Prix de Portrait de Paul-Louis Weiller" für Bertrand Freiesleben

Ich suche etwas wie die "wohltemperierte Raumform"



"Diese außerordentliche Auszeichnung kommt für mich fast unerwartet  früh", sagt Bertrand Freiesleben. Am 3. März 1998 wurde er mit dem mit 100.000 Francs dotierten Prix de Portrait en sculpture "Paul-Louis Weiller" ausgezeichnet. Der alle zwei Jahre von der französischen Académie des Beaux-Arts in Paris, im Rahmen eines international ausgeschriebenen Wettbewerbs verliehene Preis gehört im Bereich Skulptur zu den bedeutensten seiner Art. Und das nicht nur wegen des hohen Preisgeldes, sondern vor allem wegen der internationalen Teilnehmerschaft und dem internationalen Renomee der Académie.  Für Freiesleben war es die dritte Teilnahme am Wettbewerb. In diesem Jahr reichte er seine Beton-Plastik "Carlo" ein. Daß er ausgerechnet diesmal (nach zwei 5. Plätzen) gewonnen hat, empfindet er als besondere Bestätigung und Verpflichtung für seine Arbeit, denn während des Studiums mußte er seine praktische Tätigkeit auf wenige Arbeiten beschränken. Der Preis wurde ihm als erstem Deutschen in Paris überreicht.
Freiesleben, der 1967 in Lübeck geboren wurde, studierte zunächst in Kiel Bildhauerei. Von dort aus startete er zu einem "Frei-Semester" in die USA, aus dem dann ein ganzes Jahr bewegten künstlerischen Lebens vor allem in New York wurde. Unter dem Eindruck der Erfahrungen, die Freiesleben dort bei zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen sammelte, entstand der Entschluß, an das praktisch orientierte Bildhauerei-Studium noch das theoretisch ausgerichtete Kunstgeschichtsstudium anzuschließen. Denn, wie Freiesleben festgestellt hat, erfährt auch die plastische Form -wie alle anderen "Sprachen"- in den letzten Jahren vermehrt eine wissenschaftliche Untersuchung. "Es gibt neben der funktionellen Zwangsläufigkeit der natürlichen Erscheinungsformen auch etwas wie eine Syntax und Pragmatik im Einsatz der plastischen Form als Sprache. Diese ist Mathematikern und Produkt-Designern heute häufig vertrauter als Künstlern - doch gerade als Künstler interessiert mich, wie eine ästhetische Wirkung zustande kommt", erklärt Freiesleben. Aus diesem Grund kam er 1992 an die FU, wo er heute als Student eingeschrieben ist. Daneben bietet er als Lehrbeauftragter am Kunsthistorischen Institut Zeichenkurse an. Auch für diese Lehrtätigkeit kommt ihm seine Erfahrung als Künstler zugute.
Karsten Krüger

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