Der Rundfunkrat beschloß, die Initiative von ARD und ZDF zur Gründung eines »anspruchsvollen gewalt- und werbefreien« Kinderkanals zu unterstützen. Er erwarte, hieß es im Wortlaut, daß sich das Programm »qualitativ hochwertig von Programmangeboten kommerzieller Anbieter« unterscheidet, und forderte, den Kinderkanal in Babelsberg anzusiedeln, um damit ein Signal auszusenden. Nach Ansicht Rosenbauers sind die neuen Bundesländer »nach wie vor« im ARD-Gemeinschaftsprogramm und in zentralen ARD-Einrichtungen unterrepräsentiert. Zur Grundversorgung gehörten Information für Kinder wie auch Kinderfilme, Kinderliteratur und Kindertheater. Selbst wenn nur eine Minderheit dieses Angebot nutze, müsse es ihnen zur Verfügung stehen.
Der ORB-Intendant hat seinem SFB-Kollegen Günther von Lojewski angeboten, 0,5 Prozent der ARD-Fernsehquote des SFB zu übernehmen, falls es zu einer Einigung über einen Finanzausgleich für die Gebührenperiode ab 1997 nicht komme. Der SFB produziert in diesem Jahr 5,5 Prozent des Gemeinschaftsprogramms und erhält zur Zeit jährlich 25,5 Millionen Mark aus dem ARD-Finanzausgleich. NDR-Intendant Jobst Plog hatte jüngst dem SFB- Antrag auf Gelder in mindestens dieser Höhe zuzüglich Steigerungsraten bis zum Jahr 2000 »keinerlei Erfolgsaussicht« eingeräumt (Kifu 40/95).
Der ORB würde mit dieser Übernahme seine ARD-Quote auf 3 Prozent erhöhen. Rosenbauer erklärte, daß dieses Angebot nur dann konkretisiert würde, wenn der SFB dies wünsche. Die Finanzierung sei durch einen positiven Jahresabschluß des ORB mit höheren Erträgen als erwartet möglich. Als Grund für dieses Engagement gab Rosenbauer an, daß die »Präsenz der Hauptstadt und des Landes Brandenburg« im ARD-Programm sich insgesamt nicht verringern würde.
Der Rundfunkrat billigte das Programmschema des Info-Radios. Das von SFB und ORB gemeinsam entwickelte und getragene Projekt habe zu einer Annäherung der beiden Landesrundfunkanstalten »im kollegialen Miteinander und mit Blick auf andere Kooperationsmöglichkeiten« beigetragen, betonte der ORB-Intendant vor dem Gremium. Das neue Programm soll zur Internationalen Funkausstellung im August starten (Kifu 10/95).
Rosenbauer kritisierte die Frequenzpolitik der Medienanstalt Berlin- Brandenburg (MABB). Die Privaten würden derzeit »gut bedient«, während der ORB beschädigt werde. Der Medienrat hatte am 7. April beschlossen, die Frequenz für ein Mantelprogramm des in Frankfurt/Oder geplanten Uniradios an den Berliner Rundfunk zu vergeben. Für die derzeitige Cottbuser Frequenz des SFB/ORB-Gemeinschaftsprogramms B Zwei, auf der das Fensterprogramm für die sorbische Bevölkerung ausgestrahlt wird, plant die MABB eine Vergabe des Mantelprogramms an r.s.2 (Kifu 28/95). Das Sorbenprogramm soll darin als Fenster verbleiben. Mit dem Start von Info- Radio werden die Brandenburger Frequenzen von B Zwei aufgegeben. Es wäre ein in dieser Form einmaliger Vorgang, hieß es in einer ORB-Mitteilung, wenn ein öffentlich-rechtliches Programmangebot zum Bestandteil eines kommerziellen Programms gemacht würde. Der ORB habe gegen diesen MABB-Beschluß bereits Widerspruch eingelegt. (mr)