Im Ausland

Public Health in Südostasien 

Der Koffer ist schon gepackt. Am 16. Juli fliegt Frank-Peter Schelp wieder nach Manila. Ihn lockt kein Urlaub auf die Philippinen, sondern ein Kurs in Epidemiologie. Zwei Jahre lernen Mediziner aus ganz Südost-Asien mehr über Ausbreitung, Erfassung und Verhütung von Krankheiten. Schelp bleibt nur zwei Wochen. Er ist Professor am Institut für Soziale Medizin (Arbeitsbereich Epidemiologie) und hat diesen Kurs mit entwickelt. Mitarbeiter aus Berlin halten am College of Public Health der Universität Manila Vorlesungen, arbeiten Lehrpläne aus und nehmen Prüfungen ab. Seit 1992 gibt es diese Zusammenarbeit, aber die Kontakte sind älter. Bevor Schelp 1981 nach Berlin kam, war er acht Jahre in Südost-Asien.
Schelp betont den regionalen Aspekt: ,,Der Kurs findet vor Ort statt, und eine Organisation mit Sitz in Bangkok sucht die Teilnehmer aus." Wer den Kurs erfolgreich abschließt, wird "Master of Science" (M.Sc.), ein akademischer Grad irgendwo zwischen Diplom und Promotion. 15 Leute sind im aktuellen Kurs, zehn Stipendien werden aus Deutschland bezahlt, gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Jeder Kurs hat ein Budget von knapp 700.000 Mark; bis zum Jahr 2000 ist die Finanzierung gesichert. Das Projekt ist keine Einbahnstraße: Aus jedem Kurs werden zwei Studenten ausgewählt, die für vier Monate nach Berlin kommen, um ihre Forschungsarbeit zu beenden. Grundsätzlich können aber auch ausgewählte Teile des Kurses belegt werden.
Vorbeugung ist ein wichtiger Aspekt im Kurs. "Wir wollen die Krankheiten in den Griff kriegen, bevor der Arzt eingreifen muß. Denn den kann sich in diesen Ländern kaum jemand leisten", sagt Schelp. ,,Public Health" heißt das Konzept: Gesundheit für alle. Längst sterben in den tropischen Ländern Asiens nicht mehr die meisten Menschen an Infektionskrankheiten. Chronische Krankheiten, wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gehören inzwischen zu den häufigsten Todesursachen. "In diesem Übergang ist das Gesundheitssystem total überlastet und letztlich auch hilflos", sagt Schelp.
Auch entsprechen die Infektionskrankheiten in den tropischen Ländern Asiens nicht den gängigen Vorstellungen. Am verbreitesten sind Durchfall, Erkältung, Malaria oder durch Parasiten, wie z.B. Hakenwürmer, ausgelöste Erkrankungen. Auch hier ist Vorbeugung ein Schwerpunkt der Arbeit. Im Kurs wird gelehrt, wo Infektionsketten unterbrochen werden können.
Berücksichtigt werden muß auch, daß es in Südost-Asien arme Länder wie Laos oder Kambodscha und Industriestaaten wie Singapur und das Sultanat Brunei gibt. "Darauf gibt es im besten Fall regionale Antworten", sagt Schelp.
Die Leute, die den Kurs besuchen, arbeiten später meist in Ministerien oder an Universitäten. Dort können sie ihr Wissen weitergeben. ,,Einer der besten Studenten aus dem ersten Kurs ist jetzt der führende Epidemiologe in Vietnam", sagt Schelp.
Bernd Plümper

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