Wirtschaftswissenschaft

Arbeitsmärkte und Innovationen



Einen "dynamischen Anpassungspfad" für die Industrie haben die Professoren Dr. Helmut Bester, Wirtschaftstheoretiker an der FU, und Dr. Emmanuel Petrakis von der Universität Madrid im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes entwickelt. Dieses Projekt soll den Zusammenhang von Löhnen, Arbeitsnachfrage und Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen von Unternehmen analysieren. Damit wollen die Wissenschaftler herausfinden, inwieweit die Höhe der Löhne den Anreiz der Unternehmen beeinflußt, durch Innovationen ihre Arbeitsproduktivität zu steigern und so die Lohnkosten zu senken. Erneuerungsprozesse von Firmen erhöhen deren Arbeitsproduktivität und bestimmen damit die künftigen Lohnstückkosten. Andererseits hängen aber auch die Innovationsentscheidungen von den zu erwartenden Lohnkosten ab. Dieses längerfristige Wechselspiel zwischen Innovationstätigkeit und Abschätzung zukünftiger Arbeitsnachfrage gemäß der Lohnhöhe bezeichnet Bester als"dynamischen Anpassungspfad" für die Industrie.
Ergebnis der bisherigen Untersuchungen: Zentrale Größe in diesem Anpassungsprozeß sind die Lohnstückkosten, da durch sie Arbeitsproduktivität und Lohnsatz zum Ausdruck kommen. Bester und Petrakis weisen in ihrem Modell nach, daß die langfristige Stabilität der Lohnstückkosten nur von der Wachstumsrate des Lohnsatzes und nicht von der absoluten Höhe des Lohnes abhängig ist. Je mehr die Unternehmer erwarten, daß der an die Mitarbeiter zu zahlende Lohn steigt, unabhängig von seiner absoluten Höhe, desto größer werden für sie die Anreize, die Produktivität ihrer Mitarbeiter durch Innovationen zu steigern. Ein Beispiel verdeutlicht diese Aussage: Wird das Lohnniveau um 1% erhöht, so sinkt die langfristige Beschäftigung in der betrachteten Industrie um 1%. Das langfristige Niveau der Arbeitsproduktivität steigt dagegen um 1%. Für die empirisch orientierten Projekte des DFG-Schwerpunktprogramms" Industrieökonomik und Inputmärkte" liefern die Ergebnisse Hypothesen, die sich ökonometrisch testen lassen.
In den nächsten ein bis zwei Jahren wollen Bester und Petrakis ihr Modell zur Vervollständigung und Weiterführung um eine Variable  erweitern. Dabei sollen Annahmen über die Marktstruktur (Monopol, unvollständiger Wettbewerb) in das Modell mit einfließen. So soll z.B. der Einfluß von Gewerkschaften (gewerkschaftliche Lohnverhandlungsmodelle) auf das Angebot und die Nachfrage nach Arbeit analysiert werden.

Claudia Kurreck
 


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