Der Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen plädierte am 9. April in einem Interview mit der WDR-Welle Radio 5 dafür, »in Variation« wieder auf die Vorstellungen von 1991 zurückzugreifen, eine Nordostdeutsche Rundfunkanstalt für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu bilden. Über die Grenzen zwischen den alten und den neuen Ländern könne man dabei hinausgucken. Die gegenwärtige Struktur der ARD-Anstalten in der Region bezeichnete Diepgen als »nicht vernünftig aus finanziellen Überlegungen«. Sein Ziel sei es, einen starken Hauptstadtsender zu etablieren. Zur Bildung größerer Einheiten würde Diepgen »über den Bereich von SFB und ORB hinausdenken«. Die Fusion der beiden Landesrundfunkanstalten steht für den Regierenden Bürgermeister offenbar außer Frage.
Der NDR leitete daraufhin das Skizzenpapier auch an den SFB und die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg weiter. NDR-Intendant Jobst Plog will den Entwurf einer Presseerklärung zufolge als Grundlage für eine »breit angelegte Diskussion« zwischen den Rundfunkanstalten und den Ländern verstanden wissen. Weitere Themen könnten dabei »Film- und Fernsehproduktionen sowie die Filmförderung« in dieser Region sein. NDR- Sprecher Peter Müller ergänzte am 24. April gegenüber epd, daß es möglich sei, »eine Menge zu machen, ohne daß der eine den anderen schluckt«.
Der Intendant des ORB Hansjürgen Rosenbauer räumte in einem Interview mit dem ORB-Programm Radio Brandenburg dem »weiteren Zusammenwachsen von ORB und SFB« Priorität ein. Die beiden Sender seien »stärker, als es manchmal scheine«. Das könne man daran ablesen, daß sie trotz knappem Etat zwei eigenständige und erfolgreiche Fernsehprogramme sowie sieben - demnächst acht - Hörfunkprogramme veranstalten. Rosenbauer begrüßte den NDR-Vorschlag, bestand aber darauf, ein »gleichberechtigter Partner« zu sein, der »nicht vereinnahmt« werden wolle.
Der Berliner CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky hatte im Februar vor einer vorschnellen Fusion des SFB mit dem Potsdamer Sender gewarnt und für einen Verbund des SFB mit dem MDR plädiert (Kifu 11/95). (mr)