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Von Akne bis Bechterew


Im September wurde Privatdozent Dr. Jürgen Braun von der Forschungsgruppe Rheumatologie (Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie) für seine Habilitationsschrift über "Klinische und experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der Spondylarthropathien" mit dem Bechterew-Preis der 'Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew' ausgezeichnet (eine Hälfte des mit 7.500 DM dotierten Preises).

Inhalt der Forschungsarbeit: Durch die 'dynamische Kernspintomographie' der Gelenke der unteren Wirbelsäule ist eine frühzeitige Diagnose dieser entzündlich rheumatischen Erkrankung vorwiegend junger Menschen (Bechterew-Krankheit oder Spondylitis ankylosans) möglich. Neue Therapieansätze bietet eine computertomographie-gestützte Punktion mit anschließender Injektion von Medikamenten direkt in die betroffenen Kreuzbeinwirbel.
Für die Untersuchung der Krankheitsprozesse bietet sich die gefahrlose Technik der Probenentnahme ebenfalls an. So konnte erstmals nachgewiesen werden, daß sowohl Immunzellen (T-Zellen, Makrophagen) als auch 'Angreifer' (entzündungsauslösende Zytokine) am Ort der Entzündung vorhanden sind.


Privatdozent Dr. Christos Zouboulis, Oberarzt an der Hautklinik, wird im Oktober auf dem 5. Kongreß der European Academy for Dermatology and Venerology in Lissabon für die Akne-Forschung seiner Arbeitsgruppe ("Etablierung einer immortalisierten humanen Zell-Linie") den "Dermatology Research Fellowship Award" und eine Forschungsunterstützung in Höhe von 45.000 DM erhalten.

Inhalt der Forschungsarbeit: Der Erforschung der Entstehungsursachen dieser häufigsten - auf den Menschen beschränkten - Hauterkrankung war bisher eine Grenze gesetzt. Zwar gelang der Arbeitsgruppe 1989 die Kultivierung humaner Talgdrüsenzellen in vitro (im Reagenzglas). Da diese Zellen aber zum Zelltod und zur Freisetzung von Fett programmiert sind, steht nach wie vor zuwenig Zellmaterial zur Verfügung.
Das Preisgeld ist für die Durchführung von Experimenten bestimmt, die darauf abzielen, aus kleinen Hautstücken eine ausreichende Menge dieser Zellen herzustellen. Gelingt dies, dann könnte endlich untersucht werden, wie es zur krankhaften Fettproduktion kommt - z.B. welche Rolle eventuell männliche Hormone spielen - und wie bekannte oder neue Medikamente im einzelnen wirken.


Im Mai erhielt Dr. Nadja Al-Fakhri (Abteilung für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie) mit ihrer Arbeitsgruppe für die Erforschung der "Bedeutung der extrazellulären Matrixproteine und Integrine für die Entwicklung der Arteriosklerose und ihre Veränderungen durch chirurgische Intervention" ein mit 20.000 DM dotiertes Forschungsstipendium von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie.

Inhalt der Forschungsarbeit: Zellen und Zell'kitt' (Matrixproteine) sind die Materialien, die beim Aufbau bzw. Umbau von Gefäßwänden die Funktion von Ziegel und Mörtel übernehmen. Lokale Hormone spielen ebenfalls eine Rolle. Was hinter dem krankhaften 'Zumauern' von Adern - der Arteriosklerose - steht, ist noch unaufgeklärt. Ein Rätsel ist auch, warum sich ein Teil der operativ gelegten Bypässe (hier: im Bein) nach kurzer Zeit wieder verschließt, indem die neue Öffnung wieder zuwächst.
Im Reagenzglas gelang es, die Veränderungen in den Gefäßwänden gesunder und kranker Patienten miteinander zu vergleichen. Auch das Rätsel der mißglückenden Bypass-Operation wurde ein Stück weiter gelöst: Das Zuwachsen geschieht wesentlich schneller als die 'natürliche' Verengung des Gefäßes.


Im Juli wurde Oberärztin Dr. Gunhild Kühn (Abteilung für Naturheilkunde) für ihre gemeinsame Untersuchung "Verbesserung der immunologischen Abwehr durch Hydrotherapie bei Patientinnen mit operiertem Mamma-Karzinom" von den Kneipp-Werken Würzburg mit dem Sebastian-Kneipp-Preis ausgezeichnet. Er ist mit 20.000 DM dotiert.

Inhalt der Studie: Kühns gemeinsam mit dem Kneipp-Verein Berlin durchgeführte Untersuchung zeigte, daß die Hydrotherapie auch bei Patienten mit Krebserkrankungen zu einer Verbesserung der Immunabwehr führen kann. Die sorgfältig dosierte Anwendung von Warm- und Kaltreizen wirkt sich anregend auf Funktionen des unbewußten Nervensystems - und damit auf das Immunsystem - aus. Bei rund zwanzig, an Brustkrebs operierten Frauen hat sich die Menge immunologisch relevanter Zellen signifikant erhöht, nachdem die Patientinnen zu Hause eine Serie von Kneippschen Wasseranwendungen durchführten.
Auch subjektiv wirkt sich die Therapie positiv aus. Verschiedene Beschwerden wie Schlafstörungen und Kopfschmerz gingen deutlich zurück. Die Krebs-Nachsorge könnte also durch dieses naturheilkundliche Verfahren erheblich verbessert werden.

Sylvia Zacharias


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