(epd) Das SFB-Radio 88 8 will sein "journalistisches Profil" weiter verstärken. Nach der radikalen Programmumstellung des bisher schärfsten kommerziellen Konkurrenten Hundert,6 (Kifu 66/96) sieht sich der öffentlich-rechtliche Sender nun weitgehend konkurrenzlos. Die Entwicklung der Reichweiten zeige, daß man auch mit hohem Informationsanteil am Markt reüssieren könne, analysierte SFB-Hörfunkdirektor Jens Wendland am 27. August vor Journalisten in Berlin. Diese Informationsleistung sei "am Markt" nicht zu erzielen, so Wendland. Mit den Zahlen der jüngsten Media Analyse (MA 96; vgl. Kifu 45/96) sei das zum Sendestart gesteckte Ziel von 100.000 Hörern pro Durchschnittsstunde erreicht worden, betonte Wellenchef Florian Barckhausen.
Es sei gelungen, die "Berlin-Kompetenz" nicht Hundert,6 allein zu überlassen und der "journalistisch geprägte Berlin-Sender" zu werden, so Barckhausen. Wortchef Hermann Meyerhoff teilte mit, daß die Station ihre Redaktion für die Bezirksberichterstattung von sieben auf neun Mitarbeiter, die landespolitische Redaktion von zwei auf drei Mitarbeiter aufgestockt habe. Diese wollte Meyerhoff als Reaktion auf den weitgehenden Wortverzicht von Hundert,6 verstanden wissen. Der anfangs bei 40 Prozent angesetzte Wortanteil sei inzwischen bei nahezu 50 Prozent angelangt, so der Wortchef.
Eine im Frühjahr durchgeführte Infratest-Untersuchung hat einen mit 64 Prozent hohen Anteil von Stammhörern ermittelt. Die stärkste Hörer-Altersgruppe von 88 8 sind demnach die 50- bis 68jährigen. Der größte Teil der Hörerschaft stammt noch immer aus West-Berlin, bei steigenden Quoten auch im Ostteil der Stadt, stellte Richard Hilmer (Infratest) fest. 88 8 sei neben der ORB/SFB-Jugendwelle Fritz das einzige unter den einschaltstärkeren Programmen in Berlin, das seit der MA 93 in jedem Jahr konstante Zugewinne erreicht habe. Hundert,6 habe ebenso konstant verloren, die Quoten aller anderen Sender schwankten, so Hilmer.
Hörfunkchef Jens Wendland kündigte an, in Kürze ein neues Angebot an die Stelle des erfolglosen SFB/ORB-Programms B Zwei zu setzen. Mit seinem ORB-Kollegen Gerhard Hirschfeld spreche er derzeit über eine "sehr viel stärkere Kooperation" im Hörfunkbereich. Ziel sei es, die öffentlich-rechtliche "Senderfamilie zu komplettieren", meinte Wendland. Während 88 8 vorrangig ältere Hörer erreicht und Fritz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gehört wird, fehlt ein vergleichbares gebührenfinanziertes Programm für die mittleren Altersgruppen. (mr)
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