Medialist 8.97: Altes Radioprofil Hgg. von Martin Recke Süddeutscher Verlag plant Einstieg in den Berliner Radiomarkt -- "Radio Merci" soll anspruchsvolles Magazinradio sein Als Hauptgesellschafter von "Radio Merci" plant der Süddeutsche Verlag den Einstieg in den Berliner Radiomarkt. Die Trägergesellschaft "Radio M" ist einer von zwölf Bewerbern um die beiden von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) ausgeschriebenen UKW-Frequenzen in Berlin. Neben dem Süddeutschen Verlag, der 50 Prozent der Anteile hält, sind Thomas Thimme mit 31 Prozent und Norbert Schmidt mit 19 Prozent beteiligt. Dies teilten Thimme und Schmidt am 12. Februar in Berlin mit. Thimme war unter anderem Geschäftsführer von IA Fernsehen (heute Puls TV) und Radio Energy, Schmidt war in beiden Sendern im Marketing tätig. Beide betreiben die Firma Media Sales Management. Mit "Radio Merci" will die Betreibergruppe zurück zu "altem Radioprofil", so Thimme. Angepeilt wird die Zielgruppe der Erwachsenen von 40 bis 59 Jahren. Der Sender soll ohne enges Musikformat und mit journalistischem Profil "mehrheitsfähig" werden. Geplant ist ein Wortprogramm mit "profunder Information und Kommentaren", die "engagiert und auch kontrovers" gestaltet werden soll. "Radio Merci" will als "klassisches Vollprogramm" antreten und soll sich von den zahlreichen, an US-amerikanischen Vorbild-Formaten wie AC orientierten Programmen im Berliner Markt abheben. Nach Thimmes Angaben ist eine Musikmischung aus Evergreens, Schlagern und modernen Titeln der Richtung "New Age" geplant. Der Wortanteil soll tagsüber bei 18 Prozent (ohne Werbung) liegen. Die Station zielt auf beide Stadthälften und will "kein Westradio" werden. Für früher erfolgreiche Programme wie SFB 2, Rias 1 und 2 oder die populären DDR-Wellen seien "keine Nachfolger" zu verzeichnen, meinte Thimme. Der Radiomarkt sei im Alterssegment ab 40 trotz der vielen Sender unterbesetzt. 57 Prozent aller Hörer in Berlin seien 40 Jahre alt und älter. Die Radionutzung nehme mit dem Alter zu, so Thimme. Thimme zufolge hat es bereits Gespräche mit der Voice of America (VoA) gegeben, die zur Zeit auf der Frequenz 87,9 MHz sendet, nachdem das Kooperationsprogramm "Radio Charlie" eingestellt worden war. Eine Kooperation mit der VoA könne er sich vorstellen, erklärte der "Radio-M"-Geschäftsführer, es müsse aber ein klares Programmprofil gewahrt bleiben. Das Eigenkapital beträgt nach Angaben Thimmes sechs Millionen Mark, der Jahresetat soll bei rund vier Mio. Mark liegen. 22 Vollzeitarbeitsplätze (ohne freie Mitarbeiter), davon die Mehrzahl im journalistischen Bereich, sollen entstehen. Nach vier Jahren soll die Verlustzone verlassen werden. In ähnlicher Gesellschafterformation betreibt Thimme zur Zeit auch eine Bewerbung um die von der Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR) ausgeschriebene Mittelwellenfrequenz für ein Jugendradio. Die Berlin-Brandenburgische Medienanstalt hat für den 21. Februar eine Anhörung der Bewerber um die beiden Radiofrequenzen vorgesehen. Die Frequenz 101,9 MHz hatte der Medienrat im Mai versuchsweise für ein Jahr an das zuvor auf Mittelwelle sendende Jazz-Radio Berlin vergeben und später ausgeschrieben. (mr) --------------------- Berlin: Radio Paradiso gestartet Mit einem Gottesdienst hat das christlich-kommerzielle Radio Paradiso am 11. Februar seinen Sendestart gefeiert. Das Radio solle "ein Stück Widergutmachung" für die seelischen Verletzungen sein, die Menschen durch ihre Kirchen erlitten, sagte der Programmdirektor und Pfarrer Rainer Thun in seiner Predigt. Einen Tag später, am 12. Februar um 12.02 Uhr ging die Station auf Sendung. Im Moderationsstil sollen die Hörer die "Freundlichkeit und Güte Gottes" wiederfinden, kündigte Thun an, der sich darauf berief, daß die christliche Botschaft "immer durch zeitgemäße Medien" vermittelt worden sei. Das "Boulevardradio" sei insofern eine "konsequente Weiterentwicklung" des kirchlichen Medienengagements. Radio Paradiso zielt auf dasjenige Drittel der Berliner, das sich der Marktforschung zufolge zu christlichen Vortellungen bekennt. Radio Paradiso erwarte ein "überwiegend bürgerlich-konservatives" Publikum mittleren Alters mit höherer Bildung und gehobenem Einkommen, hieß es in einer Presseerklärung. Dieses Publikum soll mit einem Angebot aus "sanften Songs, gefälligen Hits, guten Nachrichten und freundlicher Kommunikation" erreicht werden. Die Finanzierung soll aus Sponsoring, Werbung, Eigenmitteln und Spenden gesichert werden. Das Programmschema sieht tagsüber von sechs bis siebzehn Uhr vier großflächige Magazinsendungen mit jeweils drei Wortbeiträgen pro Stunde vor. Jeweils vor der vollen Stunde sendet Radio Paradiso eine kurze Andacht unter dem Titel "Gedanken zum Auftanken". Magazinsendungen zu kulturellen Themen wie ein Bücherjournal und ein "Themenabend Kirche" plaziert die Station vor allem am Wochenende. Eine Gottesdienstübertragung ist sonntags um sieben Uhr im Programm. (mr) --------------------- SFB-Fernsehen B1 gilt nicht als "westlastig" -- Quoten im Westen Berlins doppelt so hoch wie im Osten Das "Berlin-Fernsehen" B1 vom Sender Freies Berlin gilt einer Image-Untersuchung zufolge weder als "westlastig" noch als "ostlastig". Diese Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.212 Fernsehzuschauern stellte SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle am 11. Februar in Berlin vor. Die Einschaltquoten liegen ausweislich der GfK-Zahlen mit gut drei Prozent im Osten dennoch deutlich unter dem Westniveau, das sechs Prozent beträgt (über den gesamten Sendetag). Das Programm wird nach diesen Umfragedaten in beiden Stadthälften als das Programm mit der besten Berlin-Berichterstattung angesehen. 63,9 Prozent folgen dieser Beurteilung, die Berlin-Berichterstattung der beiden kommerziellen Ballungsraumsender Puls TV und Fernsehen aus Berlin (FAB) wird von 23,1 und 5,0 Prozent der Befragten präferiert. Positive Attribute wie "informativ", "glaubwürdig", "sympathisch" und "kompetent" schreibt der überwiegende Teil der Befragten dem B1-Programm zu. Der SFB plant gemeinsam mit dem DFB, die Übertragung des DFB-Pokalfinales zu einer insgesamt sechsstündigen Showveranstaltung auszubauen. Zur Zeit laufen noch Verhandlungen mit DFB und der ARD-Sportkoordination. Zusammen mit Kooperationspartnern will der Sender zehn Folgen von "Immer wieder sonntags" produzieren, einer Show mit Max Schautzer, die im Sommer am Sonntagvormittag im Ersten Programm laufen soll. Jeweils zwei Bundesländer sollen in diesen Sendungen ihren "typischen Humor" präsentieren. Die Kabarettsendung "Scheibenwischer" mit Dieter Hildebrandt erreicht auf dem neuen Sendeplatz am Sonntagabend nun zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Zuschauer. Am Samstagabend waren es zuvor rund 2 Millionen. Auf B1 ist schon seit dem 1. Januar eine neue werktägliche Informationssendung "Binfo" um 17.17 Uhr im Programm, nach der Übernahme der "Tagesschau um fünf" und einem "Abendschau-Telegramm". (mr) -- The Medialist distributes various news about media topics. It's in German. Die Medienliste verbreitet diverse Medienmeldungen mit dem Schwerpunkt Berlin. Sie erscheint in den Newsgroups de.soc.medien, bln.medien und prenzlnet.medien sowie auf http://userpage.fu-berlin.de/~mr94/medialist/. Die Liste ist moderiert. Beitraege nimmt Martin Recke <mr94@prenzlnet.in-berlin.de> entgegen. Um die Medienliste per Mail zu beziehen, genuegt eine Mail an <medialist-request@prenzlnet.in-berlin.de> mit SUBSCRIBE im Body. HELP im Body schickt einen Hilfstext. 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