"So 'bedeutend' bin ich nie dargestellt worden - auch zu AStA-Zeiten nicht. Herzlichen Dank." So stand es - verbunden mit der Bitte um zehn weitere Exemplare des FU:N-Heftes zur Berlinale '94 - im Fax von Jürgen Wohlrabe, des früheren Jura-Studenten und AStA-Vorsitzenden der FU, der eben diesen Weg gegangen war, vom AStA zu Asterix, vom Jura-Studium zum erfolgreichen Filmunternehmer. Später wurden wir eingeladen zum 60-Jahre-Jugendfilm-Verleih-Gartenfest und haben Wohlrabe, der schon gezeichnet war von seiner Krankheit, artig die besten Glückwünsche ausgesprochen.
Dabei war Wohlrabe eigentlich kein Mann für Artigkeiten. Er konnte ruppig sein, einschüchternd und weit über das Berlintypische hinaus direkt. Er konnte aber auch Kumpel sein, hatte Mutterwitz und ließ gelegentlich eine herbe Herzl ichkeit erkennen.
Auch politische Gegner rühmen seine Verläßlichkeit - was man mit ihm verabredet hatte, hatte Bestand. Daß er oft reaktionär genannt wurde, störte ihn nicht. Er wurde ohnehin zum "Verein für deutliche Aussprache" gez ählt.
Nach dem Fall der Mauer hätte der FU-Präsident in der Humboldt-Uni einmarschieren müssen, meinte der energische Einheitsbefürworter einmal, jetzt hatte die FU - aus seiner Sicht - eigentlich keine eigenständige Existenzberechtigung mehr. Als Lehrbeauftragter am Institut für Publizistik blieb er seiner alten Uni dennoch verbunden.
Christian Walther