Jedes Jahr im Sommerloch sind sie für so manche Schlagzeile gut - unsere Haustiere. Infektionskrankheiten, wie die Staupe drohen den gesamten Hundebestand unserer Stadt dahinzuraffen, sie werden vor dem Urlaub zu zehntausenden ausgesetzt, man läßt ihnen völlig neue krankengymnastische und tierpsychologische Behandlungsmethoden angedeihen. Manchmal werden sie auch als die Krankmacher dargestellt, die Allergien erzeugen, Kinder totbeißen und Infektionskrankheiten übertragen. Alle diese Schlagzeilen beherbergen ein Fünkchen Wahrheit, sie stellen aber immer nur einen kleinen Teil der Wahrheit dar, weil sie sonst nicht schlagzeilenträchtig genug wären. Sie sind positiv für die Tiere, wenn sie von einem Tierliebhaber, negativ, wenn sie von einem Gegner der Haustierhaltung geschrieben werden.
Ob Tiere den Menschen krankmachen, entscheidet die Art des Zusammenlebens
Tiere können natürlich, bedingt durch ihre üppige Körperbehaarung, Allergien erzeugen, die bei Menschen mit einem durch Streß und Umwelteinflüsse geschädigten Immunsystem lebensbedrohliche Zustände hervorrufen können. Bißvorfälle durch Hunde, in die vor allem Kinder, die mit Tieren sehr unbefangen umgehen, verwickelt sind, kommen leider immer wieder vor. Sie sind naturgemäß immer dann spektakulär, wenn Hunde der sogenannten Kampfhunderassen die Übeltäter sind, die wegen ihrer Größe und ihrer Kraft in der Lage sind das Opfer entsprechend "mediengerecht" zuzurichten. Die Ursachen dieser Unfälle sind in der Regel nicht im Verhaltensmuster der Tiere selbst zu suchen, sondern bei den Besitzern, denn diese Tiere sind nicht unbedingt aggressiver als Tiere anderer Rassen. Erst der verantwortungslose Umgang mit ihnen macht sie zu "Kampfmaschinen". Infektionskrankheiten werden zwar in beschränktem Maße von Tier zu Mensch, aber genauso oft auf umgekehrtem Wege übertragen. Schuld an diesen Infektionen ist allein die Art und Weise des Zusammenlebens zwischen Mensch und Tier, gerade in unseren Städten. Tiere werden häufig als Kindersatz oder als Ersatz für menschliche Lebens- und Sexualpartner gehalten, schlafen in den Betten der Menschen und fressen von den gleichen Tellern. Regelmäßige Vorsorgemaßnahmen, wie z.B. Wurmkuren, lehnen die Besitzer häufig mit dem Argument, "wenn unsere Minka Würmer hätte, würde ich das doch sehen", beleidigt ab. Bei einem so engen Kuschelverhältnis ist es logisch, daß nach einer gewissen Zeit eine gleichmäßige Besiedlung beider Partner mit Mikroorganismen stattfindet. Das würde aber auch geschehen, wenn zwei Menschen in engem Kontakt miteinander leben. Alle diese Probleme wären wesentlich geringer, wenn man das Tier Tier sein ließe, statt es zur Deckung zwischenmenschlicher Defizite zu mißbrauchen.
Siegbert Kramp-Zertani