Medialist 8.97: Altes Radioprofil

Martin Recke (mr94@prenzlnet.in-berlin.de)
14 Feb 1997 11:07:32 GMT

Medialist 8.97: Altes Radioprofil
Hgg. von Martin Recke


Süddeutscher Verlag plant Einstieg in den Berliner Radiomarkt --
"Radio Merci" soll anspruchsvolles Magazinradio sein

Als Hauptgesellschafter von "Radio Merci" plant der Süddeutsche Verlag
den Einstieg in den Berliner Radiomarkt.  Die Trägergesellschaft
"Radio M" ist einer von zwölf Bewerbern um die beiden von der
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) ausgeschriebenen
UKW-Frequenzen in Berlin.  Neben dem Süddeutschen Verlag, der 50
Prozent der Anteile hält, sind Thomas Thimme mit 31 Prozent und
Norbert Schmidt mit 19 Prozent beteiligt.  Dies teilten Thimme und
Schmidt am 12. Februar in Berlin mit.

Thimme war unter anderem Geschäftsführer von IA Fernsehen (heute Puls
TV) und Radio Energy, Schmidt war in beiden Sendern im Marketing
tätig.  Beide betreiben die Firma Media Sales Management.  Mit "Radio
Merci" will die Betreibergruppe zurück zu "altem Radioprofil", so
Thimme.  Angepeilt wird die Zielgruppe der Erwachsenen von 40 bis 59
Jahren.  Der Sender soll ohne enges Musikformat und mit
journalistischem Profil "mehrheitsfähig" werden.  Geplant ist ein
Wortprogramm mit "profunder Information und Kommentaren", die
"engagiert und auch kontrovers" gestaltet werden soll.

"Radio Merci" will als "klassisches Vollprogramm" antreten und soll
sich von den zahlreichen, an US-amerikanischen Vorbild-Formaten wie AC
orientierten Programmen im Berliner Markt abheben.  Nach Thimmes
Angaben ist eine Musikmischung aus Evergreens, Schlagern und modernen
Titeln der Richtung "New Age" geplant.  Der Wortanteil soll tagsüber
bei 18 Prozent (ohne Werbung) liegen.  

Die Station zielt auf beide Stadthälften und will "kein Westradio"
werden.  Für früher erfolgreiche Programme wie SFB 2, Rias 1 und 2
oder die populären DDR-Wellen seien "keine Nachfolger" zu verzeichnen,
meinte Thimme.  Der Radiomarkt sei im Alterssegment ab 40 trotz der
vielen Sender unterbesetzt.  57 Prozent aller Hörer in Berlin seien 40
Jahre alt und älter.  Die Radionutzung nehme mit dem Alter zu, so
Thimme.

Thimme zufolge hat es bereits Gespräche mit der Voice of America (VoA)
gegeben, die zur Zeit auf der Frequenz 87,9 MHz sendet, nachdem das
Kooperationsprogramm "Radio Charlie" eingestellt worden war.  Eine
Kooperation mit der VoA könne er sich vorstellen, erklärte der
"Radio-M"-Geschäftsführer, es müsse aber ein klares Programmprofil
gewahrt bleiben.

Das Eigenkapital beträgt nach Angaben Thimmes sechs Millionen Mark,
der Jahresetat soll bei rund vier Mio. Mark liegen.  22
Vollzeitarbeitsplätze (ohne freie Mitarbeiter), davon die Mehrzahl im
journalistischen Bereich, sollen entstehen.  Nach vier Jahren soll die
Verlustzone verlassen werden.  In ähnlicher Gesellschafterformation
betreibt Thimme zur Zeit auch eine Bewerbung um die von der
Unabhängigen Landesanstalt für das Rundfunkwesen (ULR) ausgeschriebene
Mittelwellenfrequenz für ein Jugendradio.

Die Berlin-Brandenburgische Medienanstalt hat für den 21. Februar eine
Anhörung der Bewerber um die beiden Radiofrequenzen vorgesehen.  Die
Frequenz 101,9 MHz hatte der Medienrat im Mai versuchsweise für ein
Jahr an das zuvor auf Mittelwelle sendende Jazz-Radio Berlin vergeben
und später ausgeschrieben.  (mr)


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Berlin: Radio Paradiso gestartet

Mit einem Gottesdienst hat das christlich-kommerzielle Radio Paradiso
am 11. Februar seinen Sendestart gefeiert.  Das Radio solle "ein Stück
Widergutmachung" für die seelischen Verletzungen sein, die Menschen
durch ihre Kirchen erlitten, sagte der Programmdirektor und Pfarrer
Rainer Thun in seiner Predigt.  Einen Tag später, am 12.  Februar um
12.02 Uhr ging die Station auf Sendung.

Im Moderationsstil sollen die Hörer die "Freundlichkeit und Güte
Gottes" wiederfinden, kündigte Thun an, der sich darauf berief, daß
die christliche Botschaft "immer durch zeitgemäße Medien" vermittelt
worden sei.  Das "Boulevardradio" sei insofern eine "konsequente
Weiterentwicklung" des kirchlichen Medienengagements.  Radio Paradiso
zielt auf dasjenige Drittel der Berliner, das sich der Marktforschung
zufolge zu christlichen Vortellungen bekennt.

Radio Paradiso erwarte ein "überwiegend bürgerlich-konservatives"
Publikum mittleren Alters mit höherer Bildung und gehobenem Einkommen,
hieß es in einer Presseerklärung.  Dieses Publikum soll mit einem
Angebot aus "sanften Songs, gefälligen Hits, guten Nachrichten und
freundlicher Kommunikation" erreicht werden.  Die Finanzierung soll
aus Sponsoring, Werbung, Eigenmitteln und Spenden gesichert werden.

Das Programmschema sieht tagsüber von sechs bis siebzehn Uhr vier
großflächige Magazinsendungen mit jeweils drei Wortbeiträgen pro
Stunde vor.  Jeweils vor der vollen Stunde sendet Radio Paradiso eine
kurze Andacht unter dem Titel "Gedanken zum Auftanken".
Magazinsendungen zu kulturellen Themen wie ein Bücherjournal und ein
"Themenabend Kirche" plaziert die Station vor allem am Wochenende.
Eine Gottesdienstübertragung ist sonntags um sieben Uhr im Programm.
(mr)


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SFB-Fernsehen B1 gilt nicht als "westlastig" -- Quoten im Westen
Berlins doppelt so hoch wie im Osten

Das "Berlin-Fernsehen" B1 vom Sender Freies Berlin gilt einer
Image-Untersuchung zufolge weder als "westlastig" noch als
"ostlastig".  Diese Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von
1.212 Fernsehzuschauern stellte SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle am
11. Februar in Berlin vor.  Die Einschaltquoten liegen ausweislich
der GfK-Zahlen mit gut drei Prozent im Osten dennoch deutlich unter
dem Westniveau, das sechs Prozent beträgt (über den gesamten
Sendetag).

Das Programm wird nach diesen Umfragedaten in beiden Stadthälften als
das Programm mit der besten Berlin-Berichterstattung angesehen.  63,9
Prozent folgen dieser Beurteilung, die Berlin-Berichterstattung der
beiden kommerziellen Ballungsraumsender Puls TV und Fernsehen aus
Berlin (FAB) wird von 23,1 und 5,0 Prozent der Befragten präferiert.
Positive Attribute wie "informativ", "glaubwürdig", "sympathisch" und
"kompetent" schreibt der überwiegende Teil der Befragten dem
B1-Programm zu.

Der SFB plant gemeinsam mit dem DFB, die Übertragung des
DFB-Pokalfinales zu einer insgesamt sechsstündigen Showveranstaltung
auszubauen.  Zur Zeit laufen noch Verhandlungen mit DFB und der
ARD-Sportkoordination.  Zusammen mit Kooperationspartnern will der
Sender zehn Folgen von "Immer wieder sonntags" produzieren, einer Show
mit Max Schautzer, die im Sommer am Sonntagvormittag im Ersten
Programm laufen soll.  Jeweils zwei Bundesländer sollen in diesen
Sendungen ihren "typischen Humor" präsentieren.

Die Kabarettsendung "Scheibenwischer" mit Dieter Hildebrandt erreicht
auf dem neuen Sendeplatz am Sonntagabend nun zwischen 2,5 und 3,5
Millionen Zuschauer.  Am Samstagabend waren es zuvor rund 2 Millionen.
Auf B1 ist schon seit dem 1. Januar eine neue werktägliche
Informationssendung "Binfo" um 17.17 Uhr im Programm, nach der
Übernahme der "Tagesschau um fünf" und einem "Abendschau-Telegramm".
(mr)


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