Rede von U. S. Botschafter Kornblum am 4. 12. 1998 im Audimax der FU

(Das Grußwort von U. S. Präsident Clinton kann nur in der Printversion gelesen werden.)


(Foto: Schulz)
Auch ich freue mich, heute hier zu sein und auch im Namen der Vereinigten Staaten ein kurzes Grußwort sprechen zu können. Herr Regierender Bürgermeister, Sie haben Recht. Amerikaner waren fast 50 Jahre offiziell in dieser Stadt; haben, hoffe ich, vieles geleistet. Aber eine der besten und langlebigsten Investitionen, die wir in dieser Stadt - und ich würde auch sagen, in die Freiheit Europas gemacht haben, ist die Freie Universität Berlin. Ich persönlich, wie einige wissen, bin sehr viel hiergewesen. Leider war ich kein Student - das hätte mir teilweise vielleicht geholfen. Aber ich bin als sehr junger Mensch nach Berlin gekommen, habe als junger Diplomat Freundschaften zu Studenten geschlossen, über die Jahre jedes Mal an Vorlesungen, Seminaren, Debatten - auch Auseinandersetzungen - teilgenommen. Und als einer, der versuchte, Deutschland, Berlin und auch Europa zu verstehen, habe ich keinen besseren Platz, keine bessere Umgebung gefunden, als diese Universität, ihre Studenten, ihre Professoren und ihre Mitarbeiter - und teilweise sehr Schwierige, wie der Regierende Bürgermeister richtig gesagt hat. Teilweise war es schwierig, die Gründungsideale hier zu finden - sage ich sehr offen.
Aber heute sieht man, daß diese Universität auch Teil der geschichtlichen Entwicklung war, und jetzt, an der Schwelle einer neuen Zeit  - ich würde sogar sagen, einer neuen Gründerzeit, bin ich sehr froh, sagen zu können, daß diese Universität auch eine sehr zentrale Rolle spielen wird - wie in der Vergangenheit. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, auf der Basis unseres starken Engagements in Berlin auch einige Gedanken über die Zukunft zu äußern, weil ich meine, daß die neue Gründerzeit und die Herausforderungen des neuen Jahrhunderts auf ihre Weise genauso schwierig und genauso bedeutend werden wie die vor 50 Jahren.
Und ich habe hier genau zugehört. Ich habe das Gefühl, daß es einige Debatten über Geld gibt, in dieser Stadt. Es ist mir nicht entgangen. Aber es gibt vieles, was genau den Reiz dieser Universität ausmachen kann, das sehr wenig mit Geld zu tun hat. Und vielleicht ist die Hauptaufgabe nicht mit dem Budget oder Studentengebühren oder Forschungseinrichtungen verbunden, sondern tatsächlich mit der Vision, die aus dieser Universität kommt. Wir müssen jetzt eine wirklich sehr offene und demokratische  Gesellschaft in ganz Europa bauen. Eine Aufgabe, die geradezu maßgeschneidert ist für Berlin - wegen der Vergangenheit, der kulturellen Vielfalt und natürlich auch wegen der geographischen Position. Es wächst jetzt ein Netzwerk außerhalb der Politik von wirtschaftlichen, kulturellen, wissenschaftlichen Kontakten, die gepflegt und gefördert werden müssen. Es wächst auch eine neue Offenheit in der Forschung, im intellektuellen Austausch. Diese Universität ist der Platz, wo das in Europa Fuß fassen muß. Es wird sehr viel bewegt, und die Freie Universität ist ein Platz, wo Bewegung kommen kann. Ich möchte auch ein Wort, vielleicht sogar einen Appell an die Studenten dieser Universität richten: Ich war sehr bewegt von den Bildern und auch von den Erfahrungen von den Studenten Nr. 1 und Nr. 2., die hier heute bei uns waren. Das war ja auch ein Engagement, das in die Zukunft blickte, das pragmatisch und auch kreativ war. Und ich glaube, gerade jetzt in einer neuen Gründungszeit ist es sehr wichtig, diese Universität und auch einen Studienplatz an dieser Universität, nicht als Berechtigung zu sehen, sondern als eine Verantwortung. Eine Verantwortung für sich, aber auch eine Verantwortung in Unterstützung der Ideale, die gezeigt wurden durch die Gründungsmitglieder, und ich hoffe auch, durch die Unterstützung meines Landes. Für uns ist der heutige Tag ein wichtiger Tag, und Präsident Clinton hat auch einen Brief an die Universität geschickt, den ich nachher übergeben werde, den ich aber jetzt auch vorlesen möchte. Und ich glaube, es ist sehr angebracht, wenn ich es auf englisch lese: (...)

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