Fokus Telemedizin

Die elektronische Patientenakte


Erfolgt die Vorbereitung für die Arztvisite im Jahr 2000 grundsätzlich vor dem Computer? In ersten Teilbereichen des Klinikums Benjamin Franklin ist diese Vision bereits Realität. "Die elektronische Patientenakte hat die Arbeit auf der operativen Intensivstation nachhaltig verändert", erklärt Dr. Ulrich Föhring.

Diese Akte versteht sich als Ergänzung zum Patientenmonitor, der die Patienten auf der Intensivstation ohnehin standardmäßig überwacht. Dieser registriert laufend Werte, wie Blutdruck und Herzfrequenz und gibt die Daten laufend an ein Rechnersystem weiter. In diesem System - und das ist ist die eigentliche Innovation - laufen alle Informationen über einen Patienten zusammen und sind als seine individuelle Akte elektronisch gespeichert. Außerdem werden die verschiedenen Arbeitsabläufe für die unterschiedlichen Berufsgruppen auf der Station, vom Arzt, dem Pflegepersonal und den Physiotherapeuten sortiert aufgelistet.

Die Vorteile der elektronischen Patientenakte liegen auf der Hand. Sie schafft Transparenz für die vom Schichtbetrieb geprägten Arbeitsabläufe. Wichtige Daten, vom Alter des Patienten bis hin zu Diagnostik und Therapie, sind schnell verfügbar. Die Kommunikation innerhalb der Station wird erleichtert.

Damit hat das Anaesthesisten-Team um Oberarzt Föhring - zur Arbeitsgruppe gehören auch ein Medizininformatiker und eine Pflegekraft - das Ziel einer vereinfachten Aktenführung nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase erreicht. Vor über fünf Jahren wurde hier mit Hilfe spezieller Software ein Konzept entwickelt, das in mehreren Stufen die Dokumentation von Patientendaten über alle Bereiche der Anästhesie, also vom Notarztwagen über den OP bis zur Intensivstation, realisiert.

"Die Software zeichnet sich durch eine exzellente Stabilität aus", meint Föhring, der auch graduierter Ingenieur ist. Probleme ergeben sich nur, weil das in den USA entwickelte System an die andersartige europäische Arbeitsteilung angepaßt werden muß. Schwierig ist noch die wissenschaftliche Auswertung von Langzeitstatistiken mit der derzeitigen Software .

Die Arbeitsgruppe sieht ihre Aufgabe jetzt darin, die elektronische Patientenakte auf den OP - Bereich, genauer auf das Narkoseprotokoll, zu erweitern. Daten aus dem OP sollen mit den Daten aus der Intensiveinheit gemischt werden. Dafür stehen schon zusätzliche Mittel von Senatsseite und aus dem Hochschulbauförderungsprogramm bereit. Ein weiteres Ziel ist es, einen direkten Systemzugang für die Labore zu schaffen; bisher arbeitet nur das stationseigene Präsenzlabor der elektronischen Akte zu.

Die Leistungsfähigkeit des in Steglitz weiterentwickelten Systems ist enorm. Ulrich Föhring spricht von "einem hohen Durchdringungsgrad und einer Funktionstiefe, die weltweit mit führend ist". Damit das so bleibt, werden unter dem Aspekt elektronischer Schnittstellen jetzt modernste Geräte eingesetzt, um zusammen mit den operativen Abteilungen neue Wege der OP - Dokumentation zu beschreiten.

Carsten Frege


Ihre Meinung:



[vorherige [Inhalt] [nächste