Gaestebuch www.geldreform.de
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Eintraege, die zum Thema dieser Site keinen Bezug haben, werden geloescht. Sorry!
Wera Wendnagel schickte folgenden Zeitungsausschnitt. Danke!:
Aus: Contraste, Februar 2002
Alternative zum EURO
„Das Geld muss weg“
Ein Apfel gammelt, Geld nicht. Darum wird der Apfel lieber gleich aufgegessen, Geld aber auf dem Konto gehortet. „Aber Geld muss fließen – wirtschaften“, so die Gründer der Gutscheinwährung Roland. Monatlich verliert der Roland 1 % Wert.
Kerstin Eulitz, Redaktion Bremen-Umland:
Der Roland ist eine lokale Gutscheinwährung und wird seit dem 1. Oktober in Bremen und umzu benutzt. „Der Gutscheinkreislauf soll das regionale Produzieren und Handeln unterstützen. Im Vordergrund steht dabei die Landwirtschaft“, so Manfred Steinbach, Gründungsmitglied des Roland-Regional. Die Gutscheine haben einen Wert von fünf Roland. Dies entspricht fünf Euro und kann in der Geschäftsstelle des Roland-Vereins für nachhaltiges Wirtschaften in Bremen oder auch bei den teilnehmenden Geschäften eingetauscht werden. Derzeit beteiligen sich acht Betriebe und rund zwanzig Verbraucher (Stand Anfang November) an dem Gutscheinsystem. Die Händlerliste findet sich jetzt monatlich unter Kleinanzeigen, Rubrik 8 „Roland“ in der Regionalzeitschrift „Torfkurier“. Durch ein grünes Ladenschild mit dem Roland-Logo sind die beteiligten Geschäfte gekennzeichnet. Vorteil für die Landwirte: ein fester Kundenstamm. Der Roland ist eine Währung mit „Umlaufsicherungsgebühr“. Jeden Monat verliert der Gutschein 1 % seines Wertes, sprich fünf Cent. Auf der Rückseite des eingeschweißten Papiers ist der Wert jedes Monats bis Ende 2002 verzeichnet. Im Dezember 2002 ist er noch 4.45 Roland wert.
Unterstützung für die Bauern
Mit den eingetauschten Geldern sollen speziell die Landwirte unterstützt werden. „Die ersten 1.000 Mark (Stand Ende Oktober), die bisher umgetauscht wurden, liegen noch in der Schatulle. Das ist nicht gesund. Demnächst müssen wir im Verein beraten, wo wir diese investieren“, so Dietlind Ringke. Hiermit gewährt der Roland-Gutscheinring den Bauern zinslose Darlehen. Dadurch erhoffen sich die Gründer eine Förderung der biologischen Landwirtschaft und eventuell Rabatte auf die ökologischen Erzeugnisse. „Leider kaufen Leute mit wenig Geld heutzutage billig ein – nicht ökologisch. Wenn die Bauern durch den Roland die Preise niedriger und stabil halten, kann sich bald jeder gesunde Lebensmittel leisten“, so die Hoffnung von Dietlind Ringke. Der Roland sei stabiler als Euro oder D-Mark, weil er mit Nahrung gekoppelt ist. Den landläufigen Währungen liegen als Sicherheit nur zum Teil (nicht essbare) Goldbarren und sonst ausländische Devisen im Nationalsafe zugrunde. Der Roland wird durch Gemüsekredite abgesichert. Nationale Währungen haben aufgrund der Zinsbelohnung beim Zurückhalten des Geldes Stau-Charakter. Das Tauschmittel wird dem Kreislauf entzogen und gehortet. „Der Roland fließt mit Umlaufsicherung in der Region“, als Gegenpol zu den internationalen Großunternehmen, die sich in der Region ansiedeln, ihre Gewinne aber wo ganz anders investieren.
Zum Gebrauch des Rolands
Gutscheine gelten nur im Zusammenhang mit einem Mitgliedsausweis vom Gutscheinring und Personalausweis. Der einmalige Beitrag für Verwaltungskosten beträgt 10 Euro. Mitgliedskarten sind auf Familienangehörige übertragbar. Das Rücktauschen von Roland-Gutscheinen in Euro ist allerdings nur in Ausnahmefällen gegen einen Unkostenbeitrag von 12 % / für geschäftstreibende Mitglieder 3 % möglich. Der Roland ist genauso steuerpflichtig und erscheint in der Steuererklärung als Euro. „ Das Finanzamt kann nichts dagegen sagen“, so Steinbach. Dietlinde Ringke fügt hinzu: „ Mit dem höheren Umsatz steigert der Roland sogar noch die Steuereinnahmen“.
Kontakt zum Roland
Weitere Infos bei Roland-Regional, Verein für nachhaltiges Wirtschaften, Weißenburger Straße 29, 28211 Bremen oder per Telefon unter 0421 / 491 52 09. Übrigens auch das Torfkurier-Abo kann in Zukunft in Roland bezahlt werden.
Neu auf dieser Site, Dank (!) der Zusendung von Ch. Mensching:
TEOLOGÍA Y ECONOMÍA DE LA LIBERACIÓN: América Latina, 500 años de muerte, despojo y explotación
Karl Dietz schickte folgende Mail:
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aus www.coforum.de
Sarah von Gelder von YES!: Warum setzen Sie so viel Hoffnung in die Entwicklung alternativer Währungssysteme?
Bernard Lietaer: Geld ist wie ein Eisenring durch unsere Nase. Wir haben vergessen, dass wir es geschaffen haben, und es führt uns nun durch die Arena. Ich denke, es ist an der Zeit, herauszufinden, wohin wir wollen - nach meiner Meinung Richtung Nachhaltigkeit und Gemeinschaftlichkeit -, um dann ein Geldsystem zu kreieren, das uns genau dorthin führt.
S. v. G.: So würden Sie also sagen, dass vieles, das sonstwo in der Gesellschaft passiert, oder eben nicht passiert, seine Wurzeln in der Art und Weise hat, wie unser Geldsystem gestaltet ist?
B. L.: Das ist richtig. Während Lehrbücher der Ökonomie nachwievor behaupten, dass Menschen und Unternehmen um Märkte und Ressourcen konkurrieren, behaupte ich, dass sie in Wirklichkeit um Geld konkurrieren - Märkte und Ressourcen sind da nur Mittel zum Zweck. Also geht es darum, wenn man neue Geldsysteme gestaltet, auch darauf zu achten, die Ziele zu redifinieren, die eine Orientierung für menschliches Streben darstellen. Obendrein glaube ich nicht, dass Gier und Wettbewerb das Resultat einer unwandelbaren menschlichen Natur sind; ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Gier und die Furcht vor Knappheit in Wahrheit ständig von der Art und Weise neu geschaffen und verstärkt werden, wie wir mit dem Geld umgehen. Z. B. können wir genug Nahrung produzieren, um jeden zu ernähren, und es gibt definitiv genuügend Arbeit für jeden in der Welt, aber es gibt ganz klar nicht genug Geld, um all das zu bezahlen. Knappheit hat sich in unseren nationalen Währungen eingenistet. In der Tat ist es der Job der Zentralbanken, diese Devisenknappheit zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Die direkte Konsequenz ist, dass wir uns wechselseitig bekämpfen müssen, um zu überleben. Geld entsteht dadurch, dass Banken es verleihen. Wenn eine Bank Ihnen eine 100.000 $-Hypothek unterbreitet, kreiert sie nur eine Kreditsumme, die Sie verwenden und die dann in der Wirtschaft zirkuliert. Die Bank erwartet, dass Sie in den nächsten 20 Jahren 200.000 $ zurückzahlen, aber dies erzeugt nicht die nächsten 100.000 $ - den Zins. Stattdessen schickt Sie die Bank in die rauhe Welt, wo Sie gegen alle anderen kämpfen, um die zweiten 100.000 $ zurückzubringen.
S. v. G.: Also müssen einige Leute verlieren, damit andere gewinnen? Einge müssen bei der Rückzahlung ihrer Schulden in Verzug geraten, damit andere das Geld erhalten, um die Zinsen zu bezahlen?
B. L.: Das ist richtig. Alle Banken tun dasselbe, wenn sie Geld verleihen. Das ist auch der Grund, warum die Entscheidungen der Zentralbanken - wie der Federal Reserve in den USA -so wichtig sind - höhere Zinsraten bedeuten automatisch einen größeren Anteil zwangsläufiger Pleiten. Wenn die Bank also Ihre "Kreditwürdigkeit" prüft, dann ist das in Wahrheit eine Prüfung, ob Sie gegen andere Mitspieler konkurrieren und gewinnen können - dazu in der Lage, die zweiten 100.000 $ herauszuholen, die nie geschaffen wurden. Und wenn Sie in dem Spiel versagen, dann verlieren Sie Ihr Haus oder welche Sicherheiten Sie sonst geboten haben.
S. v. G.: Das beeinflusst gleichfalls die Arbeitslosenrate.
B. L.: Das ist selbstredend ein wichtiger Faktor, aber es gibt mehr davon. Informationstechnologien erlauben es uns in zunehmendem Maße, ein sehr gutes Wirtschaftswachstum zu erzielen, ohne die Erwerbsarbeit zu steigern. Ich glaube, dass wir derzeit in einer der letzten beschäftigungswirksamen Überflussperioden der USA leben. Wie Jeremy Rifkin in seinem Buch "Das Ende der Arbeit" sagt, wird es nie wieder genug Jobs geben, auch in "guten Zeiten" nicht. Wie eine Studie der Internationalen Metallarbeiterföderation in Genf besagt, werden in den nächsten 30 Jahren nur noch zwei bis drei Prozent der Weltbevölkerung gebraucht, um all die Güter zu erzeugen, die wir auf dem Planeten benötigen. Selbst wenn man dies mit dem Faktor 10 multipliziert, stehen wir immer noch vor der Frage, was die restlichen 80 % der Menschheit tun sollen. Mein Vorschlag ist, dass lokale Währungen eines der herausragenden Werkzeuge für ein "Sozialdesign" des 21. Jahrhunderts sein werden, für keinen anderen Zweck, als Beschäftigung zu schaffen. Ich fordere nicht, dass lokale Währungen nationale Währungen ersetzen sollten oder ersetzen werden; darum nenne ich sie auch "komplementäre" Währungen. Die nationale, Konkurrenz erzeugende Währung wird auch weiterhin ihre Rolle in der globalen Wettbewerbsökonomie spielen. Wie auch immer, ich behaupte, dass komplementäre, lokale Währungen sich viel besser kooperativen, lokalen Ökonomien anpassen können.
Die folgende Mail möchte ich zu Eurer Kenntnis hier reinstellen. Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen.
Viele Grüße
Campo
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vielleicht ist dies für den einen oder anderen sehr interessant. Einen Workshop mit Lietaer gibt es ja auch nicht alle Tage.
Auch mit der Bitte um Weiterverbreitung dieser Veranstaltungen
RolfSchroeder.H@t-online.de (Rolf Schröder) schrieb am 27.02.02: Titel für Vortrag und Workshop: "Globalisierung - Geld -Gerechtigkeit: Selbstgeschöpfes Geld als Weg aus Armut und Arbeitslosigkeit ?"
1. öffentlicher Vortrag von Bernard Lietaer auf Deutsch Ort: Markuskirche Hannover, Lister Platz Zeit: Donnerstag, den 21. März, 20 Uhr Eintritt: 5 Euro / ermäßigt: 3 Euro oder 10 hannoversche Talente (Hildesheim: 5 Talente)
2. Workshop für: Bürgerinnen + Bürger, Tauschring-Aktive, Banker, Unternehmer, Fachleute aus staatlichen, kommunalen und kirchlichen Institutionen und Projekten, die sich bei der Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit engagieren. Ort: Pavillon Kultur + Kommunikationszentrum, Lister Meile 4, Hannover Zeit: Freitag, den 22. März, 9-18 Uhr Referenten: Bernard Lietaer und LeGrace Benson und Jeff Lawhead, beide Mitglieder des Leitungsgremiums der Komplementärwährung Ithaca-Hours, New York Kurssprache: Deutsch Teilnehmerzahl: maximal 30 Kosten: 150 Euro (15 Plätze) bzw. 25 Euro + 240 Talente (15 Plätze für Tauschring-Aktive, die Vergabe dieser Plätze erfolgt in Zusammenarbeit und im Einvernehmen mit dem Tauschring Hannover) Veranstalter: Elisabeth C. Gruendler (TTH = Kooperationspartner).
Weitere Infos sowie Aktualisierungen unter http://www.tauschring-hannover.de
Anmeldung: IAL - Elisabeth C. Gründler , Tel. 0511/394 74 97, schriftlich oder per Internet: www.ial-lernen.de und Überweisung des Teilnehmerbeitrages auf das Konto: 42 42 764 IAL-GbR - Elisabeth C. Gründler bei der Deutschen Bank 24, BLZ 250 700 24, Stichwort: Workshop Lietaer Mit herzlichen Grüssen, Elisabeth C. Gründler
__________________________________________ Elisabeth C. Gründler, freie Journalistin Am Listholze 3, 30177 Hannover TEL: 0511-696 57 67, Mobil: 0170-23 200 29 FAX: 0511394 23 27
Es sei hier erlaubt, auf einen sehr spannenden + interessanten Roman zum Zins- und Geldthema hinzuweisen, welchen ich dieses Wochenende am Stueck (730 Seiten!) verschlungen habe:
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Autor: Andreas Eschbach
Eine Billion Dollar
John Salvatore Fontanelli, Sohn eines New Yorker Schuhmachers und Pizzafahrer von Beruf, erbt unerwartet ein Vermögen, das ein entfernter Vorfahr, ein florentinischer Kaufmann, im 16. Jahrhundert hinterlassen hat.
Ein Vermögen, das in 500 Jahren durch Zins und Zinseszins auf über eine Billion Dollar angewachsen ist.
Und er erbt eine Prophezeiung: Der Erbe dieses Vermögens, verheißt das Testament, werde einst der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben...
Erschienen September 2001 bei Lübbe, Bergisch-Gladbach. 736 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, DM 46,-- (EUR 23,52) ISBN 3-7857-2049-1.
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Ich werde keine weiteren Romaninhalte hier erwaehnen, um die Spannung nicht zu mindern! ;-)
Endlich ein Roman von einem Profiautor, der sich des Geldthemas im Geldreformsinne annimmt!
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Geschrieben von KamiKater im Systemfehler-Forum am 12. März 2002 18:01:00:
...zwar nur ein Leserbrief aber Trotzdem besonders genug, um in der Mittagspause in's schlucken zu kommen.
(Quelle: http://www.taz.de/pt/2002/03/12/a0149.nf/text)
"Mehr soziale Fantasie betr.: "Jede dritte Mark für soziale Leistungen", taz vom 7. 3. 02
Oh wie fürchterlich. Da zahlen die Arbeitenden dieses Landes so viel Geld für ihre Alten, Kranken und Arbeitslosen. Ja, ein Drittel der Ausgaben ist viel. Aber dieses Geld geht doch im Endeffekt an Leute, die es ausgeben, weil sie es dringend zum Leben brauchen, vielleicht mal abgesehen von ein paar überteuerten Medikamenten und den Palästen der Krankenversicherungen.
Ganz anders sieht es dagegen mit den zirka 35 Prozent des Bruttosozialprodukts aus, die wir alle - klammheimlich versteckt in allen Preisen und Abgaben - als Zins und Zinseszins an die Gläubiger der für Investitionen und (zum kleineren Teil!) öffentliche Aufgaben gemachten Schulden zahlen. Wenn es sich dabei nicht gerade um Riester-Rentner handelt, sind das letztendlich doch Leute, die eh nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Geld. Es muss ja sein, dass momentaner Überschuss dorthin verliehen wird, wo er gebraucht wird. Im Kapitalismus ist es aber leider so, dass er sich dabei stetig zu vermehren hat. Aus dem, was die Arbeitenden erwirtschaften.
Abseits von planwirtschaftlichen Vorstellungen gibt es erprobenswerte Modelle, das Geld mit einer Umlaufsicherung dahin zu bringen, dass es zinsfrei verliehen werden kann. (www.geldreform.net). [...] Von dieser Zeitung erhoffe ich mir mehr soziale Fantasie! INGRID SUPRAYAN, Tübingen"
taz Nr. 6698 vom 12.3.2002, Seite 13, 24 Zeilen (LeserInnenbrief)
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Gruß, KamiKater
Zum Weiterdenken ...
Das Reiten toter Pferde ...
Wenn WirtschaftswissenschaftlerInnen vor Problemen stehen greifen sie bei ihrer Suche nach Lösungen gern auf überlieferte Tugenden und Weisheiten zurück, z.B. auf die Lebensweisheit der Dakota-Indianer: "Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!"
- Allerdings geben sich erfolgsverwöhnte Karrierefrauen und -männer nur ungern geschlagen. Lieber suchen sie nach Alternativen und probieren es zum Beispiel mit folgenden Strategien: Sie...
1. ... besorgen sich eine stärkere Peitsche,
2. ... wechseln die Reiter,
3. ... sagen: So haben wir das Pferd doch immer geritten,
4. ... besuchen andere Einrichtungen, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet,
5. ... senken die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde,
6. ... ändern die Kriterien, die festlegen, ab wann ein Pferd tot ist,
7. ... schieben eine Motivationseinheit ein, um mehr Spaß am Reiten toter Pferde zu bekommen,
8. ... heuern neue Leute an, die angeblich tote Pferde reiten können,
9. ... erklären: Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch reiten könnte,
10. ... machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere tote Pferde gibt,
11. ... entwickeln ein Spezialtraining für tote Pferde,
12. ... strukturieren um, damit ein anderer das tote Pferd bekommt,
13. ... schirren mehrere tote Pferde zusammen, um Synergien freizusetzen,
14. ... suchen den, der Schuld sein könnte am Tod des Pferdes.
Unbekannte(r) Verfasser(in)
ATTAC-Madrid hat folgenden span. Text im Web:
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/spanisch/poser/ Dinero, interés e inflación.
Thomas Betz schickte im April 2002 folgende kleine Geschichte:
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Liebe (im weitesten Sinne den Grundgedanken der Freiwirtschaft nahestehende) Freunde, ich erzähl' Euch heut mal eine Geschichte:
Ich war also am Dienstag vergangener Woche (9.4.2002) bei Johannes Rau im Schloß Bellevue. Warum? Ich hatte während des Studiums ein Stipendium von der Studienstiftung (des deutschen Volks). Johannes Rau hält im Mai seine alljährliche bundespräsidiale Rede (bei Roman Herzog war's einmal die "Ruck-Rede"); diesmal über Globalisierung. So holt er sich (in Wirklichkeit natürlich seine Adlaten) von überall ein bißchen Anregung und traditionsgemäß müssen da auch immer ein paar "Stiftis" antanzen; so ca. acht "Aktive" und ebensoviele Ehemalige. Und weil ich mich mit meinen Texten offenbar ausreichend unbeliebt gemacht habe, bin ich von Bonn diesmal mit ausgesucht worden; gewissermaßen als Paradiesvogel, denke ich mal.
Bereits im Vorfeld habe ich ein bißchen rumrecheriert, ob jemand was weiß. Und tatsächlich: Sein Hausarzt auf Spiekeroog, Dr. Keßler, war lange Zeit auch ein guter Freund von ihm, jetzt aber mit 94 im Altersheim in Bremen. Keßler war u.a. bei Raus Hochzeit aktiv als Organist, Trauzeuge und Nebensitzer der Braut, welche Volkswirtin. Und Keßler war und ist - wie könnt' es anders sein - ein aktiver Freiwirt, war/ist Mitglied der FSU und schreibt scheinbar auch heute noch ab und an für den dritten Weg bzw. die Humanwirtschaft. Ich hatte kurz vor dem Schloß-Termin die Gelegenheit, mit Keßler persönlich am Telefon zu sprechen. Er trug mir auf, artig Grüße von ihm zu bestellen (was ich dann auch tat). Ansonsten versicherte Keßler, Rau sei direkt bzw. indirekt (über seine Frau) bestens über die Freiwirtschaft informiert, aber offenbar nicht unbedingt willens, sich dazu zu bekennen bzw. sich dafür stark zu machen.
Das war die erste unheimliche Begegnung, doch dann kam die zweite: Der Termin wurde leider auf wenig mehr als eine Stunde zusammengestrichen, weil der chinesische Staatspräsident Jiang Zemin mit großer Delegation abends - und offenbar außerhalb des Protokolls - an dem Tag zum zweiten Mal zum Essen vorbeikam. So hatte jeder nur ein paar Minuten. Die Leute waren aus allen möglichen Disziplinen; aus dem Großraum Ökonomie war außer mir nur noch eine Humboldt-Professorin. Ich legte meine Überlegungen zur Problematik der Globalisierung dar und löste damit eine gewisse Betroffenheit und vorübergehend nachdenkliches Schweigen aus.
Anschließend bedankte sich Rau und ging kommentarlos zum nächsten Punkt über. Aber: Der Mensch neben mir - Leiter des wirtschaftspolitischen Referats im Präsidialamt - zeigte sich interessiert. Ich hatte "zufällig" die neueste Ausgabe der "Zeitschrift für Sozialökonomie (ZfSÖ)" dabei und überließ sie ihm und er blätterte sie - noch während der Veranstaltung – aufmerksam durch. Irgendwann kamen die Schloßdiener und meinten, die Delegation könne jetzt nicht mehr länger warten und Rau stürmte raus. Aber die Diskussion ging hernach noch weiter. Und dabei erzählte mein Nebensitzer ganz nebenbei, dass ihm die ZfSÖ und auch deren Redakteur Werner Onken wohlbekannt seien und er vor allem die gesammelten Werke von Silvio Gesell bei sich im Büro zu stehen habe. Erst als ich erfuhr, daß er Ökonom UND Theologe ist (Zinsverbot; ick hör' Dir tapsen), wurde mir einiges klarer und ich hörte endlich auf, mich zu wundern. Mein Angebot, ihm noch weiteres Material - diesmal speziell zur Frage der Globalisierung zukommen zu lassen - nahm er gerne an.
Na, ist das eine schöne Geschichte?
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Die Geschichte findet sich auch unter:
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/betz/geschichte.html