Professor Michael Meier-Brügger lehrt seit Jahresbeginn Indogermanistik an der FU

Unterwegs im Gewirr der Kringel


Der Zürcher Meier-Brügger wohnt nahe der Kleingartenkolonie Rütlie
In Michael Meier-Brüggers Büro stehen noch die Umzugskartons, und die vielen Bücher sind auch noch nicht alle an ihrem Platz, aber die versinnbildlichte Kombination seiner Herkunft und seines Arbeitsgebiets hängt bereits an der Wand: Eine überdimensionale Swatch-Uhr mit griechisch-antiken Motiven. Der gebürtige Züricher, der seit diesem Semester eine Professur für Vergleichende und Indogermanistische Sprachwissenschaft innehat, beschäftigt sich neben anderen Sprachen bevorzugt mit dem Altgriechischen.

Für Sprachen hatte sich der heute 48jährigen schon früh interessiert. In der Schule lernte er Griechisch, Hebräisch und Latein, doch wollte er zunächst Pastor werden. Ein Professor der heimischen Universität Zürich weckte schließlich das Interesse des Gymnasiasten für die Sprachwissenschaft.

Auf Zürich folgten Auslandsaufenthalte in Erlangen, Paris und Harvard . Nach seiner Habilitation und einigen Jahren an mehreren Schweizer Universitäten übernahm Meier-Brügger im Hamburg die wissenschaftliche Leitung bei der Erstellung eines Lexikons des frühgriechischen Epos. Er führt sie seit Ende letzten Jahres ehrenamtlich von Berlin aus weiter. In seiner Forschungsarbeit versucht der Schweizer, Gemeinsamkeiten der indogermanischen Sprachen auf eine "Ursprache" zurückzuführen. Letztlich sei Sprache eine soziale Funktion, es gehe "ums Verstehen und Verstandenwerden". Das Verstehen der Sprachen, mit denen er sich beschäftigt, dürfte allerdings kaum leichtfallen, denn die alte Literatur muß oftmals auch in der Originalschrift bearbeitet werden, und die ist bei altpersischen oder altindischen Sprachen für Laien kaum mehr als ein Kringelgewirr.

Meier-Brügger gerät ins Schwärmen, wenn er vom Seminar für Vergleichende und Indogermanische Sprachwissenschaft in der Villa an der Fabeckstraße redet. Weil es so klein ist, ergibt sich ein enger Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden, meint der Professor. Er hofft, daß es so bleibt, wenn die Indogermanistik demnächst mit anderen sprachlichen Fachbereichen in einen gemeinsamen Neubau umzieht. Er sieht dies "mit zwei weinenden Augen", doch räumt ein: "Die Zentralisierung ist zur Standortsicherung wohl notwendig."

Der neue Wohnort jedenfalls ist bestens dazu angetan, wenig Heimweh aufkommen zu lassen: Das Haus steht an der Zürcher Straße, und vom Garten aus sieht Meier-Brügger die Kleingartenkolonie.

Birgit Bohn

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