Professor Klaus Segbers ist neu in Berlin

Seine Stadt aber ist Moskau


Klaus Segbers hat eine Wohnung in Moskau. Hier in der Hauptstadt redet er mit Duma-Abgeordneten und mit russischen Wissenschaftlern. Doch reist Segbers weiter in die Regionen fernab der Zentrale, denn Rußland, so sagt er, läßt sich am wen igsten von hier aus verstehen. Und eben dies will er. Entgegen der Ansicht des russischen Philosophen Tjucev, der meinte, Rußland könne man nur erfühlen. Deutsche Wissenschaftler verfuhren, so glaubt jedenfalls Segbers, exakt nach dieser Maxime. -Die metho dischen Rückständ e sind dramatisch, die Kollegen in Großbritannien und den USA sind weit voraus.-

Klaus Segbers - und der Versuch, Rußland zu verstehen

Zunächst einmal aber müsse die deutsche Osteuropaforschung aus ihrem Schrebergarten heraus und rückgebunden werden an die Mutterdisziplinen, an Politik, Recht, Wirtschaft, um so wichtiger für Segbers, daß sein Lehrstuhl am Zentra linstitut Osteuropa mit ein em Bein auch im OSI steht. Seine Ansprüche sind hoch. Das Osteuropainstitut soll zu dem Ansprechpartner für Manager, Politiker und Journalisten in der Bundesrepublik werden. Dafür bringt der ehrgeizige Wissenschaftler einige Erfahrung mit nach Berlin. Ab 1990 war er fünf Jahre bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, dem wissenschaftlichen Politikberatungsinstitut für Regierung und Parlament im niederbayerischen Ebenhausen. Dort arbeitete Segbers eng mit Journalisten zusammen und lernte Forsch ungssprache ins Allgemeinverständliche zu übersetzten.

Doch viel hält er nicht von der deutschen Presseschar, die über das amorphe Gebilde, was einmal die Sowjetunion war, berichtet. Immerhin, Segbers räumt auch ein, wie schwierig eine gute Berichterstattung sei, wie schwierig also, Rußla nd zu verstehen und nicht bloß zu erahnen. Geduld und Verständnis verlangt er, und das Schwierigste, wozu er zuzeiten auch sich selbst ermahnen muß: Uneindeutigkeiten auszuhalten. Was der Professor denn auch den Studenten vermitteln will, ist nicht ein Bild, e s sind Ansichten: von Stimmungen, Intersessengruppen, Regionen.

Die Sowjetunion / Rußland ist mittlerweile sein Land geworden. Annähernd drei Monate ist der 42jährige jedes Jahr dort und immer unter Hochspannung. Es passiert so viel, eine -normale Rußland-Urlaubsreise- wäre da das unnorma lste für ihn.



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