Otto-Joachim Grüsser ist tot

Kompetent wie nur wenige


Otto-Joachim Grüsser


Am 17. Oktober starb nach langer schwerer Krankheit Professor Otto-Joachim Grüsser im Alter von 63 Jahren. Grüsser gehörte dem Physiologischen Institut in der Arnimallee seit dessen Gründung 1964 an. Nach der Ausbildung zum Nervenarzt kam er zunächst mit dem Ziel an die FU, sich nur für einige Jahre an einem Institut der theoretischen Medizin ganz der experimentellen Forschung zu widmen. Seine Habilitation im gleichen Jahr sowie die Ernennung zum Ordinarius für Physiologie 1971 veranlaßten ihn aber in Berlin zu bleiben. Er etablierte in den 31 Jahren seines Wirkens an der FU eine weltweit anerkannte Forschungsabteilung und vermittelte sein Wissen an eine große Zahl von praktisch und klinisch tätigen Ärzten und Neurophysiologen. Sein wissenschaftliches Arbeitsgebiet war die Hirnforschung. Seine doppelte Ausbildung in klinischer Medizin und Neurobiologie ließen ihn zu einem entscheidenden Vermittler zwischen den sich rasant vermehrenden Erkenntnissen über die Funktionsweisen des Gehirns und deren Anwendung in der kurativen Medizin werden.

Grüsser hat bis zuletzt an zahlreichen Projekten am physiologischen Institut und im Ausland gearbeitet. Daneben hat er sich in den letzten Jahren besonders für eine von gesellschaftlichen Zeitströmungen unabhängige biologische Forschung eingesetzt. Er war einer der wenigen, die kompetent den gesamten Stoff der Neurophysiologie in der Grundausbildung der Medizinstudenten vertreten konnten. Umfassend gebildet und vielseitig interessiert, konnte er fundierte Darstellungen der geschichtlichen Entwicklung der verschiedenen Zweige der Hirnforschung geben. Die Grundlagenmedizin hat mit ihm einen herausragenden Wissenschaftler und Lehrer verloren.

Jürgen Kröller


Ihre Meinung:

[vorherige [Inhalt] [nächste


Zurück zur -Startseite