Fokus Leukämie

Erfolgreiche Transplantation von Spender-Blutstammzellen


Die Übertragung von Knochenmark von einem gesunden Spender auf einen Patienten mit akuter Leukämie stellt für viele Betroffene die einzige erfolgversprechende Möglichkeit dar, von ihrer sonst tödlichen Krankheit befreit zu werden. Dabei wird zunächst das kranke Knochenmark des Patienten durch eine intensive Therapie völlig zerstört. Erst dann kann das gesunde Knochenmark eines Spenders auf den Patienten übertragen werden und zu einer neuen Blutbildung führen. Eine solche Knochenmarktransplantation birgt jedoch auch nicht unerhebliche Risiken. Und zwar nicht nur für den Leukämie-Kranken, der Unverträglichkeitsreaktionen bis hin zur Abstoßung des transplantierten Knochenmarks befürchten muß, sondern auch für den Spender, der für die Entnahme des Knochenmarks eine Vollnarkose auf sich nimmt. Das Transplantationsteam der Hämatologie-Abteilung von Prof. Eckhard Thiel hat deshalb am FU-Klinikum Benjamin Franklin ein in den USA entwickeltes Alternativverfahren eingeführt, das ohne Vollnarkose für den Spender auskommt und auch für den Patienten Therapieverbesserungen in Aussicht stellt.

Bei dieser sogenannten allogenen peripheren Blutstammzell-Transplantation erhält der Spender für wenige Tage ein spezielles Medikament, das das Knochenmark anregt und das Ausströmen von Blutstammzellen in die Blutbahn bewirkt. Diese für die Knochenmark-Neubildung des Leukämie-Patienten elementaren Zellen werden über eine besondere ,Blutwäsche" gesammelt und dann für die Transplantation präpariert. Interessanterweise reagiert auch der an Leukämie erkrankte Empfänger besser auf diese narkosefreie Stammzell-Transplantation: Im Durchschnitt regeneriert sich sein Blutbild wesentlich schneller als beim herkömmlichen Verfahren.

Untersuchungen von verschiedenen amerikanischen und europäischen Transplantationskliniken belegen eine geringere Rate an Unverträglichkeits- und Abstossungsreaktionen bei der allogenen peripheren Blutstammzell-Transplantation im Vergleich zum alten Verfahren. Und auch die ersten, mit dem neuen Verfahren am Klinikum Benjamin Franklin behandelten Patienten hatten bereits drei Wochen nach der Transplantation ein völlig normales Blutbild. ,Natürlich müssen die Patienten in den ersten Monaten nach einem solchen Eingriff engmaschig überwacht werden, aber wir sind optimistisch", sagt Privatdozent Dr. Wolfgang Knauf. Er behandelt die Patienten zusammen mit Prof. Wolfgang Berdel und betreut sie in seiner Sondersprechstunde.

Noch kann das Verfahren - das in Berlin zur Zeit ausschließlich am Universitätsklinikum Benjamin Franklin angewendet wird und darüber hinaus nur in einigen wenigen Kliniken der Bundesrepublik - nicht als Standardmaßnahme gelten. Vor allem fehlt es zur Zeit an Daten über die langfristigen Effekte. Dennoch zeichnet sich am Horizont ein Stück Hoffnung für Patienten im Kampf gegen die Leukämie ab.

Felicitas Wlodyga


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