Medialist 18.97: Akademische Debatte Hgg. von Martin Recke Landowsky: SFB-Verwaltungsrat wird im April nicht mehr zustimmen -- Debatte um SFB/ORB-Radioreform in der Akademie der Künste Die Verabschiedung des Radio-Kooperationsvertrags zwischen SFB und ORB könnte sich im SFB-Verwaltungsrat weiter verzögern. Er denke nicht, daß der Vertrag am 16. April verabschiedet werde, sagte der Berliner CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky, der auch dem Verwaltungsrat angehört, am 7. April bei einer Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste. Von der SFB-Geschäftsleitung forderte Landowsky, sie solle vor einer Verabschiedung Programmschemata für die neuen Gemeinschaftswellen vorlegen. Sonst gebe es für den Vertrag keine Mehrheit, so der CDU-Politiker. In der zum Teil erregt geführten Debatte hatte SFB-Intendant Günther von Lojewski zuvor eingeräumt, daß "finanzielle Zwänge ein maßgebender Faktor" für die angestrebte Zusammenarbeit mit dem ORB seien. Eine "zweistellige Summe" sei insgesamt in der laufenden Gebührenperiode einzusparen, so der SFB-Chef. Durch die Kooperation erwarte er insgesamt ein Viertel der Sparsumme. Lojewski bezeichnete es als "Horrorszenario", wenn SFB und ORB nicht zur gemeinsamen Veranstaltung einer Hochkulturwelle ("Radio Drei") und eines "High Quality"-Radios für die Altersgruppe der 25- bis 49jährigen ("Radio Eins") kämen. Im Falle eines Scheiterns der geplanten Kooperation käme sein Haus nicht ohne Schließung eines Programms aus und müsse eine Frequenz in Berlin aufgeben. Ein solches "Signal für einen Rückzug" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wolle er nicht geben, sagte Lojewski. Rundfunkrat Christian Kneisel (Akademie der Künste) übte heftige Kritik am Kooperationsvertrag. Die Finanzrechnungen enthielten "viele Unbekannte", den erwarteten Werbeeinnahmen mochte Kneisel keinen Glauben schenken. Die Rechnungen möglicher Alternativmodelle seien für die Gremien "nicht wirklich vergleichbar", bemängelte Kneisel, der für Vorsicht plädierte, wenn die Grenzen zwischen "E und U" verwischt würden. Ihn erinnere diese Debatte an die Schlachten der sechziger Jahre um den Kulturbegriff, sagte ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer, der für ein weites Verständnis von Kultur plädierte. Die Auseinandersetzungen um die geplante Radiozusammenarbeit nannte Rosenbauer "anachronistisch". Wenn die Fusion der Länder Berlin und Brandenburg im vergangenen Jahr nicht gescheitert wäre, dann hätten beide Häuser längst einen vergleichbaren Entwurf für die künftige Radiopalette vorlegen müssen. Die Medienpolitikerin Alice Ströver (Bündnis90/Grüne) plädierte dafür, die Aufmerksamkeit auf die Frage zu richten, ob es den SFB am Ende der Gebührenperiode "überhaupt noch" gebe. Sie verwies auf die Vorschläge des ARD-Intendanten Udo Reiter (Medialist 17.97), der die Existenz einer Berliner Landesrundfunkanstalt in Frage gestellt habe. Vor diesem Hintergrund halte sie die Pläne als Gesamtangebot für "so schlecht nicht", so Ströver. Sie habe "Vertrauen in die SFB-Mitarbeiter", die derzeitige Radioqualität auch weiterhin zu sichern, sagte die grüne Medienpolitikerin. Es sei "arrogant, immer nur von SFB 3 zu reden", so Ströver. Auch der ORB bringe sein Kulturprogramm Radio Brandenburg in die Kooperation ein. Es komme für ein abschließendes Urteil auf die Details der Programmschemata an. ORB-Hörfunkdirektorin Hannelore Steer kündigte an, daß bis zur nächsten SFB-Verwaltungsratssitzung die angeforderten Programmschemata vorliegen sollen. Die Arbeitsgruppen aus beiden Häusern hätten sich bereits getroffen. (mr) -- The Medialist distributes various news about media topics. It's in German. Die Medienliste verbreitet diverse Medienmeldungen mit dem Schwerpunkt Berlin. Sie erscheint in den Newsgroups de.soc.medien, bln.medien und prenzlnet.medien sowie auf http://userpage.fu-berlin.de/~mr94/medialist/. Die Liste ist moderiert. Beitraege nimmt Martin Recke <mr94@prenzlnet.in-berlin.de> entgegen. Um die Medienliste per Mail zu beziehen, genuegt eine Mail an <medialist-request@prenzlnet.in-berlin.de> mit SUBSCRIBE im Body. HELP im Body schickt einen Hilfstext. Kommerzielle Weiterverwertung der Medienmeldungen ist generell nicht gestattet. Falls Sie dies dennoch beabsichtigen, wenden Sie sich bitte an Martin Recke <mr94@prenzlnet.in-berlin.de>. Nichtkommerzielle Weiterverbreitung der Medienliste ist nur komplett gestattet. Alle Rechte vorbehalten.