Jährlich erkranken in Deutschland etwa 320.000 Menschen an Krebs. Das heißt, auf eine Million Einwohner kommen 4.000 Krebskranke. Mit Sicherheit werden die Neuerkrankungen allein aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen in Deutschland zunehmen. Seit der ,Großen Krebskonferenz" 1979 in Bonn fördern die Bundesministerien für Arbeit und für Gesundheit deshalb verstärkt den Auf- und Ausbau von Tumorzentren. Durch diese Initiative hat sich im Laufe der Jahre die Infrastruktur der Krebsbehandlung bundesweit soweit verbessert, daß heute jeder Patient unabhängig von seinem Wohnort nach anerkannten Therapiemethoden, häufig in Tumorzentren etabliert, behandelt werden kann - 1980 waren es demgegenüber nur 15-20% der Krebskranken. Tumorzentren sind in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren zusammengeschlossen.
Das Tumorzentrum im Universitätsklinikum Benjamin Franklin arbeitet unter der geschäftsführenden Leitung von Prof. Ernst-Dietrich Kreuser (Hämatologie und Onkologie) und dem Vorsitz von Prof. Wolfgang Hinkelbein (Strahlentherapie), Prof. Eckhard Thiel (Hämatologie und Onkologie) und Prof. Heinz J. Buhr (Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie).
Für eine umfassende Krebsbekämpfung ist die Zusammenarbeit aller an der Versorgung von Krebskranken direkt und indirekt beteiligten Ärzte wichtig. Die Grundidee eines Tumorzentrums ist es darum, durch eine spezielle Organisationsform und die Arbeit im Verbundsystem die Strukturen der in der Tumorbehandlung unabdingbaren interdisziplinären Therapiestrategien transparent zu machen. Dazu müssen in einem Tumorzentrum bestimmte medizinische Disziplinen mit onkologischer Ausrichtung, neben zwei operativen Fächern zum Beispiel die Radiologie, Pathologie und Medizinische Informatik, vorhanden sein. Für die beteiligten Kliniken und Institute ist damit eine höhere Transparenz versorgungsorientierter Forschungsaktivitäten verbunden.
So haben sich im Steglitzer Klinikum bereits 28 Projektgruppen gebildet, die tumorspezifische Standardtherapien ausarbeiten. Darüber hinaus werden klinische Studien bei nahezu allen Krebsarten durchgeführt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen ist ein weiteres Ziel des Tumorzentrums Benjamin Franklin, durch regelmäßige Tumorkonferenzen unnötige Untersuchungen und Behandlungen vermeiden zu helfen und dadurch Kosten zu dämpfen.
Im Hinblick auf eine effiziente Krankenversorgung will das Tumorzentrum Benjamin Franklin den Wissenstransfer zwischen den Ärzten der einzelnen Abteilungen, den assoziierten Kliniken und den Praxen fördern. Dazu gehört auch die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Pflegebereich und dem Sozialdienst. Durch gezielte Kongreß- und
Fortbildungsveranstaltungen sowie die Festlegung von Richtlinien sollen im Süden von Berlin einheitliche Empfehlungen zur Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge von Patienten mit Tumorerkrankungen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand erarbeitet und angewendet werden. Außerdem können sich niedergelassene Ärzte durch ein telefonisches Tumorkonsil von Experten in einem 24-Stunden-Service beraten lassen (Sekretariat von Prof. Kreuser: 8445-4246).
Felicitas Wlodyga