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Dieter Wedel



Den Eltern den Doktortitel versprochen: Sohnemann Dieter Wedel
Gerade mal 26 war Dieter Wedel, als er 1969 sein erstes Fernsehspiel für den NDR drehte. Zu jung, befand er selbst, mogelte ein paar Jahre hinzu und ließ sich einen Bart stehen. Dabei fehlte es ihm damals keineswegs an Erfahrungen als Autor und Regisseur. Schon als Schüler hatte er Stücke geschrieben, die er gemeinsam mit der Schulklasse auf die Bühne des Kurtheaters von Bad Nauheim brachte. Für sich selbst habe er damals natürlich am liebsten eine Doppelrolle geschrieben, gesteht Wedel lachend.

Seine schauspielerischen Fähigkeiten stellt der gebürtige Frankfurter heute zwar nicht mehr unter Beweis, doch als Autor, Regisseur und Produzent von Fernsehspielen wie "Schwarz-Rot-Gold", "Der große Bellheim" oder "Der Schattenmann" hat sich Dieter Wedel einen Namen gemacht. Etwas verwunderlich ist es schon, denn eigentlich hatte Wedel immer auf eine Karriere am Theater hingearbeitet.


Noch in Bad Nauheim wurde ein Bildhauer auf die Inszenierungen des jungen Wedel aufmerksam. Dessen Vater war Hans Knudsen, Professor für Theaterwissenschaft an der Freien Universität. Der Sohn vermittelte und Wedel ging zum Studium nach Berlin.

Neben Theaterwissenschaft standen z.B. Philosophie bei Weischedel und etwas Publizistik bei Dovifat auf dem Stundenplan. Das Studium begeisterte den Neuberliner wenig, denn wissenschaftliches Arbeiten fiel ihm schwer. Seine große Leidenschaft galt der praktischen Theaterarbeit und weniger der Theatertheorie. Doch es hieß durchhalten, denn: "Ich stand ja unter der Fuchtel des alten Herrn Knudsen." Außerdem hatte er seinen Eltern einen Doktortitel versprochen.

Während sich Wedel also mehr oder weniger durch das Studium schummelte, lebte er seine Lust am Theatermachen als Leiter der FU-Studiobühne aus. Begeistert erzählt er von dem Renommee, das die Studiobühne damals genoß; selbst bei Kritikerpapst Friedrich Luft fanden seine Inszenierungen hin und wieder Beachtung.

Mit 23 Jahren hatte Wedel bereits am Hebbel-Theater und im Amerika-Haus inszeniert, hatte nebenbei das Studium beendet und über "Expressionismus an Frankfurter Bühnen" promoviert. Seine Zukunft sah er am Theater, einen Vertrag als Oberspielleiter am Kieler Schauspielhaus hatte er schon. Doch es kam anders: Durch einige Hörspiele, die er für Radio Bremen geschrieben und realisiert hatte, wurde Dieter Meichsner, seinerzeit Fernsehspielchef beim NDR, auf Wedel aufmerksam. Der forderte ihn auf, doch auch einmal etwas fürs Fernsehen zu schreiben. Er tat's mit Erfolg und ging - statt nach Kiel zum Theater - nach Hamburg zum Fernsehen. Beim NDR leitete er nach kurzer Zeit eine ganze Abteilung, die Fernsehspiele entwickelte. Dort entstanden unter anderem die Semmeling-Geschichten "Einmal im Leben" und "Alle Jahre wieder", die satirisch den Hausbau und eine Urlaubsreise der Familie Semmeling schilderten und Dieter Wedel einem breiten Publikum bekannt machten.

Seit 1978 arbeitet Wedel als freier Autor und Regisseur mit seiner eigenen Produktionsfirma. Aktuelle Themen so wirklichkeitsgetreu wie möglich darzustellen, ist immer ein Hauptkriterium für seine Arbeiten gewesen. Damit jedes Detail stimmt, recherchiert er oft wochenlang. Die Wirkung, die Wedel dadurch teilweise erzielt, ist enorm. So führte zum Beispiel sein "Schattenmann" zu einer Gesetzesänderung über die Kompetenzen von V-Männern. Zur Zeit recherchiert Wedel "wie wild" beim Finanzamt, für eine Komödie, die im nächsten Jahr über die Bildschirme laufen wird.

Daß heute mehrere Versionen über sein Alter kursieren Ü er ist jetzt 53 Ü , scheint ihn eher zu amüsieren, als zu ärgern. Kurz denkt er über Sinn beziehungsweise Unsinn des Bartes nach und stellt fest: "Eigentlich könnte ich den ja langsam mal abnehmen!"

Christina Engel

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