Medialist 7.97: Vorerst kein SAT2 Hgg. von Martin Recke Doetz: Künftig Medienpolitik im Programm thematisieren -- SAT2-Pläne vorerst zurückgestellt SAT1-Geschäftsführer Jürgen Doetz hat gefordert, künftig medienpolitische Themen in den Programmen der kommerziellen Fernsehsender zu thematisieren. Informationssendungen von SAT1 sollen demnach dazu eingesetzt werden, die Medienpolitik besser als bisher zu erreichen. Dies erklärte Doetz vor Journalisten am 4. Februar in Berlin. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erlebe derzeit eine "Renaissance" in der Medienpolitik, so eine Einschätzung des SAT1-Chefs. Die Pläne für ein zweites Programm aus seinem Haus sind nach seinen Angaben voerst zurückgestellt. Für einen neuen, unter dem Arbeitstitel SAT2 diskutierten Kanal gebe es zur Zeit keine Verbreitungsmöglichkeiten, meinte Doetz. Die Kabelnetze wie die analogen Astra-Satelliten seien auf absehbare Zeit voll belegt; die Telekom werde zudem nicht in eine Erweiterung des analogen Kabelbereichs investieren. Bis 2008 habe sein Haus den Vertrag mit der SES über einen analogen Astra-Kanal für SAT1 verlängert, für die Zeit danach erwarte SAT1, daß sich die digitale Verbreitung durchgesetzt habe, so Doetz. Insgesamt sind nach seinen Angaben derzeit 95 Prozent aller Haushalte in der Lage, seinen Sender zu empfangen. Die terrestrischen Frequenzen trügen zur technischen Reichweite des Senders noch immer 12 Prozent bei. Nicht zuletzt aus diesem Grund stelle er die Regionalprogramme heute nicht mehr in Frage, sagte der SAT1-Chef. Nach dem neuen Rundfunkstaatsvertrag können Regionalfenster auch auf die Fensterverpflichtungen angerechnet werden, wenn damit mehr als fünfzig Prozent der bundesweiten Fernsehhaushalte erreicht werden. SAT1 will für ein Berlin-Brandenburger Regionalfenster, das auch via Satellit verbreitet werden soll, eine neue Lizenz bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beantragen. Aus Berlin wird derzeit das "Hauptstadtmagazin" ausgestrahlt. Die Sendung soll künftig wieder eher regionalen Charakter tragen. Die Lizenz für die terrestrische Frequenz in Berlin sieht seit 1994 keine Verpflichtung für ein Regionalprogramm mehr vor. Seit Januar 1996 hatte SAT1 das "Hauptstadtmagazin" anstelle der bis dahin getrennten Sendungen "Regionalreport Berlin/Brandenburg" (via Antenne) und "Regionalreport Deutschland" (via Satellit) ausgestrahlt. Noch im August hatte Doetz die Verluste aus "Zwangsfenstern" auf 100 Millionen Mark beziffert und diesen Preis als zu hoch für terrestrische Frequenzen bezeichnet, die damals noch 15 Prozent der Gesamtreichweite ergaben. Die Regionalprogramme sollen nun nach seinen Vorstellungen zu "regionalen Dienstleistungszentren" ausgebaut und zu einer neuen Finanzierungsquelle für das Programm gemacht werden. Bis zum Jahresende will Doetz den Sender komplett nach Berlin verlagern. Im vergangenen Sommer hatte Programmgeschäftsführer Fred Kogel noch den Sommer 1998 als Umzugstermin genannt. (mr) --------------------- Radio Paradiso startet am 12. Februar -- Format entspricht anderen Privatradios Mit rund zehnwöchiger Verspätung wird am 12. Februar der christlich-kommerzielle Sender Radio Paradiso sein Programm starten. Mit einem "populären und christlich ausgerichteten" Radioprogramm will Radio Paradiso im Berliner Radiomarkt "Menschen fischen", hieß es in der Einladung zu einem Gottesdienst, mit dem die Station am 11. Februar den Sendestart feiern will. Stil und Format von Radio Paradiso entsprechen dem eines normalen Privatsenders, erklärte Programmdirektor Rainer Thun am 6. Februar auf Anfrage. In der Woche zwischen 6 und 18 Uhr soll es demnach überwiegend Musik und wenig Wortbeiträge geben. Mit Blick auf den nordeutschen Kommerzsender Radio Schleswig-Holstein beschreibt Thun, der auch Direktor des Evangelischen Presseverbands Nord in Kiel ist, das Programm als ein "Kirchen-R.SH". Abends plant Thun "monothematische Schwerpunkte", am Wochenende soll es Spezialstrecken wie ein Kulturjournal oder Sendungen für Kinder geben. Die Musikfarbe orientiert sich am vorher auf der Frequenz 98,2 MHz ausgestrahlten Soft Hit Radio und enthält "sanfte Songs" und ruhige Popmusik. Mit zehn festen Redakteursstellen und einer Reihe von freien Mitarbeitern wird die Station den Betrieb aufnehmen. Daneben greift Radio Paradiso nach Angaben Thuns auf die Radio-Infrastruktur im Bereich der evangelischen Kirche in Deutschland zurück, darunter auf Zulieferungen des Evangelischen Rundfunkdienstes Nord aus Kiel und Hamburg. Inzwischen sind mehr als zwanzig Gesellschafter aus dem kirchlichen Raum an der Paradiso-Trägerschaft beteiligt, darunter auch der evangelischen Kirche nahestehende Unternehmen wie die Versicherung HUK Coburg. Den ursprünglich geplanten Sendestart am 1. Dezember des vergangenen Jahres hatte die Station nach technischen und organisatorischen Schwierigkeiten verschieben müssen. Innerhalb der Evangelischen Kirche hatte das Paradiso-Projekt heftige Kontroversen ausgelöst. "Wichtiger als die innerkirchliche Unterstützung" ist Programmdirektor Thun die Frage, ob das Programm "beim Publikum ankommt". In drei bis vier Jahren will er mit Radio Paradiso in die "schwarzen Zahlen" kommen. Das Ergebnis einer MABB-Studie, der zufolge der Berliner Radiomarkt noch nicht ausgereizt ist (Medialist 6.96), bezeichnete Thun als "interessant". Radio Paradiso will sich aus Werbeeinnahmen, Sponsoring und Mitteln seiner Gesellschafter finanzieren. Vereinsmitglieder eines "Freundeskreises Radio Paradiso" sollen die Möglichkeit haben, sich an der Träger-GmbH zu beteiligen. (mr) --------------------- Berlin: Verwaltungsgericht nimmt NBC aus dem Kabel -- Räumliche Teilung der Kabelkanäle ist rechtswidrig -- MABB kündigt Beschwerde an Im Berliner Kabelnetz wird NBC demnächst nicht mehr zu sehen sein. Die von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beschlossene räumliche Teilung des Sonderkanals 19 erklärte das Verwaltungsgericht Berlin im Eilverfahren am 3. Februar für rechtswidrig. Der Medienrat hatte im Oktober festgelegt, daß in den Stadtteilen, in denen sich der Anteil türkischsprachiger Einwohner konzentriert, TRT International auf dem SK 19 bleiben soll. Im Rest der Stadt sollte NBC zu sehen sein, wogegen TRT klagt. Das Verwaltungsgericht beschloß nun, daß auch in den Bereichen des Kabelnetzes, in denen der türkische Bevölkerungsanteil unter fünf Prozent liegt, das TRT-Programm eingespeist werden muß. Das Gericht habe damit "erstmals" selbst eine bestimmte Kanalbelegung festgelegt, betonte die MABB in einer Presseerklärung vom 4. Februar. Die 27. Kammer des Gerichts stufte NBC anders als die MABB als Spartenprogramm und damit nachrangig gegenüber dem Vollprogramm von TRT ein. Die ebenfalls rechtswidrige räumliche Teilung kann nach Auffassung des Gerichts nicht aus dem Medienstaatsvertrag Berlin-Brandenburg abgeleitet werden. Das Vertragswerk sieht nur zeitliche oder turnusmäßige Kanalteilungen ausdrücklich vor. Das Berliner Kabelnetz muß, obwohl es aus verschiedenen Bereichen besteht, nach Ansicht des Gerichts als Einheit betrachtet werden. Die "Fünf-Prozent-Klausel", die der Medienrat seiner Entscheidung zugrunde gelegt hatte, bezeichnete das Gericht in seiner Begründung als "rechtlich bedenklich, jedenfalls aber beurteilungsfehlerhaft", unter anderem weil die technische Aufteilung des Kabelnetzes nicht entlang der Bezirksgrenzen möglich ist, auf die sich die von der MABB zugrundegelegte Bevölkerungsstatistik bezieht. Die Medienanstalt schätzt, daß durch die Neubelegung nun etwa 12.000 türkische Staatsbürger mehr mit TRT-INT erreicht werden als zuvor. Dazu kämen weitere türkischsprachige Berliner. Insgesamt betreffe die Belegungsänderung etwa 850.000 Kabelhaushalte. Der Medienrat habe das Interesse am Empfang des "einzigen englischsprachigen Programms mit Unterhaltung" höher bewertet, hieß es in der Presseerklärung. Zudem gebe es mit TD1 bereits ein flächendeckend zu sehendes türkischsprachiges Vollprogramm. Die Medienanstalt will Beschwerde gegen den Beschluß einlegen. Eine Entscheidung in der Hauptsache ist bis Ende dieses Jahres nicht zu erwarten. Am 31. Dezember endet wie in jedem Jahr die vom Medienrat beschlossene Kabelbelegung. Längerfristige Belegungsentscheidungen hält die MABB nicht für praxisgerecht, erklärte MABB-Sprecherin Susanne Grams am 4. Februar auf Anfrage. (mr) -- The Medialist distributes various news about media topics. It's in German. Die Medienliste verbreitet diverse Medienmeldungen mit dem Schwerpunkt Berlin. Sie erscheint in den Newsgroups de.soc.medien, bln.medien und prenzlnet.medien sowie auf http://userpage.fu-berlin.de/~mr94/medialist/. Die Liste ist moderiert. Beitraege nimmt Martin Recke <mr94@prenzlnet.in-berlin.de> entgegen. Um die Medienliste per Mail zu beziehen, genuegt eine Mail an <medialist-request@prenzlnet.in-berlin.de> mit SUBSCRIBE im Body. HELP im Body schickt einen Hilfstext. Kommerzielle Weiterverwertung der Medienmeldungen ist generell nicht gestattet. Falls Sie dies dennoch beabsichtigen, wenden Sie sich bitte an Martin Recke <mr94@prenzlnet.in-berlin.de>. Nichtkommerzielle Weiterverbreitung der Medienliste ist nur komplett gestattet. Alle Rechte vorbehalten.