Humboldt-Forschungspreis für Paul Mendes-Flohr
Die Erforschung der modernen deutsch-jüdischen Geistesgeschichte als Lebensaufgabe
Paul Mendes-Flohr, Professor an der Hebrew University in Jerusalem, ist der Humboldt-Forschungspreis für herausragende ausländische Geisteswissenschaftler verliehen worden.Mit der Preisverleihung zeichnete die Alexander von Humboldt-Stiftung, auf Vorschlag von Prof. Peter Schäfer vom Institut für Judaistik der FU, Mendes-Flohr für sein Lebenswerk aus. Sein Lebenswerk umfaßt bisher über 10 Bücher, 20 herausgegebene Bücher und 150 wissenschaftliche Aufsätze. Als Träger des Humboldt-Preises wird es Mendes-Flohr ermöglicht, ein Jahr lang seine Forschungsvorhaben in Deutschland durchzuführen.
Der jüdische Wissenschaftler ist seit langem mit Deutschland und der FU verbunden. Vor fast dreißig Jahren war Mendes-Flohr schon einmal an der FU tätig: Im Rahmen seiner Doktorarbeit über Martin Buber und dessen Beziehung zur Soziologie erhielt er 1969/70 einen Lehrauftrag an der FU. Seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter war, wie er sagt, die Feuertaufe für seine Karriere als Forscher und Universitätsprofessor. Die Affinität zu Deutschland liegt aber auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit begründet. Sein Forschungsschwerpunkt ist die moderne jüdische Geistesgeschichte, die seiner Ansicht nach eine ihrer wesentlichen Wurzeln in der deutschen Philosophie und Kulturgeschichte hat. Deshalb nimmt ein Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeit auch die Forschung zur jüdisch-deutschen Philosophie des 20. Jahrhunderts und ihren Vertretern, Martin Buber und Franz Rosenzweig, ein. Diesen beiden bedeutenden jüdischen Religionsphilosophen gilt sein hauptsächliches Interesse während des Aufenthalts an der FU. So wird ein Forschungsprojekt die Aufarbeitung der Biographie Franz Rosenzweigs sein. Daneben organisiert Mendes-Flohr zusammen mit Schäfer ein Forschungsprojekt über Martin Buber: Im Laufe der nächsten 10 Jahre wird am Institut für Judaistik an der Herausgabe einer Ausgabe der Werke Martin Bubers in 22 Bänden gearbeitet. Mendes-Flohr wird noch bis Ende September in Berlin bleiben.
Iris Kampf
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