Dies belegen nach Auffassung Diepgens die NDR-Vorschläge zur Hörfunkkooperation. SFB und ORB sollten danach auf je eines ihrer Landesprogramme und die Gemeinschaftsprogramme »einschließlich Inforadio« verzichten, schreibt Diepgen. Wie dadurch Hörer »in der zugegebenermaßen schwierigen Hörfunklandschaft Berlins« zurückgewonnen werden könnten, sei nicht nachvollziehbar. Wenn der NDR-Intendant sich auf ihn als Befürworter seiner Vorschläge berufe, so seien seine Äußerungen im Rahmen der Strukturreform der ARD »mit oder ohne Absicht« mißverstanden worden.
Ihm ginge es darum, daß durch Kooperationsmaßnahmen auf allen Gebieten »einschließlich Technik und Verwaltung« Einsparungspotentiale ausgenutzt werden. Besonders wichtig sei ihm die Leistungsfähigkeit des Hauptstadtsenders. »Vorteile einer ausschließlichen Kooperation oder Vereinigung mit dem ORB« könne er ebenfalls nicht erkennen, erklärte der Regierende Bürgermeister. Diepgen machte keine Aussage darüber, mit welcher weiteren ARD-Anstalt neben dem ORB er sich eine Kooperation oder Vereinigung des SFB vorstellen könnte. Der Berliner CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky hatte im Februar vor einer vorschnellen Fusion des SFB mit dem Potsdamer Sender gewarnt und für einen Verbund mit dem MDR plädiert (Kifu 11/95).
Als »überraschend und nicht schlüssig« bezeichnete NDR-Intendant Jobst Plog die Äußerungen Diepgens. Es sei befremdlich, so Plog, daß Diepgen nach sieben Wochen »plötzlich eine Kehrtwendung« vollziehe. »Dies mag mit der bevorstehenden Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus zusammenhängen.« Das Kooperationsangebot des NDR an SFB und ORB bleibe dennoch bestehen, denn »engere Kooperation innerhalb der ARD« sei unabdingbar. (mr)