Das war eine Überraschung für Silke Vry! Mit dem ersten Preis beim diesjährigen Türler-Cartoon-Wettbewerb hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, denn die Konkurrenz war groß: 28 Studierende hatten insgesamt 79 Arbeiten zur Bewertung eingereicht.
Silke Vrys Karrikatur "Berliner Meisterwerk" zeigt den Berliner Bären als halbverhüllte Venus von Milo. Die schöne, aber unvollkommene Bärin steht als Symbol für die ebenso unvollkommene Stadt Berlin. "Den ruinösen und fragmentarischen Zustand der Stadt wollte ich mit dieser Zeichnung zum Ausdruck bringen", so die 29jährige.
Cartoons zeichnet die gebürtige Erlangerin eigentlich erst, seit es den Türler-Cartoon-Wettbewerb gibt. Der Schweizer Juwelier und Uhrmacher Franz Türler hatte den Wettbewerb "Berliner Zeitzeich(n)en", der sich an die Studierenden verschiedener Berliner Hochschulen richtet, im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. "Berlin im Wandel der Zeit", so das Motto. Bis zum Jahr 2000 sollen junge Cartoonisten einmal jährlich miteinander wetteifern. Zur Jahrtausendwende wird dann eine große Ausstellung die gesammelten Werke der letzten sieben Jahre präsentieren und so einen humoristischen Gesamteindruck von der Entwicklung der Hauptstadt geben.
Wenn Silke Vry nicht gerade Cartoons zeichnet, studiert sie Theologie an der FU oder arbeitet als Archäologin. Das Studium der Klassischen Archäologie hat sie vor gut einem Jahr in Kiel abgeschlossen und schon an Ausgrabungen in Jordanien und Syrien teilgenommen. Der Entschluß zu einem Zweitstudium hatte keinen besonderen Grund: "Ich konnte mich einfach nicht damit abfinden, nicht mehr länger Studentin zu sein." Ob sie jedoch den Elan aufbringen wird, das Studium zu Ende zu bringen, weiß sie noch nicht.
Fest steht nur, daß sie auch in Zukunft zeichnerisch tätig sein möchte - die Berliner Zeitung machte ihr bereits ein Angebot. So wird sie die Berliner sicherlich noch mit so manchem Cartoon zum Schmunzeln bringen und wohl auch wieder im nächsten Jahr am Wettbewerb teilnehmen.
Christina Engel