Der Zahnmedizinstudent Andre Steiner ruderte in Atlanta zu Gold
The number One
Andre Steiner: Geschafft
"Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Andre Steiner. Wenn sie mit einem Olympiasieger sprechen wollen, sind sie an der richtigen Adresse." Bismarckstraße, gleich beim kleinen Wannsee, der Hausruderstrecke. Seit der 26jährige in Atlanta Gold mit dem Ruder-Vierer gewonnen hat, wollen ihn viele sprechen. Da wo Steiner herkommt, Protzen bei Neuruppin, wird die Lehrerin Steiner von ihren Schülern bestürmt: Die Autogrammfotos vom Sohn sind der Renner.Ein halbes Jahr Schuften für die Goldmedaille, zwölf Stunden täglich zuletzt in Mexiko. Alles andere war Nebensache, auch das Zahnmedizinstudium, von dem der Student ein Semester lang Urlaub nahm. Fifty-fifty, so dachte sich Steiner bei sei ner Immatrikula tion vor drei Jahren die Verteilung, doch in Wirklichkeit hat der Sport Vorrang. Freie Zeit bleibt kaum, ab und an Kino. "Vier Jahre bin ich jetzt in Berlin, aber die Stadt kenne ich kaum." Der Olympiasieger sagt das nicht gerade traurig, die Go ldmedaille in Atlanta läßt manche Zweifel vergessen und ist auch Antwort. "Wozu machst du das überhaupt?": Für den Olympiasieg. Trotzdem, jetzt ist erst mal Ruder-Pause und Zeit für Urlaub in Berlin.
Im Februar will Steiner sein Physikum machen und bis dahin wird das Studium dann doch einen Ruderschlag vorne liegen. Ein Volltreffer war es ohnehin, sagt er. Zum Semesteranfang läuft in der Klinik das Rennen noch einmal auf Video. Das hat Tradition, denn Steiners Boot siegt häufiger: 1993 war die selbe Besatzung, die jetzt Olympiagold gewann schon einmal Weltmeister. Alles erreicht also. Steiner will dennoch weitermachen, vielleicht bis zur nächsten Olympiade. Ein Leben ohne Rudern kann er sich derzeit nic ht vorstellen: "Wenn ich einmal ein paar Tage nicht trainiert habe, kann ich nicht schlafen."
Der Urlaubstag in Berlin war denn auch kurz. Vom Cafe Berio gehts zum kleinen Wannsee, zu Trockenübungen vorerst. Denn Ruder-Pause bedeutet nicht Abstinenz.
Holger Heimann
Neben Andre Steiner starteten drei Studentinnen der FU bei der Olympiade in Atlanta. Die angehende Archäologin Kristin Patzwahl lief über die Hürden, die Medizinstudentin Uta Pippig über die Marathondistanz. Karin Kauschke, die eben falls Medizin studiert, spielte für das Hockeyteam.
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