Eleanor Dulles gestorben

Das war Eleanor


Eleanor Lansing Dulles, die große alte Dame der amerikanischen Außenpolitik, ist tot. Unter ihrer Federführung entstanden mit der Kongreßhalle und dem Steglitzer Universitätsklinikum Symbole der deutsch-amerikanischen Freundschaft.

"Mother of Berlin" nannten die Berliner Eleanor Lansing Dulles in den 50er Jahren. Diese liebevolle Auszeichnung hatte sie sich zwischen 1952 und 1958 als Leiterin des Berlin-Ressorts im Washingtoner State Department (Außenministerium) erworben, wo sie kurz vor ihrem Bruder John Foster Dulles zu arbeiten begann, der von 1953-59 amerikanischer Außenminister war. "Ich hätte es viel weiter gebracht, wäre ich als Mann auf die Welt gekommen. Kabinettsmitglied wäre ich geworden, und bestimmt hätte ich auch eine Menge Geld gemacht", sagte die 1895 in Watertown im Staat New York geborene Tochter eines presbyterianischen Pfarrers einmal im Rückblick auf ihre lange Karriere. Geld hat dennoch eine große und vielfältige Rolle in ihrem Leben gespielt. Zunächst verschaffte sich die energische kleine Person die besten Grundlagen, damit umzugehen.


Eleanor Dulles an ihrem 95. Geburtstag, den sie in Berlin verbrachte.

Sie studierte an der renommierten Frauen-Universität Bryn Mawr (Pennsylvania), in London, Paris und in Boston Arbeitsrecht und Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1926 - nach zwei "Master of Arts"-Abschlüssen - mit einer Arbeit über den französischen Franc.

Die zunächst eingeschlagene Hochschullaufbahn gab sie 1936 auf, um sich Schritt für Schritt in die "große" internationale Politik, die sie durch zahlreiche humanitäre Hilfsaktionen prägte und beeinflußte, hochzuarbeiten. Nach sechs Jahren in der Finanzabteilung des Social Security Board (Amt für Soziale Sicherheit) in Washington, wechselte sie schließlich in ihre bedeutendste Wirkungsstätte: das State Department. So war sie als Wirtschaftsexpertin dabei, als in Brettonwoods das Währungssystem der Nachkriegszeit aus der Taufe gehoben wurde. Von 1945-1948 wurde sie als FinanzattachŽ an die Wiener Botschaft gesandt, mit der Mission, beim Wiederaufbau Österreichs zu helfen.

1952 wechselte Eleanor Dulles in die Deutschland-Abteilung des Außenministeriums. Von hier aus koordinierte sie mit diplomatischem Geschick, Durchsetzungsvermögen, unerschöpflichen Energien und besten Kontakten zu Politikern wie Konrad Adenauer und Willy Brandt auch alle amerikanischen Hilfsaktionen für den Wiederaufbau Berlins. Ihre erste spektakuläre Solidaritätsbekundung galt der ostdeutschen Bevölkerung, an die sie nach dem 17. Juni 1953 hunderttausende Lebensmittelpakete verteilen ließ.

Die überzeugte Republikanerin beschaffte Berlin mehr als eine Milliarde Dollar an Hilfsfonds. Als bedeutendste Symbole der deutsch-amerikanischen Freundschaft entstanden unter ihrer Federführung die Kongreßhalle und das Klinikum Steglitz, das sie als ihr "interessantestes und nützlichstes", aber auch ihr "kostspieligstes" Projekt bezeichnete. Durch den Klinikumsneubau wollte sie den Verlust der CharitŽ für West-Berlin ausgleichen.

Für ihren hohen Einsatz für die Freie Universität, sie sorgte auch für den Bau eines Studentenwohnheims, wurde Eleanor Dulles mit der Ehrendoktorwürde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ausgezeichnet. 1985 erhielt sie den Titel "Professor ehrenhalber" von der Stadt Berlin. Gern hätte sie den Fall der Mauer persönlich erlebt, hatte sie doch bereits 1976 ein Buch unter dem Titel "The Wall is not forever" publiziert. Hunderte Male hatte sie die Stadt besucht. 1990 kam sie ein letztes Mal, anläßlich ihres 95. Geburtstags. Zu diesem Anlaß sagte sie: "Ich habe 70 Jahre lang gearbeitet: Die nächsten fünf Jahre will ich's ein bißchen leichter nehmen." Es blieben ihr noch sechs Jahre. Eleanor Dulles starb im 102. Lebensjahr am 30. Oktober in Washington D.C.

Felicitas Wlodyga


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