Medialist 5.96: Proteste gegen MABB-Kabelentscheidung
Martin Recke (mr94@prenzlnet.in-berlin.de)
26 Nov 1996 12:07:17 GMT
Medialist 5.96: Proteste gegen MABB-Kabelentscheidung
Hgg. von Martin Recke
Massive Proteste gegen Kabelbelegungsentscheidung der MABB -- Türkisches
Programm TRT soll in einigen Berliner Bezirken aus dem Kabel weichen
Die jüngste Kabelkanalbelegungsentscheidung des MABB-Medienrats hat zu
massiven Protesten aus der türkischen Bevölkerung geführt. Danach soll
das türkische Programm TRT International ab 1. Januar nur noch in den
Stadtteilen zu sehen sein, in denen sich der Anteil türkischsprachiger
Einwohner konzentriert. "Es kocht in der türkischen Bevölkerung",
erklärte Zafer Ilgar, der TRT-Repräsentant in Deutschland, am 26.
November auf Anfrage.
Die MABB-Entscheidung vom 28. Oktober sei in den letzten Tagen auch in
der türkischsprachigen Presse heftig diskutiert worden, so Zafer. "Mit
unserem Rechtsverständnis", erklärte er wörtlich, "ist die Entscheidung
nicht vereinbar." Die Türken seien die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe
Berlins und hätten einen Anspruch auf das Programm. Zafer kündigte an,
gegen die Entscheidung zu klagen.
TRT erwarte von der MABB, ihre Entscheidung zu überdenken. Der Sender
habe auch Parteien und Interessengruppen angeschrieben und zum Protest
aufgefordert. Nach Angaben Zafers leben etwa 46.000 Türken in den
Berliner Bezirken, in denen das Programm künftig nicht mehr im Kabelnetz
vertreten sein soll.
MABB-Sprecherin Susanne Grams bezweifelte am 26. November, daß es
möglich sei, solch genaue Angaben über den Anteil der türkischsprachigen
Einwohner zu machen. Der Medienrat habe sich bei seiner Entscheidung
auf Näherungswerte des Statistischen Landesamts gestützt. In den
westlichen Innenstadtbezirken Kreuzberg, Schöneberg (ohne Friedenau),
Tiergarten, im südlichen Wedding und nördlichen Neukölln soll TRT
weiterhin im Kabel zu sehen sein.
Bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg gehen seit Anfang dieser Woche
verstärkt Protestanrufe ein. Für Sprecherin Grams deutet der Ton vieler
Anrufe auf eine Kampagne hin. Sie sei aber sicher, daß die MABB den
Druck aushalte. Grams wies darauf hin, daß es in Berlin mit TD 1 ein in
der Region produziertes türkisches Vollprogramm im Kabel gebe. Auch im
Spreekanal (dem früheren Mischkanal) und im Offenen Kanal gebe es
jeweils mindestens 30 Stunden im Monat türkisches Programm.
(mr)
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