptionellen Rahmen der gemeinsamen Arbeit.

Repräsentationen stellen in diesem Zusammenhang Verfahren in Form mentaler Kategorien, kollektiver Erfahrungen und symbolischer Formen dar, die anhand von Stereotypisierungen Lebensverhältnisse und Erfahrungen ordnen und somit Vorstellungen und Denkweisen prägen (vgl. etwa Berger/Luckmann 1980; Ankersmit 1997; Baberowski 2009). In der Auseinandersetzung zwischen dem Eigenen und dem Fremden und vor allem in Krisenzeiten werden gewohnte Repräsentationen herausgefordert, umgedeutet und radikalisiert, so dass sich Wandlungsprozesse in besonderer Weise untersuchen lassen (vgl. etwa Barth 1967; Baumann 1999; Mergel 2012). Hinzu kommt, dass sich im Falle des sozialistischen Jugoslawien aufgrund seiner spezifischen innen- und außenpolitischen Verfasstheit, seiner Sonderrolle zwischen dem westlich-kapitalistischen und östlich-kommunistischen Block, der Wandel von Repräsentation insbesondere in Neuverortungen von Eigen- und Fremdbildern niederschlug, die in der Auseinandersetzung und Ausverhandlung von Konzeptionen „des Ostens“ und „des Westens“ und der Stellung Jugoslawiens in diesem Spannungsverhältnis geformt wurden.

Unter diesem gemeinsamen konzeptionellen Dach finden sich Studierende, Promovierende, NachwuchswissenschaftlerInnen und Professoren der Geschichtswissenschaften aus Belgrad, Sarajevo und Berlin zusammen, um ihre Forschungsarbeiten auf dieser thematisch-methodischen Grundlage zu verknüpfen, im gegenseitigen Austausch weiterzuentwickeln und in der Kooperation neue wissenschaftliche Ansätze über disziplinäre und nationalstaatliche Grenzen hinweg zu diskutieren. Von hier aus sollen auch dauerhafte Vernetzungen und Kooperationen zwischen den genannten Forschungsstandorten aufgebaut werden – sowohl innerhalb der Region als auch hinsichtlich einer Internationalisierung der Lehre an den südosteuropäischen Partnerhochschulen.

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