Medialist 8.96: Multikulti und Mammon 2

Martin Recke (mr94@prenzlnet.in-berlin.de)
6 Dec 1996 15:48:57 GMT

Medialist 8.96:  Multikulti und Mammon 2
Hgg. von Martin Recke


SFB-Hörfunkchef fordert Fortsetzung der Mischfinanzierung für SFB 4
Multikulti  -- Kritik an MABB-Entscheidung über Gebührengelder

SFB-Hörfunkdirektor Jens Wendland hat gefordert, die Mischfinanzierung
für das Hörfunkprogramm SFB 4 Multikulti fortzusetzen.  In einem
Interview sagte Wendland am 6. Dezember, der SFB wolle versuchen, die
Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) dazu zu bewegen, auch für das
kommende Jahr Mittel für das Ausländerprogramm bereitzustellen.  Die
Mischfinanzierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
die MABB und den Sender Freies Berlin (SFB) selbst halte er der Sache
nach für "geboten", so Wendland.

Der Medienrat der MABB hatte am 29. November beschlossen, aus dem
Überschuß des Jahres 1995 rund fünf Millionen Mark für den Aufbau eines
regionalen Sendezentrums für digitales Fernsehen zurückzulegen.  An die
beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Berlin und
Brandenburg fließen außerdem insgesamt etwa zwei Millionen Mark zurück,
die nach dem Gebührenschlüssel aufgeteilt werden.  Der SFB erhält wie
geplant ca. 1,2 Mio. Mark, der ORB bekommt rund 0,8 Millionen.

Der SFB erhält diese Mittel laut MABB-Beschluß für die Mitfinanzierung
der Rundfunkorchester und Chöre GmbH (ROC).  Für das vielsprachige
Programm SFB 4 Multikulti hat der Medienrat dagegen keine Mittel mehr
vorgesehen.  SFB-Hörfunkchef Wendland erklärte demgegenüber, im Etat für
1997 seien weiterhin MABB-Mittel für das Programm eingeplant.  Für
Multikulti seien im nächsten Jahr insgesamt rund sechs Millionen Mark
vorgesehen, eine Million mehr als im Etat des laufenden Jahres.  

Wendland wies darauf hin, daß die ARD für die kommende Gebührenperiode
noch keine Mittel für das geplante ARD-weite Projekt "Funkhaus Europa"
bei der KEF angemeldet habe.  Deshalb, so der Hörfunkchef, bleibe
Multikulti eine "Anstrengung" seines Hauses und sei weiterhin die
bisherige Mischfinanzierung geboten.  Er räumte ein, daß sein Haus
keinen Rechtsanspruch gegenüber der MABB besitze, betonte aber, es
handele sich bei den fraglichen Mitteln um Anteile der Rundfunkgebühr.

Es sei "seltsam", so Wendland, daß eine Landesmedienanstalt darüber
entscheide, was eine unabhängige Rundfunkanstalt mit den ihr zustehenden
Mitteln tun solle.  Im übrigen gehöre es auch zu den Aufgaben der MABB,
Programme für ausländische Bürger zu fördern.  SFB 4 Multikulti sei
"kein Experiment" mehr, das Programm habe +im Rahmen der finanziellen
Möglichkeiten" eine Bestandsgarantie und eine Perspektive im SFB.

Im September 1997 wird die dreijährige Startphase auslaufen.  Das
Programm ist jedoch nach Angaben Wendlands für das ganze Jahr 1997 im
Etat eingeplant, der am kommenden Montag im Rundfunkrat beschlossen
werden soll.  Die befristeten Verträge der Mitarbeiter sollen nach
Aussage Wendlands entsprechend verlängert werden.  Multikulti sei ein
"unverzichtbares Programm", so Wendland.

Zur Frage, was geschehe, wenn die MABB an ihrem Beschluß festhalte,
wollte sich Wendland nicht äußern.  "Ich setze wie der
SFB-Programmausschuß darauf, daß die MABB einlenkt", so der Hörfunkchef.
Andernfalls werde der SFB "Fürsorge" für die Mitarbeiter zu treffen
haben.  Der Programmausschuß hatte sich am 6. Dezember mit dem Thema
befaßt.  (mr)


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