Das Thema: Verleihung des Benjamin-Franklin-Preises

Von Benjamin bis Nobel


"Mit den Studenten können wir in einem bestimmten Bereich gemeinsam jung bleiben: nämlich im Bereich der Forschung. Hier fallen die Grenzen zwischen jungen Aktiven und den alten Aktiven." Mit diesen Worten leitete Professor Hans Versmold, Direktor der Kinderklinik, seine Rede anläßlich des Festaktes am 26. Juni zur Übergabe des Benjamin-Franklin-Preises an die beiden Medizinstudierenden Caroline Uhrig und Bernhard Kühn ein.

Der mit 15.000 Mark dotierte Preis wurde von der Stiftung der Hochschullehrer des Fachbereichs Humanmedizin/ Universitätsklinikum Benjamin Franklin ausgeschrieben. Anläßlich der diesjährigen Preisverleihung wurde er in einen grundlagenorientierten und einen klinisch-wissenschaftlich orientierten Preis zu je 7.500 Mark unterteilt. Künftig wird dieser Preis jedes Jahr für eine herausragende studentische Leistung verliehen. Caroline Uhrig und Bernhard Kühn soll das Preisgeld zu einem Forschungsaufenthalt in den USA verhelfen. Aber auch sonst gibt es am Fachbereich Humanmedizin Preis-Würdiges zu vermelden: Die Klinikumschau stellt vier wissenschaftliche Auszeichnungen vor.


Mit dem Preispatron im Rücken nach Amerika: Caroline Uhrig und Bernhard Kühn

Ebenfalls Fragen und neugieriger Wissensdurst trieben zehn junge Medizinstudenten vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin nach Lindau an den Bodensee, um dort auf 19 veritabele Nobelpreisträger zu treffen.


Eine Stunde ohne Inkubator

Die Berlinerin Caroline Uhrig erhielt den Benjamin-Franklin-Preis für ihre Dissertation in der Frühgeborenenmedizin. Sie konnte erstmalig mit einer speziellen Sauerstoffmeßmethode nachweisen, daß ein Frühchen ohne Risiko zumindest eine Stunde am Tag seinen Brutkasten verlassen kann, um den wichtigen Hautkontakt zur Mutter zu haben. Bei dieser Känguruh- Methode war bisher unklar, ob die Frühchen den Temperaturverlust außerhalb des Inkubators nur durch eine Erhöhung des Sauerstoffverbrauches ausgleichen können. Fatale Folge: Den Säuglingen würde viel der für ihr Wachstum erforderlichen Energie verloren gehen.

Um herauszubekommen, ob der warme Körper der Mutter und eine zusätzliche wärmende Decke überhaupt ausreichen, um die Kinder warm zu halten, führte die 25jährige ihre Studie mit 20 unreifen, frühgeborenen Säuglingen durch. Mit Hilfe einer kleinen, nicht abschließenden Gesichtsmaske, die Uhrigs Doktorvater Priv.-Doz. Karl Bauer entwickelt hat, und einem komplizierten Meßverfahren konnte Caroline Uhrig beweisen, daß der Sauerstoffverbrauch der Frühgeborenen nicht zunimmt, sie den Inkubator also für eine Stunde verlassen können. "Die Eltern sind begeistert", berichtet Uhrig stolz. Der Körperkontakt bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Kinder besser kennenzulernen und Berührungsängste abzubauen.

An der Universitätsklinik Tulane in New Orleans wird Caroline Uhrig mit ihrem Preisgeld zwei Monate ihres Praktischen Jahres an der dortigen Kinderchirurgie verbringen und so den schon lange geplanten Aufenthalt ohne "fürchterliche und ewige Verschuldung" bei den Eltern verwirklichen.

Katarina Apelt


Das i-Tüpfelchen auf dem Eisprung

"Ich habe an der Entschlüsselung eines Signalproteins in den Ovarialzellen mitgewirkt. Jetzt ist das konzertierte Zusammenspiel während der Ovulation, also des Eisprungs, vollständig aufgedeckt", erklärt Bernhard Kühn. Schwungvoll skizziert er mit dem Filzschreiber, wie die weiblichen Eierstöcke in der Phase des Eisprungs dazu angeregt werden, ein hohes Maß an Östrogen zu produzieren.

Kühns preisgekrönte Recherche galt dem G-"i" - gewissermaßen dem I-Tüpfelchen auf dem Eisprung. "Zum richtigen Zeitpunkt", so der angehende Mediziner, "stellt G-"i"(nhibitory) die Signale zur Aktivierung der entscheidenden Zellvorgänge. Es leitet die Information verschiedener Botenstoffen weiter".

Um das G-Protein erforschen zu können, mußte der Preisträger beispielsweise auch eigene Viren züchten. Nur so konnte er Zellvorgänge provozieren, an Eizellen von Insekten und Mäusen.

Den Grundstock zu seiner Auszeichnung legte der Medizinstudent nach dem ersten Staatsexamen vor zweieinhalb Jahren. In der Hauptvorlesung Pharmakologie von Prof. Dr. Günter Schultz entdeckte Bernhard Kühn, daß der Professor ihm "irgendwie tierisch sympathisch" war - daraufhin bewarb er sich bei ihm um ein Dissertationsthema.

Kühns Veröffentlichungen über das G-Protein sind schon jetzt Bestandteil der Doktorarbeit. In diesem Forschungszusammenhang ist er bereits Erst- bzw. Mitautor von drei wissenschaftlichen Artikeln sowie von fünf Abstracts. Mit dem Preisgeld wird auch Bernhard Kühn die Gebühren für einen Studienaufenthalt in den USA bezahlen; ein Drittel seines Praktischen Jahres möchte er an einer amerikanischen Universitäts-Kinderklinik verbringen. Sein zweites Staatsexamen hat er gerade bestanden.

Sylvia Zacharias


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