Das Thema: Urlaub & Krankheit

O sole mio!


Jetzt trifft man sie wieder vermehrt auf der Straße: die chicen, knackig braunen Menschen. Fit und gesund sehen sie aus. Sie sind frisch aus dem Urlaub zurück, kommen von der Wiese oder aus dem Solarium. Die Sehnsucht nach Licht und Bräune verführt so manchen, sich 'in die zu Sonne zu knallen' und die eigene Haut zu grillen. Sonnenbrand inclusive.

Doch die Dermatologen warnen vor sorglosem Sonnen. Sie würden alle Sonnenfans am liebsten im Schatten sehen. Denn der Hautkrebs ist im Vormarsch. Von australischen Verhältnissen sind wir zwar noch weit entfernt - dort kommen auf 100.000 Einwohnern 1.300 Hautkrebsfälle pro Jahr -, aber schon heute erkranken in Deutschland von 100.000 Menschen jährlich 100 an Hautkrebs. "Das sind rund fünfmal so viele wie vor 20 Jahren," stellt Professor Claus Garbe, leitender Oberarzt an der Hautklinik des Benjamin-Franklin-Klinikums, fest.

Ursache dafür ist lebenslanges, übermäßiges Sonnenbaden. Wer in seiner Kindheit und Jugend häufig Sonnenbrände hatte, ist besonders gefährdet, im Erwachsenenalter Hauttumor zu entwickeln. Denn: Jeder Sonnenbrand hat einen Hautschaden zur Folge und ist ein Baustein zum Krebs.

Der Oberhautkrebs, zu dem die Basaliome und Plattenepithelkarziome gehören, macht mit 80 bis 90 % unter allen Hautkrebsarten die häufigste Hautkrebserkrankung aus. Betroffen sind meist Menschen ab 50 Jahren. Der Oberhautkrebs tritt bevorzugt an den Stellen des Körpers auf, die der Sonne besonders stark ausgesetzt werden: Gesicht, Nacken, Hals, Hände und Unterarme und an den "Sonnenterrassen" Nase und Schultern. Allerdings: "Werden Oberhautkrebse rechtzeitig erkannt, sind sie gut heilbar. Sie bilden selten Metastasen," sagt Garbe. Die Sterblichkeit ist im Vergleich zum sogenannten schwarzen Hautkrebs relativ gering. "Circa 300-400 Menschen pro Jahr sterben aber auch in Deutschland an dieser Krebsform", so der Hautkrebsspezialist weiter.

Der schwarze Hautkrebs, von den Fachleuten als malignes Melanom bezeichnet, tritt wesentlich seltener auf, ist dafür aber um so bedrohlicher. Er entsteht in den Pigmentzellen der Haut und zählt zu den Krebsarten, die sehr früh Tochtergeschwülste bilden. 2.000 Menschen in Deutschland sterben jährlich daran. "Wenn das Melanom früh erkannt und entfernt wird, kann die Erkrankung als geheilt gelten," sagt Garbe. Am h0ufigsten wird das maligne Melanom zwischen 40 und 60 Jahren diagnostiziert.

Garbe, der für seine Arbeiten im Rahmen des Zentralregisters "Malignes Melanom" mit dem Deutschen Krebspreis 1995 ausgezeichet wurde, hat nachgewiesen, daß insbesondere "intensive Sonnenexposition in Kindheit und Jugend während eines Strandurlaubs entscheidend am Entstehen von Melanomen beteiligt ist. Hier wird bereits das Risiko für die Melanomentwicklung gelegt."

Intensive Sonnenwirkung fördert das Entstehen von Pigmentmalen, und sie sind für die Dermatologen die sicherste Abbildung der UV-Einflüsse auf den Körper und zugleich Indikator für ein erhöhtes Risiko zur Melanomentwicklung. "Das Risiko, Melanome zu entwickeln, läßt sich an der Haut ablesen." Das ist für Prof. Garbe durchaus die "neue Botschaft". Gefährdet sind vor allem Menschen mit mehr als 50 Leberflecken am Körper. Vor allem dann, wenn einzelne der Pig-mentmale "größer als ein Bleistiftdurchmesser" sind und eine unregelmäßige, auffällige Form zeigen. Auch die sogenannten Altersflecken gehören dazu.

Mit Hilfe der sogenannten ABCD-Regel kann man auch selbst seine Haut 'lesen'. Pigmentierte Hautmale, die asymmetrisch (A), unregelmäßig begrenzt (B), ungleichmäßig gefärbt (C) und größer als fünf Millimeter im Durchmesser sind (D), sollten v on einem Hautarzt untersuchen werden.

Wer sich noch lange in seiner Haut wohl fühlen will, sollte sich maßvoll sonnen und sollte es gar nicht erst zu einem Sonnenbrand oder auch nur geröteter Haut kommen lassen. Um keine Hautschäden zu riskieren, empfiehlt Experte Garbe:

Genauso falsch wie die noch immer zu hörende Meinung: "Erstmal einen Sonnenbrand bekommen, um richtig braun zu werden", ist auch die Ansicht, eine Vorbräunung auf einer Sonnenbank sei sinnvoll. Nach neueren Forschungen trägt auch das UV-A Licht, das in Solarien eingesetzt wird, zur Entstehung von Hauttumoren und zum frühzeitigen Altern der Haut bei. Auf einen Besuch der Solarien sollte man generell verzichten, rät Prof. Garbe: "Sonnenbänke sind eine modische Fehlentwicklung, die dem Schönheitsideal des gebräunten Menschen folgen."

Braun zu sein, bedeutet hierzulande immer noch, fit, schön und erfolgreich zu sein. "In Australien und den USA hat der Prozeß des Umdenkens sichtbar schon begonnen", sagt Garbe. Dort wirbt ein marktführender Hersteller von Sonnenmilch mit blassen Models. Die Auffassung, da‡ man auch als Bleichgesicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen kann, mu‡ sich bei uns erst noch durchsetzen.

Claudia Bohm


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