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FU-N 1-2/2000 Die Letzte Das Collegium Musicum hat jetzt auch eine Bigband Ulrich Peltzer und die Freie Universität Neue Eintrittspreise im Botanischen Garten und Botanischen Museum |
Das Collegium Musicum hat jetzt auch eine Bigband VON IRENE PORTNOI "Was soll denn das sein? Ihr hängt noch hinterher. Nicht zu schnell und nicht zu schleppend. Noch einmal 'When I fall in love'!" Aufmerksam folgen 20 Studierende jedem Wink ihres Dirigenten, der hinter dem Notenpult lebhaft mit den Armen gestikuliert. Es sind Philosophen, Mathematiker, Juristen, Germanisten. Sie haben eines gemeinsam die Liebe zum Jazz und die Lust, ihn zu spielen. Jeden Montag Abend treffen sie sich im Audimax des Henry-Ford-Baus und bringen ihre polierten Saxophone, Trompeten und das Schlagzeug mit. Seit dem 15. November sind sie offiziell die neue Bigband des bisher klassisch geprägten Collegium Musicum. Die erste Bigband an einer Berliner Universität. Der bekannte Jazzprofessor Alfons Wonneberg hat die Leitung übernommen. Der 73-Jährige Profi-Musiker und Jazz-Wissenschaftler nimmt die falschen Töne der Noch-"Laien nicht persönlich: "Es ist nicht schlimm. Meine Bigband wird richtig gut! Wir spielen schon mittelschwere bis schwere Stücke", sagt er und seine runden Augen lächeln über der etwas schief sitzenden Brille, die im Eifer des Gefechts immer wieder von der Nase rutscht, "Wenn sie bloß alle regelmäßig kommen würden ... Aber sie haben Prüfungen. Da kann man nichts machen." Dabei steht die erste Zerreißprobe am Ende des Semesters ins Haus: ein Konzert in der Philharmonie. Dann kann die Bigband auch im Frühstücksfernsehen spielen. Erste Angebote sind schon eingegangen. "Wahrscheinlich tritt sie auch beim nächsten FU-Ball auf", sagt Bernhard Wyszynski vom Collegium Musicum. Die Band will aber "keine anspruchslose Paartanzmusik" machen, sondern "[Ja:ss] einer besonderen Art", wie Professor Wonneberg das auf seine eigene Art ausspricht: "[Ja:ss] mit ausgefallenen Arrangements. Denn darauf kommt es vor allem an", sagt der emeritierte Professor der Hanns-Eisler-Hochschule. Seit 53 Jahren ist Professor Wonneberg im Jazz-Geschäft. "Die Musik ist mir schon in der frühesten Kindheit von meiner Mutter zwangsverordnet worden. Mit fünf Jahren musste ich Geige spielen. Mit sieben Jahren bin ich dann auf Akkordeon umgestiegen. Das lag mir mehr. Erst mit 19 Jahren fand ich meine richtige Leidenschaft die Trompete." Dann gründete er seine erste Band und fing das Musikstudium am Konservatorium an "und ich studiere immer noch." 42 Länder hat er mit seiner temperamentvollen Trompete bereist und überall nahm er Platten auf. Er gilt in der Jazz-Szene als Koryphäe auf seinem Gebiet und ist vor allem im Osten der Stadt bekannt. Bis zu seiner Pensionierung war er Leiter der Abteilung Jazz- und Popularmusik an der Hanns-Eisler-Musikhochschule in Berlin. Der temperamentvolle Pensionär ist heute noch zeitweilig als Lehrbeauftragter an der HdK aktiv, wo er die Fächer Jazzmusikgeschichte und Arrangieren unterrichtet: "Ich selbst spiele aber nicht mehr. Dafür bin ich zu alt. Im Schreiben und Arrangieren bin ich aber noch sehr fit." Schreiben tut er im Kopf und notiert seine Ideen sofort auf Notenblätter: "Ich habe zu Hause noch nicht einmal ein Klavier." Professor Wonneberg sucht noch Verstärkung für seine Bigband. Vor allem Bassgitarren sind noch gefragt. "Aber nur Leute mit Notenkenntnissen, sonst werden sie Schwierigkeiten haben, zu folgen", sagt Wonneberg. Interessierte melden sich montags um 20 Uhr im Audimax des Henry-Ford-Baus. |
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