Margherita-von-Brentano-Preis 1996

Frauen, Forschen, Fördern


Für besonders hervorragende Projekte und Maßnahmen zur Förderung von Frauen schreibt die FU nun zum zweiten Mal den Margherita-von-Brentano-Preis aus. Er ist mit 20.000 Mark dotiert und kann auch geteilt werden. Die Auszeichnung wird auf V orschlag des zent ralen Frauenrates der FU durch den Präsidenten verliehen. Margherita von Brentano war bis zu ihrem Tod im Frühjahr letzten Jahres Philosophieprofessorin an der FU und von 1970 bis 1972 deren erste Vizepräsidentin. Sie befaßte sich sch on 1963 mit der Situation der Frauen an der Universität und in der von Männern dominierten Wissenschaftswelt.

Bewerben können sich einzelne Mitglieder der FU wie auch Gruppen oder Organisationseinheiten der Universität. Ebenso ist es möglich, Vorschläge einzureichen. Bewerbungen und Nominierungen müssen bis zum 23. Oktober beim Präsi denten der FU eingereicht worden sein.

Die PreisträgerInnen dürfen das Preisgeld nicht verjubeln, sondern müssen es - haushaltsrechtlich korrekt - im Sinne der Zielsetzung des Preises einsetzen.

Genau das hat Jutta Buchin, die Preisträgerin des Vorjahres, getan. Sechs Jahre lang hatte die Angestellte der Bibliothek des Instituts für die Geschichte der Medizin an der FU in ihrer Freizeit den Berufs- und Lebensweg von rund 800 Ärztin nen recherchiert , die bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in Deutschland approbiert wurden. Mit den 20.000 DM wurde ihre Arbeit schließlich belohnt. Davon schaffte sie einen Laptop für rund 3.500 DM an und es konnte ein Werkvertrag zum Weiterforschen finanziert werden. Als sie das Hochschulschriftenverzeichnis der Unibibliothek durchforstete, stieß sie noch auf mehr als fünfzig Ärztinnen, die zur Kaiserzeit ihre Ausbildung vollendeten und die wie ihre Kolleginnen von Zeitgenossen und Medizinge schichtsschr eibern totgeschwiegen wurden. Noch 1900 durften die gerade einmal dreißig damals in Deutschland praktizierenden Ärztinnen diese Berufsbezeichnung nicht führen. Die Auswahlkommission für den Brentano-Preis würdigte die Sisyphosarb eit von Buchin, m it deren Hilfe dann auch Ausstellung und Begleitbuch "Weibliche Ärzte - Die Durchsetzung eines Berufsbildes in Deutschland" entstanden. Wenn noch etwas Preisgeld übrig bleibt, möchte es die Hobby-Forscherin in diese Ausstellung stecken.

C.W./B.M.S


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